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MEINE SCHARFE KRITIK – Berufsunfähigkeitsversicherung

Oma schwarz-weiß
Depotstudent Dominik
3.8
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Ich versuche seit geraumer Zeit, mir vernünftige Infos zusammenzusuchen, welche Fälle bei Berufsunfähigkeit eintreten könnten und wie damit umzugehen wäre.

Vieles, was ich im Internet oder in Büchern lese, auf Youtube sehe oder von Finanzberatern/Versicherungsmaklern etc. vermittelt bekomme, setzt aber an einem ungünstigen Kernpunkt an:

Angst

Emotionen bei Finanzfragen? Meistens nicht so gut und häufig sogar absolut kontraproduktiv.

Wenn ich danach frage, was es denn für konkrete Fälle gibt, wie die Krankheitsverläufe aussehen, was von Staat bzw. Kranken- und Rentenversicherung gezahlt wird, wie hoch der Einkommensbedarf tatsächlich bei Berufsunfähigkeit ist und so weiter und so fort, kommt oft nur wenig Substanzielles.

Deshalb versuche ich hier und heute etwas Phänomenales: Eigenverantwortliches Denken.

Berufsunfähigkeitsversicherung – Sinn oder Unsinn?

Den folgenden Fragestellungen möchte ich auf den Grund gehen:

  • Was konkret spricht gegen eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
  • Ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sogar Schwachsinn?
  • Oder macht eine Berufsunfähigkeitsversicherung WIRKLICH Sinn?

Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst im August 2019 erschienen. Ich habe mich in diesem Beitrag extrem kritisch mit dem Thema Berufsunfähigkeitsversicherung auseinandergesetzt. Nach vielen Gesprächen mit Finanzberatern und Maklern muss ich mein Fazit mittlerweile anpassen – für „gefühlt“ 99 % der Menschen stellt der Abschluss einer BU-Versicherung eine enorme Erleichterung und ein gutes Gefühl der Absicherung im Alltag dar.
Die meiner Meinung nach beste Makler-GmbH für Berufsunfähigkeitsversicherungen findest Du in diesem Erfahrungsbericht.

Das Wichtigste in aller Kürze

Berufsunfähigkeit = nicht mehr imstande, den zuvor ausgeübten Beruf auszuüben.

Wenn man also einen anderen Beruf (zum Beispiel mit niedrigerer sozialer Stellung oder mit erheblichen Gehaltseinbußen) ausüben könnte, ist man trotzdem berufsunfähig.

Bis Ende 2000 war man noch über die gesetzliche Rentenversicherung vor Berufsunfähigkeit geschützt, heute ist das nicht mehr der Fall, sodass man privat vorsorgen muss.

  • Bei Berufsunfähigkeit kann man weiterhin in einem anderen (nicht im alten) Beruf arbeiten – ein hoher Lebensstandard kann deshalb nicht immer aufrechterhalten werden, falls der neue Job weniger gut bezahlt ist.
  • Bei Erwerbsminderung kann man nicht (oder nur sehr begrenzt) in irgendeinem Beruf arbeiten. Daher wird die gesetzliche Erwerbsminderungsrente ausgezahlt, welche aber (alleine) sehr niedrig angesetzt ist. Der Lebensstandard muss im Regelfall sehr stark eingeschränkt werden und es ergibt sich eine mögliche Vorsorgelücke im Alter.
  • In sehr vielen Fällen besteht eine Berufsunfähigkeit nur temporär.
  • Bei schlimmen Erkrankungen (sog. Dread-Diseases) kündigt sich die Krankheit oft langsam an, die Diagnose wird gestellt und es verbleiben Jahre oder Jahrzehnte bis zu einem Erkrankungsgrad, der das Einkommen wegfallen lässt.
  • Wird man zum Pflegefall, sind die „normalen“ Lebenshaltungskosten wesentlich geringer (Nahrung, Urlaub) als davor. Die finanzielle Belastung ergibt sich hier aus den Pflegeaufwendungen (Betreuung, Heim). Dafür springt bis zu einem gewissen Grad die gesetzliche Pflegeversicherung oder (falls vorhanden) eine private Pflegezusatzversicherung ein.

Ablauf bei Auftreten einer Berufsunfähigkeit:

  • 6 Wochen Lohnfortzahlung (100 %)
  • 78 Wochen / 1,5 Jahre Krankengeld (70 %)
  • Ggfs. Arbeitslosengeld bei Arbeitsunfähigkeit vor der Erwerbsminderungsrente
  • Ggfs. Erwerbsminderungsrente (30 %)

Die Prozente beziehen sich auf das Einkommen, das vor der Berufsunfähigkeit bezogen worden ist.

Was tut der Staat?

Seite der Deutschen Rentenversicherung: Volle Erwerbsminderung

Hier ein kleiner Beitrag zum Thema Erwerbsunfähigkeit.

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Als konkrete Beispiele werden Heike Strunk mit Arthrose und Kerstin Niehaus mit einer psychischen Erkrankung genannt.

Was sie gemeinsam haben: Sie sind zu krank für den sogenannten allgemeinen Arbeitsmarkt. Und sie sind VOLL ERWERBSGEMINDERT. Das heißt, sie sind wesentlich mehr als „nur“ berufsunfähig.

Erwerbsminderungsrente = 1/3 vom monatlichen Brutto des davor ausgeübten Berufs abzüglich Sozialversicherungsabgaben

Was gibt es vom Staat? Die zweistufige Erwerbsminderungsrente (voll erwerbsgemindert oder teilweise erwerbsgemindert). Falls diese unterhalb der Grundsicherung liegt und kein Vermögen vorhanden ist, bezieht man die gesetzliche Grundsicherung.

Es verhungert niemand!

Bei Berufsunfähigkeit geht es um Statusabsicherung.

Wenn Du also 200.000 € im Jahr als Bereichsleiter verdienst, mit 40 Jahren an einer Depression erkrankst und danach in einen Beruf mit weniger Stress (z.B. Sachbearbeiter) wechselst, bekommst Du eine BU-Rente ausgezahlt. Das ist Statusabsicherung.

Ist Statusabsicherung und damit die Berufsunfähigkeitsversicherung Schwachsinn, Quatsch und reine Geldverschwendung? Sinn oder Unsinn?

Und die Rente?

Dass man bei lebenslanger Erwerbsminderung auch mit der Rente nicht reich wird, sollte denke ich klar sein. So sieht es konkret aus:

Mit Erreichen der Regelaltersgrenze wird Ihre Erwerbsminderungsrente durch die Altersrente ersetzt. Haben Sie eine volle Erwerbsminderungsrente bezogen, ändert sich der Zahlbetrag in der Regel dadurch nicht. Es ist aber auf jeden Fall gewährleistet, dass Ihre Altersrente nicht geringer ausfällt als die Erwerbsminderungsrente.

BMAS

Beispiele für Berufsunfähigkeit

Ich möchte es zunächst auf die wirklich grundlegenden Fähigkeiten herunterbrechen.

Folgende Fähigkeiten (in diesem Fall: Sinne) können Dir verlorengehen:

  • Hören
  • Sprechen
  • Sehen
  • Schmecken
  • Fühlen

Oder Du kannst nicht mehr:

  • Denken

Schlaganfall

Ein Schlaganfall kann drastische Auswirkungen auf kognitive und motorische Fähigkeiten haben. Diese können entweder nur vorübergehend einschränkend sein oder aber dauerhaft bestehen.

Hier das „Leben nach dem Schlaganfall“ einer jungen Frau.

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Es ist natürlich so, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung das Leben in solchen Fällen um einiges erleichtert. Erleichtert, ja. Ganz klar.

Ich würde mich in diesem Fall aber lieber um meine Genesung und eine Neuorientierung kümmern als um die Ansprüche aus der Berufsunfähigkeitsversicherung. Dann müssten über einen gewissen Zeitraum eben Teile meiner Ersparnisse genutzt werden, um diese Zeit zu überbrücken.

Es zweifelt ja wohl auch niemand ernsthaft daran, dass Julia Montaner in ihrem Leben wieder arbeiten wird, oder?

Sie scheint eine verständige Frau zu sein, deren kognitive und motorische Fähigkeiten noch nicht wieder voll hergestellt sind und die deshalb auch etwas langsam spricht. Aber: Selbst wenn sie hier keine weitere Besserung erfahren sollte, wird sie wieder ins Erwerbsleben einsteigen können.

Hier ein anderer Schlaganfallpatient:

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Parkinson

Die Angst vor sogenannten Dread-Diseases ist recht verbreitet und wird natürlich auch häufig in Verbindung mit finanziellen Schwierigkeiten gebracht.

Das Fortschreiten der Krankheit Parkinson und die Lebensgestaltung sind hier ganz gut dargestellt:

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Ab der Stelle 1:10 wird es interessant.

Ich finde es beeindruckend, wie diese Menschen sich mit einer (auf den ersten Blick extrem erschreckenden) Krankheit wie dieser arrangieren können.

Umschulungen oder Neuorientierungen sind teils unumgänglich. Aber die Menschen finden etwas, das Ihnen Freude bereitet und woraus sich Kapital schlagen lässt. Und das ist extrem wichtig zu wissen, wie ich finde.

Der Journalist kann weiterhin als Autor tätig sein und Timo, der seinen Job als CNC-Dreher mit Anfang 30 aufgeben musste, ist dazu in der Lage, mit dem Kopf zu arbeiten.

Ein anderes Beispiel wäre ein Steuerberater, der mit 55 Jahren an Parkinson erkrankt und deshalb nicht mehr so belastbar ist. Er könnte die Steuererklärung nur noch für Freunde und gute Bekannte machen und sich dadurch einiges an Stress sparen. Dafür ist es für ihn auch in Ordnung, dass er Gehaltseinbußen zu verzeichnen hat.

Bandscheibenvorfall

Lange Autofahrten als Vertriebler im Außendienst oder andere belastende Tätigkeiten können nicht mehr ausgeführt werden, sodass zum Beispiel ein unternehmensinterner Wechsel erfolgen muss oder die Tätigkeiten angepasst werden. In solchen Fällen empfinde ich eine BU-Versicherung wirklich als unnötig und sogar sinnlos.

Als Handwerker kann sich hier ein handfestes Problem ergeben, da eine Neuorientierung bzw. Umschulung erfolgen muss. Aber auch wenn es finanziell nicht notwendig wäre aufgrund der BU-Versicherung, würden viele Menschen aus einer inneren Motivation heraus wieder erwerbstätig werden. Und ohne BU-Versicherung finden sich natürlich genauso Wege, wie wieder in einem anderen Beruf gearbeitet werden kann.

Querschnittslähmung

Normale Bürojobs sind weiterhin ausübbar, wenn nur die Beine gelähmt sind. Bei Handwerkern oder anderen körperlich arbeitenden Menschen müsste teilweise ein Wechsel erfolgen.

Ist man ab dem Hals abwärts gelähmt, lassen sich Denkaufgaben übernehmen. Man ist dann ggfs. auf eine Assistenz, Sprachsteuerung oder andere Hilfe angewiesen, aber solange man denken und sich artikulieren kann, lassen sich hier gute Lösungen finden.

Wenn man nicht mehr denken und sich nicht mehr verständlich machen kann, bringt einem die BU-Versicherung auch nichts und ist nicht sinnvoll. Oder was tut man dann mit dem Geld?

Krebs (Chemotherapie)

Viele Krankenhausaufenthalte werden die Berufstätigkeit vorübergehend unmöglich machen. Im Falle einer temporären Erwerbsunfähigkeit ist es natürlich wesentlich einfacher und besser auf vorhandene Ersparnisse zurückgreifen zu können. Gegebenenfalls ist man auch gar nicht berufsunfähig, sondern einfach nur für eine gewisse Zeit arbeitsunfähig und bekommt deshalb die Lohnfortzahlung und Krankengeld.

Psychische Erkrankungen

Oft bedingt durch den jeweiligen Beruf sind psychische Erkrankungen ein möglicher Auslöser für Berufs- bzw. Erwerbsunfähigkeit. Diese Berufsunfähigkeit oder Erwerbsunfähigkeit ist in der Vielzahl der Fälle allerdings temporärer Natur.

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Hier werden von der Deutschen Rentenversicherung in erster Linie Depressionen und Angststörungen genannt.

Depressionen und Burn-Out bestehen nicht kontinuierlich mit der gleichen Heftigkeit, sodass im Regelfall keine lebenslange Berufsunfähigkeit oder Erwerbsunfähigkeit vorliegt. Kann also heißen: Monate, maximal wenige Jahre außer Gefecht, dann erneuter Einstieg.

Bei Depressionen sinken einigen Erfahrungsberichten zufolge die Ausgaben ganz drastisch, da ganz einfach kein Interesse an Konsum besteht. Und wer sich auf die Genesung konzentriert und kein Geld verschwendet, kommt ohne übermäßige Fixkosten auch nicht so leicht in finanzielle Schieflage. In diesen Fällen könnte eine Berufsunfähigkeitsversicherung daher tatsächlich Quatsch sein.

9 Gründe gegen eine Berufsunfähigkeitsversicherung

Wo genau setzt meine Kritik an?

Hier sind ein paar Gründe aufgeführt, die durchaus als Nachteile oder Contra Argumente zu verstehen sein können. Den wirklichen Kern der Problematik führe ich allerdings erst weiter unten aus. Warum keine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Das spricht gegen eine Berufsunfähigkeitsversicherung:

1. Es gibt keine existenziellen Risiken in Deutschland

Stichwort Grundsicherung. Macht mit Sicherheit keinen Spaß, aber Deine Existenz ist gesichert. Deshalb ist es auch so wichtig zu verstehen, dass die BU-Versicherung Deinen Status (!) absichert.

Das dicke Auto und große Haus sind keineswegs gesichert und das Vermögen muss erst aufgebraucht werden bis es Grundsicherung gibt. Aber Deine Existenz? Die ist Dir sicher.

2. Strategien der Verweigerung

Ein Argument, das es bei jeder Versicherung geben kann. Bei der BU hat es aber besondere Bedeutung, da man sich hier auf die Genesung konzentrieren sollte oder sich mit der neuen Situation zu arrangieren versucht. Für mich ein entscheidender Nachteil!

Die fast schon „offizielle“ Vorgehensweise der Versicherer umfasst folgende Schritte:

  1. Verzögerung
  2. Anzweifeln der Berufsunfähigkeit
  3. Verweisung auf eine andere Tätigkeit
  4. Vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung
  5. Angebot einer Abfindung

Habe ich für sowas im Falle einer Berufsunfähigkeit Energie? Wohl kaum.

Möchte ich vielleicht lieber ein paar Ersparnisse antasten und mich um mein neues Leben kümmern? Ich denke schon.

3. Du bist gezwungen, auf Dich selbst zu achten…

… wenn Dir bewusst ist, dass vieles an Deiner Arbeitskraft (nicht an Deiner momentanen Stelle) hängt. Und Du Dich bewusst gegen eine Berufsunfähigkeitsversicherung entschieden hast.

Wer sich Tag für Tag extrem antreibt und sogar selbst von einer Burnout-Gefahr sprechen würde, wird mit diesem Wissen vielleicht anders reagieren, als jemand der weiß, dass im Notfall eine BU-Versicherung da ist, wenn es gesundheitlich nicht mehr geht. Auch das kann eben ein Nachteil der Berufsunfähigkeitsversicherung sein.

Dann achtet man vielleicht tatsächlich besser auf sich selbst und hört auf den eigenen Körper. Dann reagiert man schneller, wenn der Rücken wehtut, der Bauch dicker wird oder man stark demotiviert bei der Arbeit ist und den dringend notwendigen Jobwechsel nicht mehr weiter nach hinten schieben sollte.

Das heißt selbstverständlich keinesfalls, dass sich alle Krankheiten durch Deine Lebensweise verhindern lassen!

4. Rechtsschutzversicherung als aufgezwungener Begleiter

Wer berufsunfähig wird und auf die Zahlungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung angewiesen ist, wird kaum das nötige Kleingeld (bzw. mehrere Tausend Euro) für einen Prozess haben.

„Einen solchen Rechtsstreit kann sich ein Versicherter in der Regel nur mit einer Rechtsschutzversicherung leisten.“

Verbraucherzentrale

Ein Argument, das also keinesfalls an den Haaren herbeigezogen ist. Denn wenn einem hier das Geld ausgeht, sieht es düster aus und man steht vielleicht tatsächlich ohne Leistungen aus der BU-Versicherung da und hat zusätzlich noch Prozesskosten zu tragen. Das spricht klar gegen eine Berufsunfähigkeitsversicherung und ist ein entscheidender Nachteil.

5. Vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung

Hier müssen Ärzte müssen von Schweigepflicht entbunden werden. Ob man das tatsächlich möchte, ist höchst fragwürdig. Wenn man sich hier weigert, sieht es allerdings schlecht aus mit der BU-Rente.

6. Saftige Zuschläge bei Vorerkrankungen und gefährlichen Hobbys

Kein Nachteil, der bei bestehender Berufsunfähigkeitsversicherung noch so relevant ist wie bei Abschluss, aber erwähnenswert. Denn es heißt nicht umsonst:

„Wer keine Berufsunfähigkeitsversicherung braucht, bekomme eine und wer eine BU-Versicherung braucht, kriegt keine.“

Absolut plausibel, dass die Versicherungsgesellschaften solche Angaben benötigen und damit entsprechend kalkulieren. Aber damit gibt es schon mal einige Personengruppen, die durch derartige Angaben entweder gar keine Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten oder nur mit extrem hohen Beiträgen.

7. Die konkrete Verweisung

Die sogenannte abstrakte Verweisung ist in aktuellen Vertragswerken nicht mehr zu finden. Dort müsste keine BU-Rente gezahlt werden, wenn man theoretisch noch einen Job ausüben kann, der einem eine vergleichbare Lebensstellung ermöglicht.

Dafür gibt es die konkrete Verweisung. Sie besagt, dass keine BU-Rente gezahlt wird, wenn sich der Berufsunfähige einen Beruf mit vergleichbarem Gehalt und vergleichbarer sozialer Stellung sucht und diesen tatsächlich ausübt.

Als Beispiel für die konkrete Verweisung lässt sich ein Tischlergeselle nennen, der bei einem Verkehrsunfall seinen Arm verliert und auf die Tätigkeit eines Fachverkäufers (Küchenberater) im Baumarkt verwiesen wird. Begründung: Er übt den Beruf tatsächlich aus, hat keine (großen) Gehaltseinbußen und die soziale Stellung ist vergleichbar.

Ein anderes Beispiel für die konkrete Verweisung ist ein Koch, der seinen Geruchssinn verliert, aber als erfolgreicher Fachautor für Kochbücher tätig ist.

Wenn Du Dir eine Stelle suchst, die erheblich schlechter bezahlt wird, hast Du weiterhin Anspruch auf die Rente (z.B. vertraglich geregelt, dass maximal 80 % verdient werden darf).

8. Beiträge sparen ist oft sinnvoller

Wenn man von temporärer Berufsunfähigkeit ausgeht und beispielsweise 150 € im Monat an Beiträgen zahlen müsste, ist man bereits nach wenigen Jahren in der „Gewinnzone“. Zumindest könnte man problemlos einige Monate überbrücken und wäre damit gar nicht auf die BU-Rente angewiesen. Man sollte natürlich nicht darauf spekulieren, dass man erst in vielen Jahren (wenn überhaupt) mal berufsunfähig wird. Trotzdem kann diese Sichtweise etwas Klarheit verschaffen.

Meiner Meinung nach ein starkes Argument, das gegen eine Berufsunfähigkeitsversicherung spricht.

9. Die BU-Versicherung ist in sich sinnlos

Dieser Ansatz basiert auf einer recht einfachen logischen Betrachtung:

Wenn ich nicht mehr in der Lage bin, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, die mir einen angemessenen Lebensstandard ermöglicht, bin ich auch nicht in der Lage, die Leistungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung wertzuschätzen („zu genießen“).

Solange ich aber die Leistungen aus der BU-Versicherung wertschätzen („genießen“) kann, bin ich auch in der Lage, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, die mir einen angemessenen Lebensstandard schafft.

Ganz konkret: Ich bin durch einen Unfall geistig behindert geworden und kann wenig bis nichts mehr tun. Arbeiten geht sowieso nicht. In diesem Fall fängt mich der Staat z.B. über die Grundsicherung oder die volle Erwerbsminderungsrente und ggfs. Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung auf. Das bedeutet also, dass mir ein Leben ermöglicht wird, das erst mal meine grundlegenden Bedürfnisse befriedigt. Angenommen, ich würde noch 2.000 € BU-Rente erhalten, stellt sich die Frage: Bringen mir diese 2.000 € denn überhaupt etwas? Oder ist das Quatsch und ich habe durch meinen Zustand sowieso gar nichts von dem Geld?

Solange ich aber von diesen 2.000 € einen wirklichen Nutzen habe, zum Beispiel weil ich gerne verreisen möchte oder mir ein Auto zulegen will oder sonst was, werde ich doch auch in der Lage sein, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Oder ist diese Betrachtungsweise nicht sinnvoll?

Ich sehe also gewissermaßen einen logischen Widerspruch darin, dass mir die BU-Rente nichts bringt, wenn ich sie bekommen würde und dass ich sie mir nicht fehlt, wenn ich sie nicht bekommen würde.

Also: Wozu dann bitte?

Das ist meiner Meinung nach der entscheidendste Grund, der gegen eine Berufsunfähigkeitsversicherung spricht.

Hier ein unschönes Beispiel, bei dem der Antragsteller/Erkrankte einen Fehler gemacht hat.

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Selbst bei diesem recht jungen Schicksal wäre der Erkrankte besser damit gefahren, wenn er die Beiträge angespart (und bestenfalls investiert) hätte. Und das rein finanziell gesehen. Da ist noch gar nicht die Rede davon, was für Strapazen der junge Mann auf sich nehmen musste.

Ein Liquiditätspuffer hätte ihm und der Familie viel Ärger erspart und er hätte sich voll auf die Genesung konzentrieren können.

Darum keine Berufsunfähigkeitsversicherung

Macht die BU-Versicherung in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung denn noch Sinn? Und verliert sie vielleicht sogar bald ihre Daseinsberechtigung?

Du bist noch in der Lage zu denken? Kannst entweder sprechen oder tippen oder am besten beides?

Nein?

Dann wirst Du auch von Deiner BU-Rente nicht viel haben bzw. sie nicht schätzen können.

Wenn Du wirklich so gut wie nichts mehr kannst, hast Du nicht viel von einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Du beziehst Erwerbsminderungsrente und hast minimale Lebenshaltungskosten. Das einzige Problem wird sein, dass Du einen hohen Pflegeaufwand hast. Aber hier gibt es ja wie gesagt die gesetzliche Pflegeversicherung, ggfs. eine private Pflegezusatzversicherung und eigenes Vermögen.

Ja?

Dann lässt sich auch Geld verdienen.

Vielleicht habe ich hier auch eine stark gefilterte Sicht der Dinge. Aber allein schon wenn ich sehe, wie man trotz Einschränkungen von zuhause aus Geld verdienen kann – egal ob Homeoffice als Angestellter oder in der Selbständigkeit – stellt sich mir die Frage, ob die Berufsunfähigkeitsversicherung vielleicht bald nicht mehr zeitgemäß sein wird. Ob das nun 500 €, 2.000 € oder 10.000 € im Monat sind, kommt ganz auf Engagement und Fähigkeiten an.

Und ob das jetzt Umfragen sind, mit denen man einen Zuverdienst hat, ob man Texte schreibt, als virtuelle Assistenz arbeitet oder sich tatsächlich langfristig etwas Werthaltigeres wie einen Blog, einen Youtube-Kanal, Online Shop oder sonst was aufbaut, sei mal dahingestellt. Aber Möglichkeiten gibt es. Und die Möglichkeiten werden immer besser und greifbarer. Texte übersetzen, online Recherche betreiben, … es gibt wirklich viele Möglichkeiten.

Aber ganz klar, der ehemalige Lebensstandard lässt sich damit nicht unbedingt aufrechterhalten. Aber dieses Risiko hat man ja sogar dann, wenn man vielleicht keinen neuen Job als Teamleiter findet und wieder als Sachbearbeiter ohne Personalverantwortung angestellt ist.

Falls Du einen hohen Lebensstandard hast, den Du unbedingt halten möchtest, ist die BU die Versicherung Deiner Wahl!

Aber ansonsten ist sie für den ein oder anderen vielleicht Geldverschwendung und einfach nicht sinnvoll.

Die Finanzen müssen aber grundsätzlich geordnet sein! Das heißt: Keine unverhältnismäßig hohen Verbindlichkeiten.

Berufsunfähigkeitsversicherung ist Luxus

Der Oberarzt, der nach einem Bandscheibenvorfall nicht mehr stehend operieren kann:

  • Arbeitet stattdessen in einer Praxis
  • Ist als Dozent tätig

Es gibt so viele Möglichkeiten.

Was die BU-Versicherung leistet und was sie nicht leistet

Sie kann die Abwendung von finanziellen Einbußen bei Eintritt einer Berufsunfähigkeit leisten.

Was sie aber nicht kann:

  • Gesundheit und Glück bescheren. Eine Erkrankung kann natürlich trotzdem für immer Teil des Lebens werden.
  • Den sozialen Status sichern. Beispielsweise bei Hirnschäden kann der soziale Status oder auch die Akzeptanz in der Gesellschaft (trotz stabiler Finanzen) gefährdet werden.
  • Freundschaften aufrechterhalten. Das soziale Leben kann sich nachhaltig verändern, auch wenn es finanziell keine Veränderung gibt. Auch z.B. durch Verschiebung von Interessen und Prioritäten.
  • Andere Versicherungen ersetzen wie z.B. eine Pflegezusatzversicherung.
  • Selbstverwirklichung absichern.

Wer aufgrund einer Einschränkung beispielsweise nicht mehr als Teamleiter oder begeisterter Entwicklungsingenieur tätig sein kann, kann das Finanzielle über eine Berufsunfähigkeitsversicherung aufrechterhalten. Der soziale Status kann aber aufgrund der eingeschränkten Erwerbstätigkeit NICHT abgesichert werden. Genauso wenig wie die ursprüngliche Freude am Arbeiten.

Du bist weiterhin schutzlos

Denn keine Versicherung kann Dich vor einer Krankheit oder einem Unfall schützen. Ein Denkfehler könnte sein, dass angenommen wird, dass man bei einer Berufsunfähigkeit immer noch so tickt wie man es momentan tut. Und einfach nur das Gehalt wegfällt. Aber so ist das nicht.

Du wirst irgendetwas tun

Es mag Fälle geben, bei denen zum Beispiel eine schlimme, tödliche Krankheit verhindert, dass in den letzten Phasen des Krankheitsverlaufs noch ein Beruf ausgeübt werden kann. Aber egal, ob eine geistige Behinderung vorliegt, ob man nicht mehr stehend arbeiten kann, ob man immer wieder depressive Phasen hat oder an einer stark voranschreitenden degenerative Erkrankung leidet:

Menschen finden gute Lösungen.

Und noch etwas.

Du wirst IRGENDETWAS tun.

Der eingeschränkte Mensch findet Freude daran, in einer Behindertenwerkstatt zu arbeiten, der Chirurg mit Bandscheibenvorfall entdeckt seine Passion fürs Dozieren und Bücher schreiben und der Parkinson-Kranke gibt Seminare, um anderen Erkrankten Mut zu machen und zu zeigen, wie sie ihr Leben meistern können.

Und auch wenn es nur so ist, dass Du Deine Mathekenntnisse etwas auffrischst und ein paar Stunden die Woche jungen Menschen Nachhilfe gibst. Es gibt so viele Möglichkeiten und Wege.

Viel kritischer sehe ich da fast schon die temporäre Berufsunfähigkeit, bei der es einfach mehr Sinn macht, etwas Geld auf der Seite zu haben und hoffentlich schnell wieder gesund zu werden. Für langfristige Berufsunfähigkeit muss man sich sowieso etwas einfallen lassen.

Und wenn es diese Möglichkeiten und Wege nicht mehr gibt, dann nützt Dir auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung nichts mehr.

Der Kern der Problematik

Für mich gib es zwei zentrale Aussagen, auf der die Argumentation gegen eine BU-Versicherung basiert.

Zum einen das bereits Erläuterte:

Kriegst Du eine BU-Rente, wirst Du sie nicht schätzen können. Kriegst Du keine BU-Rente, wirst Du sie nicht brauchen.

Und zum anderen folgender Punkt:

Es gibt viele Unwägbarkeiten im Leben. Ein Angehöriger wird zum Pflegefall, das Auto geht kaputt, Jobverlust durch schwache Konjunktur, der Mutter reicht die Rente nicht, …

Wie schaffe ich es, all diese Dinge irgendwie in den Griff zu bekommen? Alles versichern, was geht? Aber selbst da bleiben ja viele Themen nicht versichert.

Was ist sicherer (und deutlich lukrativer) als für viele Dinge viele Versicherungen abzuschließen?

Sich das Geld für die Versicherungen zu sparen und eigenes Vermögen aufbauen, aus dem für „Versicherungsfälle“ entnommen werden kann.

  • Du hast Angst um Deine Rente? Dann ist es ja noch besser, wenn Du eigenes Vermögen aufbaust und das Geld nicht in Versicherungen steckst.
  • Risikolebensversicherung? Wozu denn, wenn Du genug Geld hinterlässt, dass die Familie für eine gewisse Zeit versorgt ist?
  • Ich versichere auch nicht (zusätzlich zur Arbeitslosenversicherung), dass ich möglicherweise irgendwann meinen Job verliere. Wenn mir das Geld aus der Arbeitslosenversicherung nicht reicht und ich keinen neuen Job finde, stehe ich blöd da. Das Problem mit dem Jobverlust habe ich ja natürlich trotz Berufsunfähigkeitsversicherung noch.

Die BU-Versicherung ist also nur ein klitzekleines Mosaiksteinchen. Und wenn ich all diese kleinen Mosaiksteinchen versichern möchte, zahle ich mich dumm und dämlich. Und was viel wichtiger ist: Ich bekomme ja gar nicht jede Kleinigkeit versichert.

Dann doch lieber fleißig sparen und investieren. Denn dieses Geld ist nicht nur in einem bestimmten Fall verfügbar. Dieses Geld kann ich für jedes Szenario verwenden.

Mein eigenes Vermögen ist nicht zweckgebunden!

Hier kann man dann aber auch mit BU-Versicherung geschickte Lösungen finden, indem man eine Berufsunfähigkeitsversicherung nur laufen lässt, solange man sie wirklich braucht. Also meinetwegen in den ersten Jahren nach Berufsstart bis man einen schönen finanziellen Puffer aufgebaut hat.

  • BU-Versicherung nur bis zum 30. Lebensjahr?
  • BU-Versicherung erst ab dem 30. Lebensjahr wegen der Kinder?

Du entscheidest!

Ich werde zum Pflegefall? Und die gesetzliche Pflegeversicherung reicht nicht aus? Dann sollte man wohl auch eine Pflegezusatzversicherung abgeschlossen haben. Dann ist aber weniger das Problem, dass mein Einkommen wegfällt. Hier ist das Problem, dass es einen hohen Pflegeaufwand gibt, der gestemmt werden muss. Eine BU-Versicherung würde natürlich Erleichterung schaffen, aber mehr eben nicht. Für den Fall wäre eine private Pflegeversicherung angebracht und nicht unbedingt eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Jetzt kannst Du Dich natürlich schon absichern. Berufsunfähigkeitsversicherung, Pflegezusatzversicherung, Lebensversicherung, …

Auswahl gibt es ja mehr als genug. Aber was, wenn nicht Dir, sondern einer Person in Deinem Bekannten- oder Freundeskreis etwas passiert? Und Du die Person finanziell unterstützen musst (oder möchtest)?

Da nützt Dir das alles nichts.

Meine persönliche Konsequenz

Mir gibt es bei dieser ganzen Geschichte zu viele entscheidende Nachteile. Daher: Keine Berufsunfähigkeitsversicherung – zumindest zum momentanen Zeitpunkt.

Aber was, wenn ich Kinder möchte?

Ein Leben mit Familie und Hypothek

Was kostet ein Kind?

Mit Berücksichtigung der steuerlichen Vorteile kostet ein Kind verschiedenen Quellen nach noch etwa 100.000 €. Jedes weitere Kind wird etwas günstiger.

Wenn es Kinder geben soll, sollte ein Vermögen da, das die Familie für eine gewisse Zeit versorgen kann. Und das gilt ja nicht für Berufsunfähigkeit, sondern auch für Fälle wie Jobverlust oder anderes. Illusorisch, dass genug Vermögen da ist? Falls ja, kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung durchaus Sinn machen.

Wer es verpasst hat, die Finanzen vor Familiengründung angemessen in den Griff zu bekommen, tut wohl tatsächlich gut daran, eine BU-Versicherung abzuschließen. Und mit „angemessen im Griff“ ist vor allem gemeint, dass das Leben davon abhängt, dass jeden Monat das Gehalt überwiesen wird.

Alles andere wäre unverantwortlich. Und das sage sogar ich als eine der kritischen Stimmen, wenn es um das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung geht. 🙂

Für dauerhafte Berufsunfähigkeit/Erwerbsfähigkeit

Wie das mit dem Kinderwunsch aussieht, ist bei mir noch völlig unklar. Sollte es keinen Kinderwunsch geben, ist die Sache eher unkritisch. Dann bin ich in erster Linie mir selbst verpflichtet. Sollte es Kinder geben, kann es kritisch werden. Und da ich hier die kritischen Fälle betrachte, wird dieser Fall natürlich betrachtet. Mit einer Annahme.

Annahme: Etwa zum 35. Lebensjahr soll es Kinder geben.

Vor dem 35. Lebensjahr

Berufsunfähigkeit tritt vor 35 ein

Sollte ich vor dem 35. Lebensjahr berufsunfähig (nicht erwerbsunfähig!) werden, ist eine Umschulung oder (besser gesagt) Umorientierung unumgänglich. Dadurch, dass ich einen Bürojob ausübe, wird es auf eine Umorientierung rauslaufen. Sonst würde im Regelfall auch gleichzeitig eine Erwerbsunfähigkeit vorliegen.

Erwerbsunfähigkeit tritt vor 35 ein

Sollte ich vor dem 35. Lebensjahr erwerbsunfähig (und damit auch berufsunfähig) werden, sieht die Sache etwas anders aus.

Ich werde nicht den Rest meines Lebens „nichts“ tun. Und wenn ich wirklich nur in der Lage bin, „nichts“ zu tun, hilft mir eine BU-Rente auch nicht wirklich weiter.

Aber machen Kinder dann tatsächlich Sinn? Ich kann „keinen“ Beruf mehr ausüben als erwerbsgeminderte Person. Wie soll das dann mit Kindern funktionieren? Kann es nicht und daher wird der Kinderwunsch hier das Nachsehen haben müssen, fürchte ich. Sofern der Kinderwunsch in einer solchen Situation überhaupt so ausgeprägt ist, dass man sich das ausgiebig überlegt.

Aber seien wir ehrlich: Wenn ich voll erwerbsgemindert bin und meine Kinder weder finanziell noch emotional versorgen kann, werde ich keine Kinder in die Welt setzen.

Mit dem Wissen, dass ich den Kinderwunsch ohne BU stemmen können möchte, muss meine Finanzplanung natürlich angepasst werden. Und das heißt konkret: Lebensstandard nur langsam erhöhen, Finanzen im Griff haben, ETF-Depot weiter ausbauen, weitere Einkommensquellen erschließen.

Zwischen dem 35. und dem 55. Lebensjahr

Berufsunfähigkeit tritt zwischen 35 und 55 ein

Wie oben beschrieben muss auch hier eine Umorientierung erfolgen und genug finanzieller Puffer vorhanden sein, um diese Umorientierung durchführen zu können.

Da man Kinder normalerweise nicht ohne einen Partner bekommt, darf man diese Tatsache auch nicht vollkommen außen vor lassen.

Hier geht es keinesfalls darum, die Verantwortung abzugeben! Aber ist es nicht realistisch anzunehmen, dass man sich hier als Paar besser arrangieren kann als Einzelkämpfer?

Erwerbsunfähigkeit tritt zwischen 35 und 55 ein

Ja, hier muss dann eventuell ein größerer Teil vom ETF-Depot dran glauben. Da wird dann über einen gewissen Zeitraum kontinuierlich entspart – dadurch ist das Risiko auch nicht übermäßig groß, dass „alles“ in einem Börsencrash verkauft werden muss.

Die Erwerbsminderungsrente und andere staatliche Zuschüsse werden nicht ausreichen, um „anständig“ leben zu können. Aber wenn hier auf Reserven zurückgegriffen werden muss bis die Kinder aus dem Haus sind, dann ist das eben so. Und das muss stemmbar sein. Voraussetzung ist natürlich, dass die Sparanstrengungen im Vorfeld an die zukünftigen Pläne angepasst werden.

Nach dem 55. Lebensjahr

Berufsunfähigkeit tritt nach 55 ein

Da möchte ich meine Schäfchen eigentlich soweit im Trockenen haben. Die Kinder sind vielleicht schon aus dem Haus und ich muss schauen, wie ich mich beruflich in Zukunft aufstelle.

Erwerbsunfähigkeit tritt nach 55 ein

Wenn es hart auf hart kommt, muss sich ein junger Erwachsener selbst versorgen können. Die Unterstützung meinerseits sollte aber mit 55 Jahren kein Problem mehr darstellen bis sie wirklich auf sicheren Beinen stehen.

Sinn oder Unsinn? Mein Fazit

Wie Du wahrscheinlich bemerkt hast, bedeutet das (momentane) Ablehnen einer Berufsunfähigkeitsversicherung für mich nicht, dass ich mich jetzt zurücklehne und das Beste hoffe. Es bedeutet für mich schlicht und ergreifend, dass ich andere Konsequenzen ziehen muss.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung an sich ist keinesfalls unnötig oder sinnlos. Aber es gibt meiner Meinung nach Wege, die wesentlich sinnvoller sind.

Vom Aufbau eines Vermögens über einen Cashflow aus Aktien oder Immobilien und der Erschließung weiterer Einkommensquellen gehe ich hier einiges an.

Und dieses proaktive Übernehmen von Verantwortung gefällt mir persönlich wesentlich besser, als sich (nur) darauf zu verlassen, dass andere Parteien sich um mein Wohlergehen kümmern.

Und am Ende hätte ich im Wort Case dann auch noch Versicherungen, die gar nicht zum eingetretenen Szenario passen. Und das ist dann nochmal eine Stufe schlimmer.

Ein Kinderwunsch manifestiert sich, ich habe nicht genug Geld auf der Seite, um die Kinder zu finanzieren und hatte in den letzten 5 Jahren keine nennenswerten Erkrankungen? Dann kann ich immer noch eine BU-Versicherung abschließen.

Das größte Risiko

Das größte Risiko ist für mich folgendes: Mit 30, 35 oder sonst wann möchte ich Kinder, habe es verpasst, Vermögen aufzubauen und bekomme leider keine Berufsunfähigkeitsversicherung mehr. Der Kinderwunsch geht zwar in Erfüllung, aber kurze Zeit später bin ich auf Erwerbsminderungsrente angewiesen.

In allen anderen Fällen bin ich primär mir selbst verpflichtet. Und mir selbst verpflichtet bin ich immer, egal was ich tue.

Ein bisschen Ironie am Schluss

Da zahlt manch braver Erwerbstätiger jahrelang für eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Klar, wenn das Einkommen weg ist, kann es in dieser Zeit kritisch werden. Aber es gibt einen weiteren entscheidenden Grund, falls die Berufsunfähigkeit über eine längere Zeit oder für immer besteht: Altersarmut vermeiden.

Denn dem Erwerbstätigen wurde ja gezeigt, dass er beim Verlust des Arbeitseinkommens eine Vorsorgelücke im Alter hat. Brav werden also monatlich 150 € in die BU-Versicherung gesteckt.

Ist ja auch schön, dass er dann im Alter versorgt ist, wenn er berufsunfähig wird.

Nur doof, wenn die Vorsorgelücke im Alter nicht geschlossen ist, wenn er nicht berufsunfähig wird. Und zwar, weil die 150 € im Monat sonst beispielsweise in einen ETF-Sparplan geflossen wären.

Und das ETF-Depot hätte auch in Zeiten einer Berufsunfähigkeit genutzt werden können. Das ist ja zum Glück nicht zweckgebunden. 😉

Es spricht meiner Meinung nach einiges gegen eine Berufsunfähigkeitsversicherung – ein gewisses Maß an Kritik an der BU-Versicherung ist also durchaus angebracht. Als Schwachsinn, Geldverschwendung, Unsinn, Quatsch oder unnötige Versicherung würde ich sie keinesfalls bezeichnen. Aber der eine oder andere denkt vielleicht nach diesem Beitrag etwas anders über die BU-Versicherung.

Wenn Du Dir konkrete Angebote von BU-Versicherern einholen möchtest, empfehle ich Dir meinen Erfahrungsbericht zu einem Spezialisten für BU-Versicherungen. Vom Abschluss über Online-Portale bin ich beim Thema BU absolut nicht überzeugt. Es kommt nämlich stark darauf an, dass die Gesundheitshistorie ausführlich aufbereitet wird und Dein Makler Dir im Leistungsfall hervorragend zur Seite steht.

Dein Depotstudent Dominik

Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst im August 2019 erschienen. Ich habe mich in diesem Beitrag extrem kritisch mit dem Thema Berufsunfähigkeitsversicherung auseinandergesetzt. Nach vielen Gesprächen mit Finanzberatern und Maklern muss ich mein Fazit mittlerweile anpassen – für „gefühlt“ 99 % der Menschen stellt der Abschluss einer BU-Versicherung eine enorme Erleichterung und ein gutes Gefühl der Absicherung im Alltag dar.
Die meiner Meinung nach beste Makler-GmbH für Berufsunfähigkeitsversicherungen findest Du in diesem Erfahrungsbericht.

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31 Kommentare

  1. Sorry für die harten Worte, aber solch einen Artikel kann nur jemand schreiben der keine Ahnung davon hat. Du nimmst die Risiken etwas auf die leichte Schulter, während die Nachteile einer BU übertrieben werden.

    Psychische Erkrankungen sind bei weitem nicht so harmlos wie du sie darstellst. Das ist in schwereren Fällen nicht heilbar sondern nur etwas kontrollierbar und das geht nicht einfach so weg. Und in einer manischen Phase kann man durchaus mal den einen oder anderen Euro ausgeben.

    Was ist mit schwereren Krankheiten neben Bandscheibenvorfall? Es gibt äußerst fiese Nervenkrankheiten die unheilbar sind oder autoimmun Sachen die dich ein ganzes Leben begleiten und schlimmer statt besser erden.

    Ich habe das mit erlebt wie Leute jahrzehntelang (!) unter solchen Sachen gelitten haben. Das geht nicht weg, das bleibt. Und ja, das macht mir Angst. Zumindest will ich mir keine Gedanken darüber machen müssen ob das Geld diesen Monat noch für den Einkauf reicht.

    Es geht bei der BU um Absicherung von existenziellen Risiken. Den Ausfall von sehr viel Potential Geld zu verdienen und Vermögen aufzubauen. Das ist mir die 30-50 Euro die eine BU kostet wert.

    1. Hallo Christian, es geht eben genau nicht um existentielle Risiken – das wird doch im Artikel gut dargelegt. Niemand verhungert in Deutschland. Es geht um Statuswahrung und das kann in manchen Fällen Sinn ergeben (Hauptverdiener der Familie fällt aus, Haus muss verkauft werden etc.), aber in vielen Fällen hätte man anders besser vorsorgen können.

      Natürlich kann ich aber verstehen, dass man sich Sorgen macht, wenn man entsprechende Krankheiten miterlebt und vielleicht sogar genetisch vorbelastet sein könnte. Klar wird es immer Fälle geben, in denen die Menschen mit BU sehr gut beraten waren. Man muss aber immer das eigene Leben und die eigenen Voraussetzungen betrachten. Wenn es in deinem Fall Sinn ergibt, dann wird dich niemand daran hindern, eine solche Versicherung abzuschließen. Meiner Meinung nach sollte jedoch niemand unkritisch eine solche extrem teure Versicherung abschließen, nur weil es von irgendwelchen „Experten“ empfohlen wird. Die gehen vom durchschnittlichen Leben in Deutschland aus. Ob man irgendwelche genetischen oder lebensstilbedingten Risiken hat oder auf andere Weise vorsorgt (z.B. Anstreben der finanziellen Freiheit) wird in solchen allgemeinen Empfehlungen überhaupt nicht berücksichtigt. Ebensowenig, dass gerade die „Hochrisiko“-Berufstätigen eine solche Versicherung überhaupt nicht bekommen.

      1. Was ich hier lese, weist darauf hin, dass die ablehnenden insgesamt in der Lage waren, selbst vorzubeugen und dann benötigen sie keine BU.
        Wie der autor oben aber auch treffend schrieb:
        Ein BU soll, egal ob kurz- oder langfristig, den Lebensstandard sichern helfen. Und NICHT die Vorsorge für das Alter anzugreifen und später mächtig in die Röhre zu schauen – so der oder die Betroffene sich so etwas überhaut leisten konnte!
        Und wenn ich meinen Beruf nicht mehr ausüben kann, möglicherweise andere Dinge aber noch kann, die wesentlich weniger einbringen, dann ist diese Versicherung genau die, welche das ermöglicht.
        Und wenn man jetzt bedenkt, dass die Mehrzahl der Deutschen dank unseren tollen Regierungen, die D zu einem Billiglohnland werden ließen, für o. beschriebene Rücklagen kaum bis gar kein Geld aufwenden konnten (Riester ist eh noch die größte Lachnummer in dem Sinne – ich habe es mal VOLLSTÄNDIG durchgerechnet, da müßte man über 90 Jahre alt werden,damit man wenigstens das eingezahlte Geld raus bekommt, OHNE Inflationsausgleich!) sit es zumindest eine Möglichkeit sich abzusichern, falls ein BU eintritt.
        Aber auch das wurde ja oben so ganz nebenbei und KURZ erwähnt.
        Nicht berücksichtigt wurden z.B.:
        A. Spätzünder, die sehr lange kaum etwas verdienten und jetzt zumindest die letzten 10-15 Jahre bis zur Rente, die auch nicht üppig sein kann, absichern wollen
        B. Früher, aus dem Zwang heraus, weil sie nichts anderes bekamen, zu minimalen Vergütungen, Selbstständig gewesene, die zumindest die letzten Jahre noch ein bezahlbare Absicherung sich leisten wollen.
        C. verschuldete, die ansonsten gaaaanz blöd aus der Wäsche schauen: Haus weg, Auto weg, Kinder keine Geschenke mehr, etc.
        Bleibt also nur das Fazit, welches den dedizierten Kundenkreis anspricht und dort nachvollziehbar ist. Für den Rest gilt das eben nicht.

  2. Ich habe den Artikel weitesgehend gelesen, aber konnte ihn irgendwann nur noch überfliegen. So viel unqualifizierten Mist habe ich selten gelesen. Typisches Bild eines jungen ETF Jünger der denkt weil er einer der wenigen ist die investieren die welt verstanden zu haben und deshalb wird alles easy. Mal nur um ein Kritik Punkt anzugeben, denn daran sieht man völlige Inkompetenz zum Thema: Aufbau eines Cashflows durch Vermögen. Ja ist richtig , wenn ich es früh genug geschafft habe meinen Lebensunterhalt komplett durch passives Einkommen zu decken ist die BU völlig unnötig. Aber auf dem Weg dahin kann vieles passieren, und dann anzunehmen das man Lieber das Geld was man ohne die Versicherung spart und selbst anlegt für den Cashflow. So habe ich es interpretiert ist ziemlicher Müll. Als würde man wissen wann die berurfsunfähigkeit eintritt. Eine Versicherung deckt das Risiko wo man nicht weiß wann es Eintritt, und ich stehe wohl kaum am Ende des Arbeitsleben da und ärgere mich Jahre lang Beiträge gezahlt zu haben, und dann aufgrund von Krebs doch nicht meine BU Rente bekommen zu haben. Und am Thema Krankheiten klein reden, sieht man die gleiche Jugendliche Inkompetenz. Sorry für die harten Worte aber vom Inhalt her schwacher Artikel.

  3. Hallo Depotstudent! Zu einem ähnlichen Ergebnis bin ich auch schon gekommen: Eine BU ist rausgeworfenes Geld, vielleicht nicht in jedem, aber sicherlich in meinem Fall. Ich habe einen klassischen „Bürojob“ und kann mir nur schwer vorstellen, welche Krankheit ich haben müsste, damit ich diesen dauerhaft schon in jungen Jahren nicht mehr ausüben kann.
    Am wahrscheinlichsten erscheint mir noch ein Unfall, was ich durch die wesentlich günstigere Unfallversicherung abgesichert habe. (Das wird immerhin auch unabhängig von Berufsunfähigkeit gezahlt – ein Rollstuhl schließt eine Bürotätigkeit ja nicht aus.)
    Psychische Erkrankungen wie Depression, Burnout bestehen ja meist nur eine Zeit lang. Für diese Zeit braucht man keine Versicherung, sondern einen finanziellen Puffer.
    Bei tödlichen Erkrankungen wie Krebs bringt die BU auch nicht viel, da sich die Berufsunfähigkeit i.d.R. auf ein paar Jahre vor dem Tod beschränkt.
    Viele andere Erkrankungen treten erst im höheren Alter auf und sind vor dem 50. Lebensjahr sehr selten. Zu diesem Zeitpunkt habe ich vor, bereits finanziell frei zu sein.
    Der im Beispiel genannte Schlaganfall könnte mir noch am wahrscheinlichsten gefährlich werden.
    Aber ich bin normalgewichtig, Nichtraucherin und nehme keine Medikamente. Für ein Risiko im geschätzt niedrigen einstelligen Prozentbereich so viel Geld zu zahlen und das nur zur „Statussicherung“, erscheint mir fragwürdig.

    Ja, wer Familie haben will, Hauptverdiener ist und praktisch im Alleingang einen Immobilienkredit abzahlen muss, sollte es sich gut überlegen. Auch wenn man weiß, dass man bis zur Regelaltersgrenze arbeiten will/muss (kann bald schon 70 sein), sollte man sich über mögliche Gebrechen in diesem Alter Gedanken machen.
    Ich strebe lieber nach finanzieller Freiheit, denn davon habe ich in jedem Fall etwas und nicht nur, wenn ich krank werde.

    Fazit: Wer eine bekommt, braucht keine und wer eine braucht, bekommt keine BU – ein wahrer Satz.

    1. Hallo liebe Mitleserin, ich weiß nicht ob ich das falsch verstanden habe aber ich finde die Aussage das eine psychische Erkrankung nicht lange dauert als sehr gewagt. Ich habe so einen Fall in der Familie und die BU zahlt jetzt schon 5 Jahre in Folge und hat so nicht nur das Leben meiner Bekannten gleich bleiben lassen sondern auch die Sorge verblassen lassen jetzt auch noch in finanzielle Schieflage zu geraten.
      Das Beispiel mit der Unfallversicherung hat mich allerdings zum schmunzeln gebracht. Ich würde da dir gerne mal empfehlen die Begriffe und die Regularien für eine Unfallversicherung genau und noch genauer zu lesen, denn wenn ich das lese, erkenne ich eine Blauäugigkeit die kolossal ist, bei allem Respekt bitte ich dich dort erstmal richtig zu informieren und dann solche Äußerungen zu tätigen. Diese beiden Versicherungen zu vergleichen ist einfach töricht.

    2. Ihr habt doch keine Ahnung vom Leben!

      Ich habe mit meiner Frau ein altes Haus gekauft und saniert, Kinder bekommen und ein schönes Leben geführt.

      Wir rauchen nicht und Alkohol gibt es nur zu besonderen Feierlichkeiten.

      Zu dem waren wir kerngesund.

      Und plötzlich, mit Anfang 30 bekommt meine Frau die Diagnose Hirntumor.

      Ohne die BU Versicherung hätten wir das Haus nicht behalten können, weil wir die Raten nicht mehr hätten bezahlen können. Dies hätte den Umzug in eine Mietwohnung bedeutet.

      Natürlich ist es nichts schlimmes zur Miete zu wohnen aber erklärt das mal den Kindern, die sich dann eventuell ein Zimmer teilen müssen.

      So wäre zu den Sorgen und Ängsten, die man in so einer Situation eh schon hat, auch noch diese Belastung gekommen.

      Es geht hier also nicht um Statuserhaltung, es geht um den Erhalt eines Stücks Normalität! Und das ist extrem wichtig!

      Und zwar für alle!

      Und auch mit sparen kann man sich nicht genug Vermögen aufbauen.

      Im übrigen hat meine Frau mit 19 ihre BU abgeschlossen und monatlich 25,- Euro bezahlt. Sie bekommt heute 1.000,- Euro jeden Monat. Genau das was uns fehlt.

      1. Hallo,

        wenn die BU nur 25€ kosten würde ist es kein Problem geben aber wenn die BU 100€ im Monat kostet, muss man sich das 3fach überlegen

  4. So ein dämlicher Artikel…..

    Ich war Berufsunfähig.

    Nach einem Autounfall in 2003 hat mein bester Freund sein Leben verloren. Ich bin als Überlebender aus dem Auto gekrochen und war wie ein Wunder unverletzt. (Reifenplatzer gegen Baum mit 150 kmh auf der Autobahn)

    Wie gesagt, unverletzt…. ich habe fast drei Jahre gebraucht um wieder zu mir zu finden…. und zwar psychisch.

    In der Zeit hätte ich mit der Grundsicherung alles verloren….

    Wenn man glaubt dass einem so etwas nicht passieren kann dann glaubt man dem Artikel.

    Beispiele für Berufsunfähigkeit sind auch schicksalsschläge die einen indirekt treffen…. UND JAAAAA JEDER WILL SEINEN STATUS BEHALTEN. Denn RÜCKSCHRITT ist nie gut.

    1. Und warum genau sollte der Artikel nun „dämlich“ sein? Er weist doch genau auf derartige „dämliche“ emotionale Meinungen, wie die geschilderte hin.
      Mit der Grundsicherung alles verloren? Das ist ebenfalls der Wahrheitsgehalt wohl sehr mickrig…

      1. Der geschilderte Fall ist eine Tatsache keine Meinung. Eine emotionale Meinung entsteht, wenn man jetzt diesen Fall als Anlass nimmt einen BUV abzuschließen oder nicht abzuschließen. Ohne die Logik zu überprüfen.

        Grundsicherung bedeutet max. 5.000 € Vermögen. Damit wäre in der Tat nicht alles verloren. Kommt aber darauf an, wie viel Vermögen man besitzt. So ein Leben ist ja teuer, Miete und Krankenkasse kosten schnell mal 700 € und mehr. Besitzt man also 30.000 €, darf man das die ersten 2 Jahre aufessen, bis man Grundsicherung bekommt. Und von 30.000 € auf 5.000 € fühlt sich für die meisten schon an wie „alles verloren“. Die Freibeträge für bei Hartz 4 für einen 30-jährigen sind ähnlich, wenn nicht zufällig das Geld in einer Altersvorsorge (Versicherung!) liegt.

  5. Servus. Also zum einen kannst du die Fälle die zu BU führen, bei Franke und bornberg erfragen, oder eben bei den Gesellschaften selbst. Zum anderen ist eine BU mit au absolut sinnvoll für vertriebler, denn ich bin wegen eines bandscheibenvorfalls BU. Bei weiteren Fragen stehe ich dir gerne zur Verfügung.

  6. Keine BU zu haben, obwohl man eine bekommen könnte, ist schlicht asozial. Asozial gegenüber den (zukünftigen) Kindern, die auf Hartz4-Niveau aufwachsen; asozial seinem Partner gegenüber, der mit seinem Einkommen einspringen muss; asozial gegenüber Eltern und Geschwister, die einen nicht am Hungertuch nagend leiden sehen wollen und letztendlich asozial gegenüber der Gesellschaft, die mit Hartz4/Grundsicherung dafür aufkommen muss.

    Im Grunde passiert hier dasselbe, wie bei den Banken. Die Banken haben jahrelang große Gewinne eingefahren und als das Risiko (was natürlich immer minimal war) dann doch eingetreten ist, muss die Gesellschaft (also jeder einzelne Bürger) sie retten.

    Wer will sich denn bitte so asozial verhalten?

    Wenn ich später Zeit habe, geh ich noch mal näher auf die Kritikpunkte ein.

    1. selten so gelacht. Das hat nichts mit asozial zu tun. Jeder Arbeitnehmer zahlt in alle nötigen Kassen ein, um eben seine Existenzgrundlage zu behalten… die BU ist eine freiwillige(!!!) Zusatzleistung, die man haben kann, aber nicht muss!

      1. Was bedeutet asozial? Asozial bedeutet gemeinschaftschädigend.

        Wenn jemand den Gewinn alleine einstreicht und die Risiken dafür der Gemeinschaft aufbürdet, dann ist das asozial. Das kennen wir alle. Der CEO kriegt einen fetten Bonus, während 5.000 Angestellte entlassen werden. Die Banken richten die größte Wirtschaftskrise der Welt an und werden von unserem Steuergeld gerettet. Der Arbeitgeber zahlt einen Hungerlohn, so dass man aufstocken muss (heute zum Glück mit Mindestlohn fast Geschichte). Manche sagen sogar, dass Arbeitslose und Asylsuchende sich einfach aus unserer Gemeinschaft bedienen ohne jemals was dafür gegeben zu haben oder was dafür geben zu wollen.

        Und in diesem Sinne ist es auch asozial keine BUV zu haben, wenn es möglich wäre. Man streicht den Gewinn (immerhin 50-150 € im Monat) ein und wenn etwas passiert, dann steht die Gemeinschaft dafür gerade.

        Natürlich zahlen wir alle in die sozialen Sicherungssystem ein. Aber das ist doch nicht der Zweck a la „jetzt hab ich was eingezahlt, jetzt will ich auch was raus haben“. Die Idee ist doch, dass die Schwächsten unserer Gesellschaft gestützt werden. Und deswegen wird bei Hartz 4 so hart geprüft, ob man das bekommt, deswegen darf mein bei Grundsicherung nur 5.000 € Vermögen behalten, deswegen wird bei Erwerbsminderung geprüft, ob man wirklich erwerbsgemindert ist und deswegen gilt dort auch der Grundsatz Reha vor Rente, damit aus einem schwachen Mitglied wieder ein starkes Mitglied für die Gemeinschaft werden kann.

        Und damit die starken Mitglieder nicht über Gebühr belastet werden (ich kenn keinen, der das Gefühl hat noch mehr Steuern oder Sozialabgaben zahlen zu können), muss man einen Ausgleich finden. Deswegen wurde auch Anfang der 2000er die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente abgeschafft.

        Das heißt, jeder der die Sozialsysteme in Anspruch nimmt, erhöht die Last der Menschen, die es zahlen müssen. Und jeder, der es hätte verhindern können, schädigt damit alle in der Gemeinschaft. Entweder die Zahler, die nun mehr abdrücken müssen, oder diejenigen, die wirklich auf Unterstützung angewiesen sind, weil sie nun kollektiv weniger bekommen.

        Das Geile ist, dass die Schwachen, die sowieso schon auf unsere Unterstützung angewiesen sind, sich nicht wehren können. D.h. weniger Rente ist einfacher als mehr Beiträge. Und das ist, was schon seit Jahren passiert.

        Ja, die BUV ist freiwillig. Aber nur weil es nicht staatlich verordnet ist, heißt es noch lang nicht, dass es moralisch ok ist. Was denkst du, wenn dein Bruder ankommt und sagt, er hat letzte Nacht 100 € verfeiert, du musst ihm jetzt 50 € schenken! Was denkst du, wenn deine Freundin ankommt, dass sie für 1000 € shoppen war und jetzt kein Geld mehr hat um ihren Anteil der Miete zu bezahlen? Wie würdest du dich fühlen, wenn deine Eltern dir gerade noch Urlaubskarten von den Balearen geschickt haben und nach dem Ende des Urlaubs sich bei dir für 4 Monate einquartieren, weil zuhause das Geld für Heizung und Essen fehlt? Wie viel Menschenverachtung muss man mitbringen um das einem geliebten Menschen auf zu erlegen. Und genau das wird mit einer fehlenden BUV gemacht. Die meisten verfressen und versaufen das Geld, manche legen es für den eigenen Vorteil an, und dann gehen sie zu einem anderen Menschen und wollen jetzt Geld von ihnen.

        Das Spannende ist, bei deinem Lebenspartner zwingt dich das Amt diese Töne rüber zu bringen. Die sagen nämlich: du willst Unterstützung, sag uns erst, wie viel dein Lebenspartner verdient. Und was der für ein Vermögen hat. Aber sie überlassen es dir, deinem Lebenspartner die frohe Kunde zu überbringen, dass er ab sofort sein Gehalt mit dir teilen MUSS. Da kann man die ganze Tragödie live und in bunt erleben. Daran gehen Ehen kaputt.
        Also, wenn es ok ist, es seinem Lebenspartner absichtlich zuzumuten, dass er bis zur eigenen Armut für dich einstehen muss, dann ist es ok, keine Einkommensabsicherung zu haben. Wenn es ok ist, dass die eigenen Kinder auf Hartz 4 Niveau aufwachsen, dann ist es ok, keine Einkommensabsicherung zu haben. Wenn man jetzt bei einem dieser Punkte doch das Gefühl hat, dass man nicht mit voller Absicht eine geliebte Person in die Armut stoßen würde, dann sollte man Einkommensabsicherung betreiben.

  7. Wirklich meinen Respekt für den tollen Artikel. Die BU ist ja in Deutschland gerade so beliebt, weil es ein super Geschäft für die Versicherungsgesellschaften ist und entsprechend Marketing betrieben wird.
    Neutral darüber nachzudenken ist bei vielen nicht möglich, es wird rein emotional entschieden und im Zweifel „lieber mal“ abgeschlossen.

    1. Ich wünsche Ihnen, dass Sie nie auf die Zahlung einer Berufsunfähigkeitsversicherung angewiesen sind!
      Was meinen Sie mit neutral darüber nachdenken? Wollen Sie neutral entscheiden ob Sie jemals eine schwere Krankheit durchmachen müssen oder ob Sie davon verschont bleiben?
      Das ist gar nicht möglich. Es geht eher darum zu entscheiden ob ich das Risiko in Kauf nehme oder ob ich es durch entsprechenden Versicherungsschutz absichere.

  8. Wir haben ja in Deutschland Meinungsfreiheit, ob das immer so gut ist wage ich zu bezweifeln wenn ich diesen Beitrag lese. Ich bin Versicherungsmakler mit Spezialisierung auf die Absicherung biometrischer Risiken, also auch der Berufsunfähigkeitsversicherung. In meiner nun fast 30-jährigen Tätigkeit habe ich sehr viele Leistungsfälle in der der Berufsunfähigkeitsversicherung begleiten dürfen. Jeder, wirklich jeder, war froh dass er diese Art der Absicherung hatte und benötigte auch die monatlichen Zahlungen. Wenn nun durch diesen Artikel der Eindruck erweckt wird, dass man durch Kapitalansparung dieses Risiko selber tragen kann, dann finde ich das sehr verwerflich, noch dazu dass der Verfasser des Artikels keinerlei Haftung für seine Ratschläge übernehmen muss. Im übrigen sehr schlecht recherchiert!

  9. Da sagt doch glatt jemand, dass jemand froh ist, dass eine Versicherung zahlt. Hätte ich nicht gedacht…

    Das einzige verwerfliche ist es pauschal zu denken, wie es der Kommentar vermuten lässt. Du kennst viele die froh waren um die BU? Ich kenne viele, die sie nie brauchten und nun abertausende Euro mehr in der Tasche hätten ohne sie…
    Bringt uns das weiter… Nein…

    1. Eine Da hat jemand das Wesen der Versicherung nicht verstanden… Eine Versichertengemeinschaft zeichnet es prinzipiell aus, dass manche einnehmen und manche einzahlen.
      Niemand weiß zu Beginn zu welcher Gruppe er gehört..

  10. Ein sehr schlechter Artikel.
    Jeder deiner „recherchierten“ Punkte ist geradezu haarsträubend.
    Vor allem der „medizinische“ Teil. Wenn man keine Ahnung hat, sollte man lieber nichts schreiben, als so einen Quark.

    zu 1. Es gibt keine existenziellen Risiken in Deutschland
    Doch die gibt es. Denn deine Existenz ist eben nicht nur das bloße am Leben erhalten deiner äußeren Hülle. Deine eigene Existenz ist viel mehr. Und die Grundsicherung hält lediglich die Hülle am Leben, deine Existenz sichert sie mit Sicherheit nicht.

    zu 2. Strategien der Verweigerung
    Wie die meisten Menschen und so auch du, sucht man sich ein Negativbeispiel und dann kommt man genau zu dieser Schlußfolgerung.: „Die bösen Versicherer zahlen ja eh nicht“. Der nette Herr, der im Beitrag des MDR gezeigt wird, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht und wenn ihm seine BU-Versicherung nicht gezahlt hätte, wäre das absolut rechtens gewesen. Ich weiß auch nicht, warum die Ehefrau jammert, dass sie für einen Antrag tatsächlich Papiere mit Nachweisen vorlegen muss. Zumal diese Papiere in einer geordneten Buchhaltung in weniger als 5 Minuten zu finden sind.
    Die Prozeßquote bei den großen Versicherern ist im Übrigen bei ca. 0-1,5%. Das heißt, wenn du vorher deine Hausaufhaben gemacht hast, wird auch bezahlt.

    zu 3. Du bist gezwungen, auf Dich selbst zu achten…
    Das ist wohl mit der größte Quark im ganzen Artikel.
    Hodenkrebs? Brustkrebs? Depression? Schizophrenie? MS?
    Nur wenige Beispiele von Erkrankungen, die dich in jungen Jahre treffen kann und bei denen du davor so viel auf dich achten konntest wie du wolltest.

    zu 4. Rechtsschutzversicherung als aufgezwungener Begleiter
    Wer seine Hausaufgaben VORHER macht, braucht auch keinen Prozeß.
    Wie oben beschrieben ist die Prozeßquote bei ca. 1%.

    zu 5. Vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung
    Weiter geht es auch hier, wer seine Hausaufgaben macht, der hat der Versicherung ALLES mitgeteilt. Genau so wie es von einem im Vertrag abverlangt wurde. Wer hier nicht ALLES angibt, ist selbst Schuld. Wie gesagt, der nette Herr aus dem NDR-Bericht hat eben seine Hausaufgaben nicht gemacht.

    zu 6. Saftige Zuschläge bei Vorerkrankungen und gefährlichen Hobbys
    Wem mit 40 auf einmal einfällt, er braucht vielleicht doch eine BU, weil im Bekanntenkreis mehrere Leute erkrankt sind, der muss eben damit Leben jetzt mehr zu bezahlen. Das ist nicht ungerecht, sondern logisch.

    zu 7. Die konkrete Verweisung
    Auch das ist doch absolut legitim und wurde kurz vorher noch von dir genau anders gesehen. „Als Oberarzt kann ich doch dies oder jenes machen.“
    Das wollen die meisten Menschen auch, aber bis ich soweit bin, dass ich diesen Status erreiche, kann es eben gut und gerne Monate bis Jahre dauern, je nach Erkrankung. Was mache ich denn in dieser Zeit?

    zu 8. Beiträge sparen ist oft sinnvoller
    Keine reine BU kostet 150€ pro Monat. Außer du sicherst 5000€ Nettoeinkommen ab. Aber ich denke das wäre absolut übertrieben.
    Selbst wenn wir großzügig rechnen, kommen wir für den Durchschnittsmenschen auf maximal 100€/Monat. Damit wären nach aktuellen Bedingungen der großen Versicherer locker 2500€ BU-Rente versichert.

    Worst-Case: Ich bezahle 49 Jahre (18-67) 100€ in eine BU-Rente und wäre NICHT berufsunfähig geworden. 58800€ bezahlt. In der Zwischenzeit habe ich 49 Jahre gearbeitet und immer 2500€ Netto verdient. Ich habe also 0,04% meines Lebensgehalts für die BU-Versicherung ausgegeben.
    Best-Case: Ich bezahle 49 Jahre 100€ in einen ETF z.B. auf den S&P500 ein und bekomme durchschnittlich 9% p.a. Rendite. Gesamtvermögen 940.000€

    Klar, wenn ich mir dieses Szenario anschaue, ist logisch was ich wähle, das Best-Case-Szenario. Aber leider geht unser Leben nicht so geradlinig.

    Bleiben wir beim 18 Jährigen, der mit 40 Jahren für 3 Jahre berufsunfähig wird auf Grund eines schweren Unfalls.
    Hier bleiben aus den monatlich „ersparten“ Euros leider erst knapp 80.000€ übrig. Davon kann er 32 Monate, oder nicht ganz 3 Jahre mit 2500€/Monat überbrücken. Und dann sind die Ersparnisse weg.
    Wer eine BU-Rente bekommt, geht nach den 32 Monaten Breakeven und alles danach ist extra + die anderweitigen Ersparnisse bleiben unangetastet.

    zu 9. Die BU-Versicherung ist in sich sinnlos
    Ich werde ein Pflegefall. Meine Frau pflegt mich und hört deshalb auf zu arbeiten. Die Kinder sind beide studieren.
    Es fallen weg: Zwei volle Einkommen. Es kommen dazu: Kosten für die Pflege.
    Du bist sehr blauäugig, wenn du denkst, dass hier der Staat alles bezahlt.
    Das heißt durch meine Berufsunfähigkeit mache ich es nicht nur mir schwer, sondern meinem kompletten Umfeld.

  11. Ich kann den Artikel sehr gut nachfühlen. Anfang 20 hätte ich wohl sehr ähnlich argumentiert. Wobei, das ist gelogen. Mir hätte Anfang 20 das Wissen für die Argumentation und überhaupt das Interesse an diesen Themen gänzlich gefehlt.

    Meine eigene DU habe ich mit 19 Jahren in 5 Minuten abgeschlossen, im Bademantel. Weil es halt alle taten, nicht weil ich einen Sinn drin gesehen hätte. Was hätte mir damals schon passieren sollen. Ich war jung, fit, gesund.

    Hat auch bis zu meinem 25. Lebensjahr gedauert, bis ich die DU in Anspruch nehmen musste. Drei Meter Sturz auf dem EK-I, eine Regenerationszeit fürs Knie von über einem Jahr und im Zuge dieser Story einiges an Druck von den Vorgesetzten.

    Rund 29.000 Euro Einmalzahlung gab es. Der mit der Durchsetzung beauftragte Rechtsanwalt hat weder jemals BU Versicherungsbedingungen gelesen, noch hätte er das Thema konkrete Verweisung sauber erklären können. Wäre dem nicht so gewesen, hätte ich meine äußerst auskömmlichen 1200 Euro DU/BU Rente deutlich länger bezogen.

    Gleichwohl, der Sturz ging nicht tief. Mein Hauptverdienst stammte schon damals aus selbstständiger Tätigkeit, wenn auch zuvor nur nebenberuflich. Neben namhaften Kunden hatte ich mir selbst ein Portfolio von knapp 300 Webseiten zugelegt. Von Finanzthemen über Koch- und Reisetipps bis hin zu jedem denkbaren Scheiß, der einigermaßen CPC Relevanz hatte. Damals, 2008 lief affiliate Marketing auch noch hervorragend. An dein heutiges Depot darfst im Vergleich zu meiner damaligen Situation auch noch eine zusätzliche 0 dran hängen.

    Man könnte also sagen, bis hier hin bin ich genau der im Artikel beschriebene Prototyp.

    Tjoa und dann dauerte die Genesung. Die lange Belastung bis zur Dienstunfähigkeit hatte ihre Spuren hinterlassen, insbesondere Magen / Darm und die Belastbarkeit im Allgemeinen. Es folgten Fehler und Selbstüberschätzung.

    Schließlich kamen die zwei google Updates 2012 und meine Umsätze brachen in der Spitze um 95 % ein, die Kunden hatten plötzlich Budgetsperren. Schon ärgerlich, wenn man mit wenig Aufwand seine 20k ZVE / Monat nach Hause gebracht hat und plötzlich nur noch knapp 1.000 Euro zur Verfügung stehen, von denen Gehälter und sonstige Kosten finanziert werden wollen.

    Obwohl ich es mir nicht leisten konnte, habe ich damals fast 2 Jahre Auszeit genommen. Mich mit Hilfstätigkeiten über Wasser gehalten und reflektiert, was ich eigentlich will, wo ich hin will und was ich vielleicht zuvor falsch gemacht habe.

    Ich sage zwar nicht, dass eine vernünftige BU Absicherung mir damals die späteren Fehler erspart hätte, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass ich solider geplant und gearbeitet hätte.

    Und nun die große Überraschung. Heute bin ich als Versicherungsmakler mit Spezialisierung auf die Berufsunfähigkeitsversicherung tätig. Hätte ich mir mit Anfang 20 auch nicht vorstellen können.

    Nachdem ich aber seit 2008 immer wieder Kameraden aus meinem und benachbarten Jahrgängen im DU Kontext behilflich sein konnte, entwickelte sich eben mein Interesse an diesem und zunehmend auch mein Wissen über dieses Thema.

    Kurzum, wir treffen Entscheidungen, wir ändern Entscheidungen. Das Leben läuft nun mal so und nie gradlinig. Als junger Hüpfer hätte mir der Weitblick gefehlt. Was soll ich als Student auch schon an Status haben, mit 10k ETF Depot, ohne vernünftigen Job, Frau, Kind und Auto. Die Statusargumentation ist grundsätzlich völlig korrekt, die BU ist eine Statusabsicherung, keine Arbeitskraftabsicherung.

    Ich kann deine Argumentation durchaus verstehen, wäre mir nicht anders gegangen. Und ganz ehrlich, ich bewundere jeden meiner jungen Kunden, der heute mehr Weitsicht an den Tag legt, als ich das damals hinbekommen habe / hätte.

    Und ich schmunzle bei jedem ü30 Kunden mit komplexer Gesundheitshistorie, die sich teilweise versuchen zu entschuldigen, warum sie früher nichts getan haben. Viele Interessenten bekommen ihr Interesse eben erst, wenn es einmal ordentlich gerumpelt hat. Die erwarten dann auch teilweise eine Art Belehrung.

    Doch wie käme ich dazu? Ich wäre selbst nicht vernünftiger gewesen, habe mich nachweislich mind. 2 Mal ganz erheblich überschätzt in meinem Leben. Und ich wäre froh, heute eine BU neu abschließen zu können. Kann ich aber nicht mehr, gibt der Gesundheitszustand nicht mehr her. Ein BU Makler ohne BU, Paradoxon, oder?

    Ich gehe abschließend auch noch eine Wette ein. Ich vermute, du bist schon an den ein oder anderen Finanztypen geraten, der dir geistig nicht im Ansatz gewachsen war. Artikel wie deine halte ich nur für folgelogisch, bei dem ganzen Mist, der jungen Menschen heute erzählt wird.

    Inhaltlich halte ich deine Argumentation zwar für lückenhaft, sie ist aber alle Male fundierter als das, was jungen Leuten heute an Unis von Vertrieben erzählt wird.

  12. Die Kritik hat verständlich und in sich sachlich in großen Teilen vollkommen korrekt.

    Allerdings ist die Schlussfolgerung daraus, dass nur die super top Verdiener eine BU-Versicherung brauchen, falsch.

    Fakt ist, dass jeder in jeder Tätigkeit berufsunfähig werden kann. Insbesondere bei den wenig körperlichen Tätigkeiten ist die Rezidivgefahr noch einmal besonders hoch. Das liegt schlicht an den Erkrankungen, die zur wiedererkrankung neigen: Nerven, Tumore, Psyche…

    Wer nun auf alles, was er bis er sich bis dato erarbeitet hat, gut verzichten kann, der braucht keine BU.
    Alle anderen sollten aber schon auf dem Weg zum Status dringend über einen solchen Vertrag nachdenken.

    1. Hallo Dominik,

      vielleicht ist es von Vorteil sich mit Leuten zu unterhalten, die schon mal die Erfahrung gemacht haben berufsunfähig zu sein. Denn jeder Fall ist individuell. Eine psychische Erkrankung kann durchaus dauerhaft sein (soziale Phobien, Depressionen usw.) und ich persönlich finde es widersprüchlich auf Eigenverantwortung zu plädieren und dann zu sagen: Der Staat wird schon einspringen. Statistisch gesehen gibt es die meisten Berufsunfähigkeiten zwischen 50-60 Jahren. Doch was nützt dies einen 18 Jährigen, der noch keine 5 Jahre in die Sozialkassen eingezahlt hat und wenig zurück legen konnte, da er maximal Azubi war. Da ist das Geld vom Staat auch zu wenig und mal ehrlich wer will knapp am Existenzminimum leben? Ich nicht. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann man in der Regel schon als Schüler abschließen und mit guten Vertragsbedingungen (keine konkrete und abstrakte Verweisung, Nachversicherungsgarantie ohne Gesundheitsfragen, keine Risikoprüfung bei Berufswechsel, Arbeitsunfähigkeitsklausel, bestimmte Wahloptionen usw.) wenig Beiträge zahlen und mehr Leistungen bekommen, als beim Sparen. Denn man muss auch bedenken, dass das Angesparte, wenn etwas herausgenommen wird, weniger Substanz hat. Weißt du vorher, wie lange deine Berufsunfähigkeit andauern wird?

      Man sollte wissen was die Bedingungen bedeuten und das Versicherungen immer ! Gefahrengemeinsxhaften abbilden. Ein guter Berater kann da helfen. Die erkennt man oft daran, dass sie sich permanent weiterbilden und echtes Interesse zeigen. Und ja dein Artikel hat bei mir einen Nerv getroffen. Versicherung sind wichtig, allerdings wird damit oft sehr oberflächlich umgegangen (sowohl Vermittler und Kunden).

      Grüße- eine Versicherungsmaklerin

  13. Unfassbarer Artikel!
    Meine Eltern sind beide durch Psychische Krankheiten berufsunfahig geworden. Beide hatten keine private Absicherung. Sie mussten sich durch staatliche Zulagen extrem einschränken und ihren Lebenstraum schlussendlich verkaufen (Haus) um die Kosten für nötige Zusatzbehandlungen bezahlen zu können. (Problem der Gesetz. KV)
    Von der familiären Belastung möchte ich gar nicht anfangen.
    Meine Eltern stehen momentan kurz vor der Rente, bevor ich überhaupt verstanden habe was mich das Wort Pflege noch kosten wird (was ich gerne aufwende) wusste ich schon, dass die staatlichen Absicherungsnetze viel zu lasch sind um auch die Nachkommen vor diesen finanziellen Herausforderungen zu schützen.

    Zum Schluss möchte ich trotz der Schlussfolgerung für die richtigen Ansätze und Fragestellungen, die hier erarbeitet worden sind aussprechen.
    Private Absicherung gehört genau wegen gefährlichen Halbwissen und der ständigen gesetzlichen Änderungen in vertrauenswürdige und professionelle Hände!

  14. Ich bin entsetzt über diesen Artikel. Es gibt zu allen Risiken immer Pro und Kontra. Deshalb ist auch eine persönliche Analyse wichtig. Was will ich abgesichert haben? Habe ich ein Geldpolster? Was wäre das Schlimmste, was passen kann und was ist dann meine Situation, die meiner Familie? Wir sind alle froh, wenn wir Versicherungen nicht in Anspruch nehmen müssen, was bedeutet, es geht uns gut. Aber, wenn etwas passiert, entscheidet sich, was fehlt. Man kann nicht alles absichern oder investieren, denn wir wollen auch noch leben. Ob eine BU sinnvoll ist oder nicht, entscheidet jeder für sich. Ob man sie bezahlen kann, hängt vom Eintrittsalter, der gewünschten Rentenzahlung und der Berufsgruppe ab. Der Bedarf sollte dann persönlich mit einem
    Versicherungsmakler besprochen werden und nicht über das Internet!!! Aber muss jeder selbst wissen. Ich finde es schon sehr merkwürdig, dass so gegen die BU gehetzt wird, aber auf einen Rechner hingewiesen wird. Und dann noch auf die Anlage in ETF’s…sehr unseriös und keiner vom Fach.
    MfG
    Corinna….vom Fach

  15. Bevor ich auf den Rest eingehen, vielleicht der wichtigste Satz von dir am Anfang:
    „Wer es verpasst hat, die Finanzen vor Familiengründung angemessen in den Griff zu bekommen, tut wohl tatsächlich gut daran, eine BU-Versicherung abzuschließen. Und mit “angemessen im Griff” ist vor allem gemeint, dass das Leben davon abhängt, dass jeden Monat das Gehalt überwiesen wird.
    Alles andere wäre unverantwortlich. Und das sage sogar ich als eine der kritischen Stimmen, wenn es um das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung geht. “

    Solange man nicht von Zinsen und Renditen seines Investments leben kann, ist man auf sein Gehalt angewiesen. Und dafür braucht man schon seine 600.000 € auf der hohen Kante. Wer das hat und monatlich nach Krankenversicherung seine 1.500 € auf der Hand hat, braucht hier nicht weiter zu lesen.

    Nun fangen wir vorne an:
    Angst:
    Angst ist ein schlechter Begleiter, Naivität ebenso. BU zu werden hat ein Risiko von 25%. Keiner würde in ETFs investieren, wenn das Risiko, dass man sein komplettes Geld verliert bei 25% läge.

    Das Wichtigste in Kürze:
    Die Erwerbsminderungsrente (EMR) bei 3000€ brutto beträgt pie mal Daumen 900€ (weniger als 3h arbeitsfähig pro Tag) und die halbe EMR 500€ (weniger als 6h arbeitsfähig pro Tag). Eine Anerkennung auf volle EMR ist in der Regel recht schwierig. Man muss dafür 5 Jahre mindestens in die gesetzliche Rentenversicherung (gRV) eingezahlt haben. Außerdem in den letzten 5 Jahren mindestens 36 Monatsbeiträge. Grundsätzlich kommt noch hinzu, dass jeder Träger (Krankenversicherung (KV), Jobcenter (JC), gRV, …) die Fälle selbst prüft und es nicht so unwahrscheinlich ist, dass man zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt. Denn immerhin bedeutet jeder Fall, den man nicht zahlen muss, weniger Belastungen für das eigene Budget. Eine Prüfung dauert auch mal gerne 3 Monate. D.h. die KV stellt fest, dass du erwerbsgemindert (EM) bist und stellt das Krankengeld ein. Die gRV prüft, ob sie EMR zahlen, in der Zwischenzeit beantragt man Hartz 4 oder greift seine Rücklagen an. Wenn die gRV zum Schluss kommt, dass es keine EMR gibt, dann prüft das Jobcenter, ob man nicht doch EM ist. Kommen die zum Schluss, dass man es ist, geht es zum Sozialamt und man beantragt Grundsicherung. Vermögensselbstbehalt dort sind 5000 €. D.h. bevor man Grundsicherung bekommt, verbraucht man fast sein komplettes Vermögen. Für 40 % der Menschen in Deutschland ist das aber nicht dramatisch, weil sie sowieso weniger als 5.000 € an Vermögen besitzen. Je älter man wird, desto mehr häuft man an.

    Einige schlimme Erkrankungen kündigen sich an, häufig werden die Anzeichen ignoriert. Die meisten Verhaltensänderungen passieren, wenn der Arzt vor die Wahl stellt: Änderung oder Tod. Kennt jeder von sich selbst, eine neue Gewohnheit einzuführen wird immer schwieriger, je älter man wird. Wenn man nun eine schlimme Krankheit diagnostiziert bekommt, ist es zudem utopisch, dass jemand von heute auf morgen beginnt, nennenswert Geld auf die Seite zu legen. Und selbst wenn, dann spart er 100 € ein und bekommt 105 € (nach Inflation, bei 6 % realistischer Verzinsung auf ETFs, Auszahlungszeitraum 10 Jahre) monatlich raus. Oder anders herum gerechnet (2000 € netto, 500 € einsparen, also krass Lebensstandard runtergefahren) ergibt (nach Inflation und Abgeltungssteuer) ca. 63.000 € damit kommt er bei gleichem Lebensstandard ca. 2 Jahre hin (2.500 € Auszahlung (Inflation) minus KV), vielleicht schafft er auch 2 1/2 Jahre. Kriegt er EMR schafft er rund 5 Jahre seinen Lebensstandard zu erhalten.

    Im Pflegefall werden die normalen Kosten nicht unbedingt geringer. Zum einen möchte man vielleicht etwas besser essen, als das, was es auf Rädern gibt, zum anderen bedeutet Pflegefall noch lange nicht, dass man unfähig ist ein Leben zu leben. Pflegegrad 2 entsprechen 90 Minuten Pflege am Tag, davon 45 Minuten für Waschen. Da ist noch einiges an Zeit am Tag über. Die Erfahrung zeigt, dass man bei einem mehr an Freizeit auch häufig mehr Geld ausgibt, als wenn man auf Arbeit ist. Weiterhin zahlt die gesetzliche Pflegeversicherung ca. die Hälfte der anfallenden Kosten. Das sind bei Pflegegrad 2 schon ca. 650 €, d.h. selbst eine volle EMR geht schon für Pflege und Miete drauf. Bei Pflegegrad 5 sind wir schon bei 2000 €. Ein Pflegeheim kostet 3.000 € – 4.000 € im Monat und natürlich gibt es 3 Mal am Tag Pflege. Die Zeit dazwischen darf man sich gerne anders vertreiben, es gibt dort Kurse, manche sogar kostenfrei. Häufig werden Bewohner auch einfach nur ans Fenster oder in den Gemeinschaftsraum gerollt und bleiben dann den ganzen Vormittag/Nachmittag dort sitzen. Pflegegrad 5 bedeutet darüber hinaus, nicht, dass man nichts mehr mitkriegt oder unternehmen kann, sondern nur, dass man eingeschränkt ist. Auch Demenz bedeutet nicht, dass man komplett weg ist.

    Funfact am Rande: Gepflegte Menschen werden deutlich häufiger von Angehörigen besucht, wenn sie ihnen bei jedem Besuch Geld in die Hand drücken können. Natürlich hast du, lieber Leser, eine Top-Familie, die auch ohne finanzielle Anreize jeden Tag vorbei schaut, bei den anderen sieht es da eher schlecht aus.

    Und hier sind wir auch nicht im Bereich Angst machen, diese Fakten kann dir jede Pflegekraft bestätigen.

    Es verhungert niemand!
    Wie ich schon im vorherigen Beitrag geschrieben habe, man wälzt seine persönlichen Risiken auf die Gesellschaft ab. Ob man sich damit moralisch auf eine Stufe mit den Investmentbanken stellen will, die staatlich gerettet werden mussten, darf jeder selbst entscheiden.

    Der Bereichsleiter verdient übrigens deutlich über der Beitragsbemessungsgrenze (BBG), d.h. er bezahlt nicht auf sein volles Einkommen Beiträge in die gRV und würde im Falle einer EMR von 9.300 € netto im Monat auf 1.900 € herunter fallen. Weiterhin verdienen 0,1 % der Deutschen über 7.000 € netto.

    Eine BU-Rente (BUR) ist in erster Linie keine Statusabsicherung, sondern eine ein Beitrag zum Funktionieren unseres Wohlfahrtstaates.

    Bei der Altersrente (AR) muss man bedenken, dass wenn man noch neben seiner EMR arbeitet (immerhin erlaubt), dies im Alter nicht unbedingt mehr kann. Und dadurch der Lebensstandard weiter abfällt.

    Erwähnen wäre noch der demographische Wandel. Klingt schon wieder nach Angst, ist aber ein Fakt, den man bei Demographieforschen oder bei Destatis leicht überprüfen kann. D.h. es werden weniger Beitragszahler und mehr Rentner. Bedeutet im Umkehrschluss das, was seit Jahren passiert, dass wir weniger Rente zahlen können (deswegen auch die Abschaffung der staatlichen BUR). Oder wir nehmen den Arbeitenden mehr Geld ab.

    Beispiele BU:
    Es können auch andere Fähigkeiten verloren gehen, wie motorische (Hand bewegen, Aufstehen, Laufen, Sitzen, …) oder diverse innere Fähigkeiten (z.B. man muss alle 2 Tage zur Dialyse, kann nicht nicht mehr als 3 Stunden am Tag geistig durchhalten, …)

    Schlaganfall:
    Wer keine ausreichenden Rücklagen hat (60% der Deutschen besitzen im Schnitt unter 30.000 €), der kann sich eher nicht um die Genesung kümmern, sondern muss schauen, wo genügend Geld rein kommt. Zusätzlich helfen ja bestimmte Dinge bei der Genesung (z.B. Spezialisten, die die Kasse nicht zahlt – für Psychotherapie werden grundsätzlich max. 18 Monate bezahlt oder einfach Erleichterungen im Alltag, Taxi, Haushaltshilfe, …). Das alles kann einen Krankheitsverlauf durchaus in die Länge ziehen. Auch wenn wieder ein Einstieg ins Erwerbsleben funktioniert, bedeutet es noch lange nicht, dass man an der Stelle weiter macht, an der man aufgehört hat und damit finanzielle Einbußen. Eine BU würde auch weiter zahlen, wenn man weniger als 80% des vorherigen Nettos verdient und damit den Einkommensverlust ausgleichen.

    Parkinson:
    Ja, Menschen können sich arrangieren. Menschen können sich weiterentwickeln. Menschen können etwas finden, was ihnen Freude bereitet und woraus sich Kapital schlagen lässt. Genauso wahrscheinlich ist es aber, dass sie an dem ganzen Hin und Her, dem Gefangensein bei den Behörden, zerbrechen. Depressionen die sich als Begleitumstände entwickeln, sind nicht selten. Und Depressionen bedeuten, dass es umso schwieriger wird, etwas zu finden, was Freude macht oder überhaupt etwas Neues anzufangen.

    Es ist nahezu unwahrscheinlich, dass ein Journalist noch als Autor arbeitet (das wären ja beides vergleichbare geistige Leistungen) und dass ein CNC-Dreher plötzlich zu geistigen Höhenflügen aufdreht ist unrealistisch. Der Steuerberater ist vielleicht noch in der Lage nur noch Freunde und gute Bekannte zu beraten, ob er in der Lage ist seinen Lebensstandard zu senken, steht auf einem anderen Blatt (laufende Hausfinanzierungen, Autokredit, …).

    Bandscheibenvorfall:
    Kommt wieder und führt auch häufig dazu, dass sitzende Tätigkeiten nicht in vollem Maße ausgeführt werden können. Für viele Menschen wird das nur mit Schmerzmitteln möglich.

    Die Menschen finden verschiedene Wege und wollen auch wieder berufstätig werden. Die Sozialsystem, die wir haben, ermöglichen aber keine freie Entscheidung, sondern sind darauf angelegt, die Menschen schnell wieder in Lohn und Brot zu bringen. Egal ob es Freude macht, egal wie hoch der Lohn ist. Ob man das will, darf jeder selbst entscheiden. Auch hier keine Angstmache, sondern Realität. In den Hartz 4-Gesetzen gibt es einen Zwang eine zumutbare Arbeit aufzunehmen, in den Rehamaßnahmen lassen sie eine Umschulung am Markt vorbei nicht zu.

    Querschnittslähmung:
    Bürojobs kann man weiter wahrnehmen im Rollstuhl. Super, wenn der Arbeitgeber kein behindertengerechtes Gebäude hat. Bevor er sich mit einem Rollstuhlfahrer rumärgert, der eine extra Toilette, Rampe, Aufzug braucht, wird er kündigen, bzw. eine Bewerbung noch vor dem Bewerbungsgespräch aussortieren. Der Arbeitsmarkt verkleinert sich sehr stark.

    Ab dem Hals abwärts gelähmt bedeutet einen riesigen Betreuungsaufwand. Zudem braucht man für die allermeisten Jobs mehr, als nur seinen Kopf. Hände um etwas abzutippen/aufzuschreiben wären ganz gut. Sprachassistenz ist ja schön und gut, nur lässt dich sich nicht bedienen, wenn man gerade telefoniert. Auch hier: man kann es bestimmt einrichten, die Möglichkeiten, welche Jobs man annehmen kann und bekommt, werden sehr, sehr klein.

    Auch nicht mehr denken oder verständlich machen können, bedeutet nicht, dass man nichts mehr von seiner Umwelt mit kriegt. Und da ist mehr Geld eben besser. Besser im Sinne von ihr krieg nicht lieblos meinen Hintern gewaschen, sondern ich bekomme eine Pflegekraft, die sich wirklich kümmert, sich mit mir unterhält und auf die ich auch Lust habe. Auch meine Ernährung kann ich so gestalten, wie ich es will.
    Diese Fälle sind außerdem extrem selten, das Groß aller Berufsunfähigen wird nicht in den Genuss kommen, von der Umwelt fast nichts mehr mitzukriegen.

    Im Übrigen zahlt eine BUV, wenn man zu 50 % seinen Job nicht mehr ausüben kann. Das bedeutet auch, dass sie zahlt, wenn man für den selben Arbeitsgang doppelt so lange braucht.

    Krebs:
    Kann in jedem Alter zuschlagen (vgl. Kinderkrebsstationen im Krankenhaus). Ersparnisse im jungen Alter? Eher nicht, es sei denn die Eltern opfern ihre Altersvorsorge (AV) dafür. Krebs ist teilweise sehr lang andauernd. Lohnfortzahlung spielt bei solchen Zeiträumen keine Rolle, die KV zahlt nur bis zu 18 Monate, wenn sie nicht vorher schon eine Erwerbsminderung feststellt.

    Psychische Erkrankungen:
    Der aktuelle Renner. Aktuell sind ca. 50% aller BU-Fälle auf die Psyche zurück zu führen. Natürlich häufig temporär. Vordergründig. Häufig führen psychische Erkrankungen zu einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit, d.h. man kann nur noch Jobs machen, die unter dem vorherigen geistigen Niveau liegen, die unter der vorherigen Beanspruchung liegen. Zusätzlich kommen sie häufig wieder. Weil einige nach wenigen oder Jahren wieder in einen Job einsteigen heißt das nicht, dass es für alle so glimpflich verläuft. Es kann durchaus auch 5 oder 10 Jahre dauern, bis so etwas abgeklungen ist, dazu kommt dann auch noch 2-3 Jahre Weiterqualifizierung, bis man einen anderen Job machen kann.

    Natürlich sinken bei Depressionen die Ausgaben dramatisch. Das liegt aber daran, dass nicht genügend Geld da ist und die Menschen zu stolz sind, das zuzugeben. Gerade Depressionen sind ein tolles Beispiel dafür, wie man in einer Krankheit mehr Geld ausgeben kann (wenn man es hat). Hier macht es Sinn auf seine Ernährung zu achten, darauf zu achten, dass man genügend Sport macht, dafür zu sorgen, dass man glückliche Momente hat. Und Depression ist keine Krankheit bei der man nichts macht. Da kann man auch gut in den Urlaub fahren. Einfach mal entspannt 2 Wochen in der Sonne relaxen, ohne sich Sorgen um irgendwas zu machen, kann heilsamer sein als 6 Monate Psychotherapie.

    Und schauen wir uns es an: 900 € volle EMR. Wenn man 600 € an Miete ausgibt, dann bleibt nicht mehr viel übrig. Übermäßige Fixkosten senken bedeutet dann in eine andere Wohnung zu ziehen. In einem Zustand, in dem man sowieso nichts mehr richtig auf die Reihe kriegt? In eine Wohnung, die einen noch trauriger macht? Ohne Hoffnung, dass es besser wird? Mit welchen Freunden? Mit denen, die man wegen der Depression nicht mehr anruft? Wer nicht sowieso minimalistisch lebt, für den ist es schon in gesundem Zustand schwierig von heute auf morgen von der Hälfte seines Einkommens zu leben.

    Und nein, auch hier sind das keine Schauermärchen, sondern reale Fälle, die mir durch persönliche Erfahrungsberichte zuteil wurden.

    Das heißt natürlich nicht, dass es jedem Berufsunfähigen so geht, aber die Chancen sind hoch, dass es nicht hinhaut. Das geht soweit, dass von Umschulungslehrgängen 3/4 der Berufsunfähigen die Umschulung nicht abschließen, weil sie ihre Ausgaben nicht mehr stemmen können.

    Keine existenziellen Risiken:
    Kommt darauf an, wie man Existenz definiert. Zum einen ist es überhaupt nicht gesichert, dass die fetten Jahre weitergehen (all die Rentenanpassungen und die „tolle“ EMR von 900 € funktionieren nur im aktuellen Aufschwung, der vermutlich jetzt zu Ende geht), was bedeutet, dass wir in Zukunft vermutlich weniger (am Durchschnittslebensstandard gemessen) auszahlen werden können. Zum anderen streiten sich Gerichte und Regierung seit Jahren darüber ob das, was aus Hartz 4 (und damit für viele Menschen auch aus der EMR) rauskommt, ausreicht um genügend am kulturellen Leben teilzunehmen. Wie gesagt, es kommt halt drauf an, ob Existenz als wirklich bloße nackige Existenz definiert wird, oder ob ich Freunde, Kultur, gesundes Essen,… dort mit einbeziehe (und da sind wir noch gar nicht am Punkt Auto und Haus).

    Zusätzlich wieder: moralisches Problem andere für meine Fehler bezahlen zu lassen.

    Strategien der Verweigerung:
    Gerade bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist ein guter Vermittler wichtig. Das betrifft auf der einen Seite den Abschluss (kein Verschweigen von Gesundheitsangaben) und noch viel mehr den Teil, was passiert, wenn ich BU bin. Die meisten Verzögerungen passieren durch den Kunden und die Ärzte. Zum einen, weil die Kunden gar nicht wissen, dass sie einen Antrag stellen können. Zum anderen, weil Ärzte total überlastet sind und häufig die geforderten Angaben nicht bearbeiten. Da braucht man einen fähigen Vermittler, der beiden in den Arsch tritt, dass es gemacht wird (und das heißt, beim Arzt auf der Matte stehen, bis der die Unterlagen ausgefüllt hat). Die meisten Versicherungen haben mittlerweile in den Klauseln, dass sie Fälle innerhalb von 3-4 Wochen bearbeiten, sobald alle Unterlagen vorliegen.
    Natürlich ist es Job der Versicherungen das Versicherungskollektiv vor ungerechtfertigten Zahlungen zu schützen, immerhin müssten sonst alle mehr Beiträge zahlen. Anzweifeln hat im größten Teil der Fälle zwei Gründe: erstens, dass die Kunden komische Angaben in ihren BUR-Anträgen machen (hier muss der Vermittler mit am Tisch sitzen und sagen, wie es formuliert werden muss). Zweitens, dass die Kunden unbedingt Geld sparen wollten. Der Versicherer kann nun mal auch nicht mehr ausgeben, als er einnimmt und wenn alle nur billige Verträge nehmen, schöpft er natürlich den vollen Rahmen aus (deswegen Vorsicht vor dem Makler, der es „günstiger“ machen kann oder vor diesem Internet).
    Verweisung auf eine andere Tätigkeit gibt es in modernen Verträgen nicht mehr (abstrakte Verweisung), bei einer konkret ausgeübten Tätigkeit besteht zu Recht die Frage, ob eine Einkommensabsicherung gerechtfertigt ist.
    Vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung: Ja mein Gott, wenn man vorher die Versicherung behumpsen will, damit die Leistungen zahlt, brauchst man sich nicht wundern, wenn die Versicherung den Betrug nicht unterstützt. In den Fällen, wo es nicht vorsätzlich war, muss die Versicherung trotzdem zahlen. Darüber hinaus darf sie im BU-Fall deine medizinische Vergangenheit auch nur bis zu 10 Jahre ab Antragstellung durchleuchten.
    Wer sich auf das Angebot einer Abfindung einlässt, der hat in den meisten Fällen keinen kompetenten Vermittler an der Hand, der es mit ihm durchleuchtet. Es macht hier auch durchaus Sinn, dass der Vermittler direkten Kontakt mit dem Innendienst hat, um dort Druck zu machen, dass alles ordentlich funktioniert. Für alle, die im Internet abgeschlossen haben, gibt es Fachanwälte, die sich auf die Begleitung dieser Themen spezialisiert haben (kostet natürlich ordentlich Geld).

    Natürlich hat man für sowas keine Energie, deswegen macht es Sinn einen guten Vermittler raus zu suchen, am Besten einen, der noch Vertreter hat, falls der Vermittler gleichzeitig ausfallen sollte oder schon in Rente ist.

    Am einfachsten ist es, die Ersparnisse anzutasten, was auch viele bis zum bankrott machen. Voraussetzung hier, dass man genügend hat. In jungen Jahren meist schwierig.

    Auf sich selbst achten:
    Machen die meiste Menschen nicht. Und wenn sie es tun, sind sie trotzdem vor Unfall oder Krankheit (Krebs, Malaria, FMSE, Grippe, …) nicht gefeit.

    Rechtsschutzversicherung:
    Generell eine gute Idee, denn Recht haben und Recht bekommen sind zwei unterschiedliche Dinge. Man kann aber auch eine BUV wählen, wo sich der Versicherer nicht so häufig streitet. Da hat es in den Extremen durchaus 2500 % Unterschied in der Klagehäufigkeit.

    Vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung:
    Muss man nicht, man hat auch die Möglichkeit, die Informationen, die die Versicherung braucht, selbst zu besorgen. Der grundlegende Deal ist natürlich, dass ein Risiko versichert wird, also braucht der Versicherer auch die Angaben, mit denen er die Höhe des Risikos einschätzen kann.

    Zuschläge bei Vorerkrankungen/Hobbys:
    Die Hobbys sind das kleinere Problem, die kann man aufgeben. Gibt ja in der Welt nichts geschenkt und wenn ich etwas möchte, dann muss ich auch was dafür tun. Ist ja beim Sparen auch nicht anders. Bei Vorerkrankungen ist es problematisch, klar denn ein brennendes Haus versichert man nicht. Es heißt aber nicht, dass die, die eine brauchen keine bekommen. Denn es braucht sie eigentlich jeder ab 15. Dort sind die allerwenigstens schon vorher erkrankt. Wer die BUV nicht mehr kriegt, sind die Leute, denen heute auffällt, dass sie morgen eine bräuchten. Aber auch hier klar: natürlich hat es der Kunde am liebsten, wenn er nur ganz wenig einzahlt und dafür ganz viel rauskriegt. So funktioniert eine Solidargemeinschaft nun mal nicht. Und schon gar nicht eine, die sich aussuchen kann, wen sie in die Gemeinschaft aufnimmt. Schmarotzer will ja auch keiner in seinem Freundeskreis haben.

    Konkrete Verweisung:
    Eine BUV dient der Einkommensabsicherung. Wenn das Einkommen da ist, warum sollte dann noch gezahlt werden? Wenn du eine immerwährende Rente willst, dann musst du selber dafür sparen. Und wir alle wissen, dass es dann eben nicht mit 100 € im Monat getan ist.

    Beiträge sparen:
    Wenn du früh BU wirst, wenn du lange BU wirst, wenn du an dein Geld gehst, wenn du an dein Geld musst, während die Aktien/Fonds gerade schlecht stehen, dann ist halt kacke. Was mache ich, wenn ich Geld für 3 Jahre brauche aber nur Geld für 1 Jahr zur Seite gelegt habe? Hab ich wirklich die Eier, mein Geld unangetastet zu lassen? Klar, alleine hab ich das im Griff, aber was ist, wenn mein/e Traumpartner/in unbedingt mit mir ein Haus bauen möchte? In Urlaub möchte? Was auch immer? Was mache ich, wenn ich den Kindern ein Studium ermöglichen möchte? Oder muss, weil Bafög gibt’s ja bei einem gewissen Vermögen nicht mehr? Was mache ich, wenn die Kinder/der Partner/die Eltern/die Geschwister eine dringende Operation oder Unterstützung brauchen? Was mache ich, wenn die Pflegeversicherung Geld für die Pflege meiner Eltern möchte? Was mache ich, wenn ich jemand einen Schaden zufüge und keine Haftpflichtversicherung (HPV) oder nur zu geringe HPV habe? Was mache ich, wenn ich einen Unfall im Ausland habe und 25.000 € Rücktransport zahlen muss?
    Natürlich kann ich dafür immer an meine Rücklagen (wenn sie denn schon ausreichen). Die spannende Frage ist, will ich in solchen Notsituationen entscheiden, ob ich mein eigenes Leben, meine Sicherheit aufgebe? Was ist, wenn der operierte Mensch trotzdem verstirbt? Mit welchen Gedanken lebe ich dann?
    Man kann sich auch mit dieser Sichtweise etwas Klarheit verschaffen.

    Die BUV ist in sich sinnlos:
    Nein, einfach nur nein. Es gibt hier nicht nur schwarz und weiß, sondern ganz viele Zwischenstufen. Nur weil man noch fähig wäre als Straßenkehrer zu arbeiten, heißt es nicht, dass es das Leben eines ehemaligen Akademikers verbessert. Schon gar nicht, wenn er weiß, dass es die nächsten 20 Jahre seines Lebens bis zur Rente nicht besser wird.
    Zudem schätzt man schon die Leistungen aus der BUV wert, während man noch in der Genesungsphase ist. D.h. ein Zeitpunkt, wo es eben noch nicht möglich ist, einer neuen Erwerbstätigkeit nachzugehen, in einem Umfang, der Einkommen, Lebensstandard und Glück im angemessenen Rahmen garantiert.

    Ganz konkret:
    Ich hab eine nicht anerkannte Berufskrankheit bekommen, die mich stark einschränkt. Die gRV ist der Meinung, ich könnte noch mind. 3 Stunden arbeiten, damit bekomme ich ca. 500 € EMR. Da man davon kaum die Miete bezahlen kann, gehe ich zum Jobcenter. Die sind auch der Meinung, dass hier Vollzeit nicht mehr geht. Allerdings sind sie der Meinung, Teilzeit ist möglich. Sie schicken mir also allerlei Angebote, Aufforderungen, etc. zumutbare Minijobs auszuüben. Weiterhin zwingen sie mich in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Ich verdiene nun in einem schlecht bezahlten Minijob 450 € dazu und bin nicht mehr vom Jobcenter abhängig. Da ich weiterhin mit meiner Krankheit zu kämpfen habe, beschränkt sich mein Leben auf Krankheit und Minijob. Hätte ich eine BUR von 2000 € und die EMR mit 500 € könnte ich auf Weltreise gehen, Geld für alternative Behandlungen ausgeben, was auch immer.

    Im Beispiel geistig behindert: Ich bin geistig behindert, trotzdem kriege ich noch was mit von der Welt. Alles ist zwar schwerer geworden, weil ich mich nicht mehr klar verständigen kann, trotzdem kann ich noch Freude, Trauer, Wut empfinden und bemerke wie mich andere behandeln. Jetzt muss ich die Tortur des Jobcenters über mich ergehen lassen, bemerken, wie mich andere Leute anschauen, damit klarkommen, dass es nicht mehr richtig weiter geht, und hab sowieso Probleme von A nach B zu kommen, weil alles ewig dauert. Und am Ende des Tages würde ich einfach gerne eine Pizza bestellen, weil Kochen auch anstrengend ist ich einfach nicht in der Lage war auch noch einkaufen zu gehen. Und dann sitze ich also mit meinen 416 €, die ich im Monat zum Leben habe und überlege ob ich heute hungrig ins Bett gehe oder am Ende des Monats.
    Da verändern 1000 € mehr auf dem Konto eine ganze Menge.

    Geld verdienen im digitalen Zeitalter:
    Klicken Sie hier, um ganz entspannt von zu Hause aus 10.000 € monatlich zu verdienen. Wenn das ganze so einfach wäre, würde es jeder machen. Manche Menschen habe einfach Glück gehabt, die richtige Idee gehabt und haben sich damit was aufgebaut (was darüber hinaus auch lange Zeit in Anspruch genommen hat). Wenn es aber schon bei gesunden Menschen schwierig wird, da wirklich was zu machen, wie soll das dann bei kranken Menschen sein?

    Was eine BUV nicht kann:
    Sie kann keine Gesundheit bescheren, aber sie kann bei der Genesung helfen, dann wenn man sich keine Sorgen um Geld machen muss, ist in unserer Gesellschaft schon viel geregelt. Glück allerdings kann sie bescheren, denn Glück sind unsere Erfahrungen, Freunde, Erlebnisse. Und auch wenn natürlich viele Erlebnisse wie die Natur kostenlos sind, so hilft es dennoch wenn man dafür Geld hat.
    Mit der staatlichen Absicherung kann man auf jeden Fall den sozialen Status nicht aufrecht erhalten. Ob es mit zusätzlichen Geld gelingt, kommt auf den Einzelfall an, es ist auf jeden Fall die Möglichkeit gegeben.
    Auch bei Freundschaften verhält es sich so. Mit EMR/Hartz 4 hat man auf keinen Fall die Möglichkeit gleich zu ziehen. Freunde gehen ins Kino? Essen? Mal ein schöner Abend im Club? Kleiner Urlaub an der Nordsee? Kann man alles in den Skat drücken. Und die Freunde ziehen sich zurück, weil man selbst dauernd absagen muss. Das macht für die keinen Spaß. Der beste Freund wird natürlich ab und zu mal auf ein Bierchen vorbei schauen, aber auch für den dreht sich sein Leben weiter. Nicht mal mehr die Gespräche sind auf einem Level, während er darüber nachdenkt, ob er mit seiner Freundin ein Haus kauft, denkt man selbst darüber nach, ob man bei KiK oder bei Lidl die neue Hose kauft.
    Und auch die Selbstverwirklichung sichert eine BUV ab. Klar, wenn kein Geld da ist, fängt man halt an zu malen und nennt es Selbstverwirklichung. Unser Hirn gewöhnt uns schon ab, dass wir uns an die großen Ideen von früher erinnern.

    Hier kommt noch einiges hinzu, wenn man einen Partner und vielleicht sogar Kinder hat. Rutscht man ins Hartz 4, dann muss der Partner natürlich gerade stehen. D.h. hier gibt es dann gar nichts vom Staat dazu. Beispiel: beide 2000 € netto, 1000 € Miete. Bei einer BU bleiben also noch 1000 € für das komplette Leben von 2 Personen übrig. Das sind 100 € für jeden über Hartz 4. Sicher, der geneigte Leser hat natürlich seinen Traumpartner, der ihn niemals verlassen würde, bei den anderen sieht die Statistik schlechter aus. Da werden solche Verbindungen eher früher als später gelöst. Ein bisschen besser ist, wenn noch EMR dazu kommt, aber auch hier haben wir ähnliche Statistiken.

    Du bist weiterhin schutzlos:
    Ein Denkfehler könnte auch sein, dass man plötzlich durch einen Unfall oder eine Krankheit ein völlig neuer Mensch wird. Als ob man plötzlich kein Fleisch mehr mag, wenn das Bein fehlt und die Nordsee als Urlaubsziel mehr sexy werden als Teneriffa.

    Du wirst irgendwas tun:
    Ja. Was, wird von den Umständen bestimmt. Hast du das Geld um frei zu entscheiden, oder wird irgendeiner in irgendeiner Behörde darüber entscheiden? Plus, je älter man wird, desto schwieriger wird es was neues anzufangen. Desto länger dauert es natürlich auch, bis man wieder zu etwas neuem kommt.

    Der Kern der Problematik:
    Allheilmittel Vermögen aufbauen – Cash auf der Täsch, immer eine gute Idee. Blöd, nur, dass das Vermögen eher gegen Ende der Sparphase vorhanden ist. Wär ja auch gut, wenn es Lösungen für den Weg dorthin gibt. Und der Vermögensaufbau verhält sich auch noch wie eine Parabel, d.h. hier sind nicht nur die 2,3 Anfangsjahre wichtig, sondern eher die ersten 60-70 %. Also mal gut die ersten 30 Jahre.

    Angst vor der Rente? Eigenes Vermögen aufbauen? Super, bei Umschichtung immer mit der Abgeltungssteuer wichtige Rendite verbrennen. Bei Rentenbeginn einen festen Betrag auszahlen? Nicht praktikabel. Nur von den Zinsen leben? Dafür muss vergleichsweise viel, viel mehr gespart werden, als für eine Rentenversicherung nötig wäre. (Wir gehen natürlich immer von dem Beispiel aus, dass man mit ETFs spart und nicht 2 Stunden täglich investiert um sein Geld spekulativ mit Gewinn anzulegen).
    Risikolebensversicherung? Kostet nichts für die kleinen Beträge. Die großen Beträge für die Hausfinanzierung hat man nicht zusammen, wenn du z.B. mit 30 anfängt zu bauen.
    Jobverlust ist auch besonders lustig mit eigenem Vermögen. Während man eine BUV durchaus meist noch mit Hartz 4 finanzieren kann, finanziert man mit seinem Vermögen erstmal sein Durchkommen. Über ALG1 brauchen wir nicht reden, wer noch in der Zeit einen Job findet, braucht auch keine Angst vor Jobverlust zu haben.

    Für jede Versicherung gilt: Prüfe, ob es für dich wichtig ist, und zwar alle Fälle, die es gibt, und entscheide, ob es dir wert ist (auch hier gilt: der gute Vermittler beantwortet die Fragen, das Internet gibt nur Informationen, die man selbst meist nicht richtig bewerten kann).

    BUV bis zum 30. Lebensjahr? Interessante Idee, aufpassen, dass die BUV trotzdem bis 67 zahlt, wenn vorher was passiert. Und was ist, wenn ich bis 30 noch nicht genügend Vermögen für die Absicherung aufgebaut habe?
    BUV erst ab 30? Da besteht die Gefahr keine mehr zu bekommen, wegen den Vorerkrankungen. Zudem wird sie generell teurer durch den späteren Beginn. Keine Lösung zu der ein normaler Vermittler raten würde.

    Wenn jetzt jemanden im Freundes- oder Bekanntenkreis was passiert? Will man dafür tatsächlich seine eigene Sicherheit (und die seiner Familie und Kinder) und seine Altersvorsorge aufs Spiel setzen? Du entscheidest selber!

    Familie und Hypothek:
    Illusorisch, dass genügend Vermögen da ist? Ja. Fast überall ist das Realität. Kinder brauchen eine ganze Menge Geld, ob es da noch möglich ist, in großem Maße Geld anzusparen ist fraglich. Genauso, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Mit 20 angefangen zu sparen, 500 € immer zur Seite gelegt, mit 30 das erste Kind (das ist spät), dann sind da 63.000 € (nach Inflation) auf der hohen Kante. Nicht gerade viel. Gut, wenn man einen Partner gefunden hat, der auch schon seit 20 minimalistisch lebt und gespart hat. dann sind wir schon bei 126.000 €. Da das die meisten Menschen nicht tun, muss man schon viel für den richtigen Partner suchen. Und es erfordert, dass der Partner ähnliches Gehalt verdient. Bei hohen Sparraten wird man sich aber eher selten in den Kreisen der ähnlichen Gehaltsklassen aufhalten. Chancen stehen also gut, dass der Partner deutlich weniger verdient. Und eine Familie zu finanzieren ist doch deutlich was anderes als nur sich selbst.

    Kinderwunsch:
    Der kommt schneller als man denkt und häufig auch nicht ganz so gewünscht. Mit 35 Kinder kriegen ist schon ganz schön nerdy, aber jeder nach seiner Façon. Für die meisten tritt dieses freudige Ereignis früher ein oder gar nicht.

    Natürlich bedeutet BU nicht, dass man sich keine Kinder mehr wünscht. Und natürlich bedeutet auch eine emotionale Belastung z.B. durch eine Depression noch lange nicht, dass man sich keine Kinder mehr wünscht. Und natürlich stören einige Menschen ihre finanziellen Verhältnisse nicht, wenn sie Kinder in die Welt setzen wollen. Spannend wird es erst, wenn das Kind da ist, das verändert bei den allermeisten Menschen die Werte, Ziele und Gedanken.

    Wenn man Kinder mit seinem ETF Depot ernähren möchte, dann sollte man auch etwas perspektivisch denken, und Rücklagen für mindestens 18 Jahre haben, besser 25, denn der schlaue Racker wird bestimmt mal studieren wollen. Ganz zu schweigen davon, dass ja noch ein zweites kommen könnte.

    BU zwischen 35 und 55:
    Umorientierung ja, all zu lange darf das zusammen mit der Genesung nicht dauern. (Altbekannte Annahmen: 2000 € netto, 500 € zur Seite gelegt, keine EMR, mit 20 angefangen zu sparen, 6 % Zinsen), da hat man ca. 6 Jahre Zeit (durchaus möglich, 3 Jahre krank, 3 Jahre Umschulung). Wobei natürlich der Partner durchaus bei geringen Erfolgsaussichten eine eigene Umorientierung starten könnte, um sich und die Kinder zu schützen.
    Und wie vorher geschrieben, von gRV oder Jobcenter gibt es keinen Cent.

    EU zwischen 35 und 55:
    Finanziell sogar fast der bessere Fall, weil es noch staatliche Leistungen gibt. Natürlich sind hier die Aussichten wieder zu arbeiten nicht so prall, dafür ist dann aber in den meisten Fällen die AV weg.

    BU nach 55:
    Schön, wenn man dann seine Schäfchen im Trockenen hat, man hat seine 1 – 1,2 Mio auf die Seite gebracht, dafür jeden Monat von 2000 € netto seine 800 € zur Seite gelegt und kann seinen Lebensstandard von 1.500 € ordentlich halten. Supernice.
    Wenn alles glatt läuft, auch kein Ding. Die Partnerin verdient auch 2000 € netto, legt davon 800 € zur Seite, die Wohnung kostet nur 800 € warm, mit Kindergeld bleiben dann also 500 € pro Person zur Lebensführung, damit ist man auch schon 600 € über der ALG2 Regelleistung. Wenn nicht alles so glatt läuft, die Partnerin nicht so viel verdient (z.B. nur 2000 € brutto), noch gar nicht mit dem Sparen angefangen hat, mal Geld rausgenommen wird, wegen Arbeitslosigkeit, man nicht mehr so gut verdient, die Lebenshaltungskosten überproportional steigen, die Geldanlage nicht hinhaut, es Wünsche gibt, die man befriedigt um den Partner und die Kinder zu halten, eine Hochzeit oder eine Scheidung durchgeführt wird, etc. Dann ist man mit 55 noch nicht in der Position seine Schäfchen im Trockenen zu haben und beginnt seine Altersversorgung zu verfrühstücken. Generell ist es eine taffe Geschichte, von 1.200 € zu leben, klar geht das schon, wenn man die größten Kostenfresser wie Miete, Auto, Urlaub, Freizeit minimiert, geht das schon. Das für 35 Jahre mit Familie durchzuziehen, davor hab ich Respekt. Dazu gehört ein großer Traum, den man sich immer wieder vor Augen führt, gerade dann, wenn man von Freunden, Verwandten, Arbeitskollegen jeden Tag ein anderes Leben vorgeführt bekommt. Auch das können Punkte sein, die den einen oder anderen diese Sparidee nicht durchhalten lassen. Aber genau dieses Durchhalten ist eben enorm wichtig, weil es sonst nicht nur mit der finanziellen Freiheit nicht klappt sondern auch nicht mit der Absicherung im Falle einer Berufsunfähigkeit.
    Wie man sich da ansatzweise fühlt, kann jeder nachvollziehen, der mal darüber nachgedacht hat, was ist, wenn man eine BUV sein Leben lang zahlt und gar nicht BU wird.

    Das größte Risiko:
    Das größte Risiko ist, dass etwas passiert (äußere Einflüsse oder eigene Entscheidungen), bevor man seine finanzielle Unabhängigkeit hat. Denn dann hat man beides nicht gewonnen, weder seine Sicherheit noch ein Vermögen, was als Altersversorgung dienen kann. Natürlich verschiebt sich das Risiko je näher man seinem Wunschsparziel kommt.

    Das bisschen Ironie am Schluss:
    Tatsächlich, wenn nichts passiert, hätte er sich mit den 150 € ein ordentliches Polster für sein Alter aufbauen können. Wenn aber was passiert wäre, dann hätte er kein Polster fürs Alter und selbst mit 50 nur ein Polster für 5 Jahre.

    Mal platt gerechnet. Ich lege an, 150 € BU + 150 € Rente, 6 %, 47 Jahre, bringt mir ca. 970 € zusätzliche Rente (in heutiger Kaufkraft, Inflation 2 %, Dynamik 2 %, angespartes Kapital ca. 730.000 €). Damit decke ich entspannt die Rentenlücke, die ich bei 2000 € netto habe. Wenn ich nur 150 € anlege und den Rest in eine BUV stecke, dann habe ich 415.000 €, was ca. 550 € entspricht. So weit fahre ich mit dem Konzept „alles anlegen“ besser.
    Werde ich jetzt mit 60 Jahren BU, dann habe ich da erst 542.000 € angespart. Jetzt nehme ich da 3760 € monatlich raus (entspricht heutigen 1700 € (=2000 € BU-Rente minus Sparbeitrag)), dann steh ich am Schluss mit meiner Rente bei nur 344.000 € da (was nur 460 € Rente entspricht). Komm ich also mit den Beiträgen zur BUV günstiger. Das verschiebt sich natürlich, wenn meine BUV günstiger ist (was im Alter von 20 recht wahrscheinlich ist). Bei z.B. nur 100 € Beitrag bin ich im Alter von 67 schon bei sicheren 730 € monatlich vs. 460 € bei einem BU-Fall mit 60. Es verschiebt sich natürlich in die andere Richtung, wenn ich mehr als 6 % Gewinn pro Jahr machen kann.

    Mit 60 Jahren sind auch schon die allermeisten BU-Fälle aufgetreten, d.h. wir können da von 25% Chance ausgehen, dass uns der BU-Fall ereilt hat.

    Spannend wird das ganze natürlich dadurch, wie die Fonds laufen. Hab ich z.B. zum Anfang meiner BU-Phase ein mehrjähriges Tief, dann verbrenne ich wesentlich mehr Kapital für meine Sicherheit. Auch wenn man früher irgendwas hat (und die ganzen psychischen Geschichten und Krankheiten treten meist früher auf, im Alter ist es dann eher dass die Knochen nicht mehr wollen), dann ist es eher schwierig für längere Zeit über die Runden zu kommen und die Altersvorsorge wird auch gekillt.

    In dem Sinne ist natürlich das ETF-Depot zweckgebunden, und zwar an den Zweck BU (diese 150 €, die ich nicht in eine BU einzahle). Erst wenn man in Rente geht, kann man dieses Depot dann umwidmen und den Zweck ändern. Blöderweise muss man im BU-Fall eben auch den Zweck des Altersvorsorge-Depots ändern. Und gerade bei BU und AV macht es keinen Sinn, den Zweck des Depots zu ändern. Beides sind Fälle, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten, die BU mit 25% und die AV mit über 99%, Geld was dafür gedacht ist, anzutasten, gleicht einem Sakrileg. Und das tun mehr Menschen als gedacht. Für den wahrscheinlichsten aller Versicherungsfälle, die Rente zu erreichen, wird munter nicht nur nicht vorgesorgt, sondern sich auch bei bestehender Vorsorge daran bedient.

    Man darf der BUV also durchaus Zweifel entgegen bringen, zum Zweifeln gehört aber auch dazu, dass man sich alle Möglichkeiten auch genau anschaut.

    Und weil die Versicherungsvermittler die Menschen kennen, weil sie das Risiko kennen und weil sie die Zahlen kennen, wird man dort nie einen Vermögensaufbau als Alternative zu einer abschließbaren BU bekommen.

    In diesem Sinne.

  16. Danke für diesen Artikel. Er ist wirklich Kritisch. Doch in meinen Augen ist die Existenz gerade in 2019 und späteren Jahren nicht gesichert. Es gab noch nie so viele Sanktionen gegen Hartz IV Bezieher, als in diesem Jahr. Dabei stellt sich immer wieder raus, dass die Senkung in 75 Prozent der Fälle unrechtmäßig waren. Wenn man von nur 425 Euro im Monat leben soll, dann für min. 3 Monate eine Sanktion von 25-45 % durchmacht….Wo ist da die finanzielle Existenz gesichert. Denn den Stromhersteller und Telekommunikationsunternehmen ist es egal, ob man eine Sperre erhält oder nicht.

  17. Kernproblem ist, dass der einzelne Bürger bei Versicherungsunternehmen die Gewinne machen müssen, mehr zahlt als bei rein staatlichen Vorsorgesystemen. Würde den Politikern sicherlich mal helfen wenn sie den Median Verdienst als Diät und eine GKV hätten – als in ihrem Elfenbeinturm von Lobbyisten umgarnt zu werden…

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