depotstudent

„Portfolio Performance“ im Interview: Andreas Buchen zu Gründungsgeschichte & Co.

Portfolio-Performance-Website-Startseite-900x480
Depotstudent Dominik
4.8
(13)

Liebe Depotstudent-Leserschaft, heute habe ich einen spannenden Interview-Gast mitgebracht!

Andreas Buchen ist Gründer und Entwickler von Portfolio Performance, einem sehr verbreiteten Tool für das Tracking von Investmentportfolios – er gibt uns Einblicke in die Entstehungsgeschichte von Portfolio Performance und zeigt auf, was die Anwendung von Mitbewerbern unterscheidet. Außerdem gibt er noch weitere schöne Insights.

Viel Spaß mit dem Interview!

Hallo Andreas, herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit für das Interview nimmst! Stelle Dich und das Tool „Portfolio Performance“ doch gerne vor.

Vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview. Portfolio Performance ist eine Anwendung, um sein Gesamtportfolio im Blick zu halten. Es gibt die Open Source Desktop Anwendung, mit der man seine Daten pflegen kann und es gibt die iPhone und Android App, mit der man sein Depot auch unterwegs im Blick hat (aber noch nicht editieren kann).

Die grundlegende Idee ist: wenn man alle historischen Buchungen (Käufe, Verkäufe, Erträge) und die historischen Preise kennt, kann man eine realistische Performance berechnen. Wenn man sich das bei seinen Banken anschaut, dann vergessen die gerne schon mal verkaufte Positionen oder lassen Steuern und Gebühren außen vor. Darüber hinaus hat man selten alle seine Assets bei genau einer Bank.

Denn mit Portfolio Performance kann man Aktien, Cash und Kryptowährungen verwalten. Es gibt auch Nutzer, die tracken ihre Sammlerstücke wie Lego, Immobilien oder Unternehmensanteile. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.

Alle Daten sind absolut vertraulich. Alle Daten sind lokal in einer Datei gespeichert und können mit AES256 verschlüsselt werden. Was mir ebenfalls wichtig ist: wenn man schon den Aufwand betreibt seine Daten sorgfältig zu erfassen, muss man die auch für andere Zwecke nutzen können. Mit dem CSV und XML-Export kommt man an alle Daten ran.

Hattest Du früher selbst Schwierigkeiten, Dein Portfolio zu überwachen oder woher kam die Idee zu Portfolio Performance?

Am Anfang stand nicht eine Idee, sondern ein Problem. Nach dem Gemetzel des Neuen Marktes hatte ich mein Depot eine Zeitlang nicht mehr wirklich angeschaut. Auf der Suche nach einem neuen Ansatz bin ich auf das Buch „Souverän Investieren“ von Gerd Kommer gestoßen. So habe ich mich mit Begriffen „buy-and-hold“ und „rebalancing“ auseinandergesetzt. Mit Excel bin ich aber ganz schnell auf Grenzen gestoßen: aktuelle und historische Kurse, interner Zinsfuß, mehrere Depots, zeitgewichtete Rendite.

So habe ich angefangen zu programmieren und erst einige Zeit später einen Post im Wertpapier Forum gemacht. Wenn ich mir die erste Version von 2012 – noch ziemlich rudimentär – in Erinnerung rufe, dann wundere ich mich immer noch, dass sich überhaupt Nutzer gefunden haben. Dann habe ich das Feedback und die Ideen schrittweise umgesetzt und wie sagt man so schön „the rest is history“…

Für das Tool waren nicht unerhebliche Programmierkenntnisse notwendig: Spielte Dir Dein beruflicher Hintergrund dabei in die Karten oder hättest Du das auch als reiner Hobby-Programmierer in dem Maße aufziehen können?

Programmieren hat mir schon immer Spaß gemacht. Ich finde Programmieren ist eine kreative Tätigkeit und es macht Spaß quasi aus dem Nichts Anwendungen zu erschaffen. Dieses Hobby habe ich zum Beruf gemacht. Damals habe ich an einem Werkzeug zur Analyse von Speicherinhalten von Java Prozesses gearbeitet – dem Eclipse Memory Analyzer. So kann ich das Eclipse Framework für Betriebssystem unabhängige Anwendungen. Das ist der Grund warum die Desktop Anwendung in Java und mit dem Eclipse Bibliotheken entwickelt ist.

Im Bereich „Portfolio Tracking“ ist Portfolio Performance ja nicht das einzige Tool: Als kostenloses Open Source Programm hat es aber klare Alleinstellungsmerkmale. Sind das entscheidende Gründe für die Wahl von PP?

Richtig, es gibt mittlerweile kommerzielle Wettbewerber. Wie sagt man so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft. Wenn man mich fragt, dann sage ich:

  • Alle Daten vertraulich und lokal. Ich muss keinem Nutzer hoch und heilig versprechen, dass ich in die Daten nicht schauen werde oder die Daten nicht für Werbezwecke nutzen werde. Ich kann es gar nicht. Alle Daten – Wertpapiere, Kurse, Buchungen – sind lokal gespeichert. Die Datei kann mit einem Passwort geschützt werden und ist dann mit AES-256 verschlüsselt.
  • Alle Asset-Klassen. Man kann in PP Wertpapiere, Barbestände und Kryptowährungen verwalten. Aber eigentlich auch alles – Immobilien, Firmenanteile, Collectibles wie Lego Sets. Das macht es sehr flexibel.
  • Alle Daten exportieren. Es kann aufwändig sein, alles seine historischen Buchungen sauber zu pflegen. Und über die Zeit kommen noch vielen mehr dazu. Bei einer Open Source Anwendung gibt es keinen Anbieter, der die Gebührendaumenschraube anziehen kann weil man mit seinen Daten nicht verzichten kann. Wer programmieren kann, hat auf alles Zugriff. Wer nicht programmieren kann, kann alles als XML oder CSV exportieren. Und ich denke ChatGPT und ähnliche Tools kann man die Rohdaten auch füttern und sich extrahieren lassen.

Kannst Du ein paar Zahlen zur Anzahl an Nutzern nennen?

Das ist gar nicht so einfach. Es gibt keinen zentralen Server. Es gibt kein Tracking. Es gibt keine Nutzungsstatistiken. Ich kann sehen, dass die Aktualisierungen des Desktop Anwendung von einer hohen fünfstelligen Anzahl von Nutzer geladen werden. Und ich kann sehen, dass die relativ neue mobile Anwendung von einer eher niedrigen fünfstelligen Anzahl von Usern genutzt wird. Diese Zahlen freuen mich sehr. Und ich schaue auch manchmal etwas ungläubig drauf…

Portfolio Performance ist kostenlos: Verdienst Du mit dem Tool trotzdem Geld? Wieso hast Du Dich dafür entscheiden, kein Bezahlmodell anzubieten?

Es gibt zwei Anwendungen: die Desktop Anwendung für Windows, macOS und Linux und die mobile Anwendung für iPhone und Android. Die Desktop Anwendung ist open source und kostenlos. Die mobile Anwendung ist nicht open source, aber der Großteil der Funktionalität ist ebenfalls kostenlos. Mit einem Abonnement kann man die Dashboards und ad-hoc Diagramme freischalten. Dieses Abonnement erlaubt mir noch mehr Zeit für die Programmierung zu verwenden.

Ein kleiner Ausblick: Wo kann die Reise noch hingehen? Neue Features? Bezahlmodelle? Oder bist Du mit dem Produkt bereits am Ziel angekommen?

Ich weiß nicht wo die Reise hingeht, ich weiß nur dass sie noch nicht zu Ende ist. Im Forum und der weiteren Community gibt es unglaublich viele Ideen. Zu der Open Source Version werden immer wieder neue Features beigetragen.

Vielen Dank, Andreas!

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 4.8 / 5. Anzahl Bewertungen: 13

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert