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Value Investing – ein kompletter Leitfaden für Einsteiger

Depotstudent Dominik
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Unter Value Investing versteht man eine eigene Anlagestrategie, die sich hauptsächlich mit der Suche von unterbewerteten Aktien beschäftigt. Heißt: Ich möchte ein Unternehmen kaufen, dessen tatsächlicher Wert deutlich über dem Wert liegt, zum dem es aktuell an der Börse gehandelt wird. Als Urvater des Value Investing gilt Benjamin Graham, populärster Anhänger der Neuzeit ist Investoren-Legende Warren Buffet.

Soweit zur Kurzdefinition des Begriffs „Value Investing“.

In diesem Beitrag möchte ich der Anlagestrategie jedoch deutlich weiter auf den Grund gehen und das Vorgehen beim Investieren in Value Aktien genau beleuchten.

Dieser Beitrag der Aktien Einsteiger Serie soll Dich in die Lage versetzen abschließend zu beurteilen, ob Value Investing eine Anlagestrategie sein könnte, die auch Du umsetzt oder die eher nicht für Dich geeignet ist.

Eines vorab: Value Investing erfordert Zeit.

Viel Zeit!

Wenn dieses Gut also knapp bemessen ist, solltest Du Dich besser nach einer anderen Strategie umsehen.

Wenn Du jedoch Spaß daran hast, Unternehmen zu bewerten und auch gerne mehrere Stunden damit verbringst, Bilanzen zu lesen und so ein Top-Investment zu finden, dann ist Value Investing definitiv das Richtige für Dich!

Lass uns starten!

Wie funktioniert Value Investing überhaupt?

Mithilfe von Value Investing zielst Du darauf ab, den eigentlichen Wert eines Unternehmens zu erkennen und diesen im Anschluss mit dem Börsenwert zu vergleichen.

Die Grundidee ist denkbar einfach und wird durch verschiedene Zitate auf den Punkt gebracht.

Warren Buffet hat einmal gesagt, Value Investing ist, für einen Dollar lediglich 50 Cent zu bezahlen. Benjamin Graham, der Verfasser des Buches „The Intelligent Investor“, das als „Bibel für Value Investoren“ verstanden werden kann, sagte:

Price is what you pay, value ist what you get.

Benjamin Graham

Letztendlich ist die Grundidee relativ simpel und einfach zu verstehen.

Wenn Du nach einer umfassenden Analyse zu dem Schluss kommst, dass ein Unternehmen mit all seinen Guthaben und Besitztümern den Wert X besitzt, an der Börse jedoch zum Wert <X gehandelt wird (Rechnung: umlaufende Aktien x aktueller Kurs), dann könnte das ein Kaufsignal sein.

Aufgepasst!

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Die entscheidende Frage ist: Wie analysiere ich ein Unternehmen umfassend, um auch den tatsächlichen Wert zu kommen?

Die Antwort lautet. Fundamentale Analyse!

Das Herzstück des Value Investing: Fundamentalanalyse

Fundamentalanalyse

Ein mächtiges Wort, oder nicht!

Aber die Wichtigkeit wird tatsächlich bereits im Wortstamm vermittelt. Diese Analyse bildet das Fundament Deines späteren Erfolgs. Dementsprechend wichtig ist es, dieser Analyse ausreichend Zeit und Beachtung zu schenken.

Mithilfe der Fundamentalanalyse bestimmst Du also den Wert eines Unternehmens und erfährst außerdem weitere wichtige Eckdaten, die Dir Aufschluss über die Qualität eines Unternehmens geben. Sie versetzt Dich also in die Lage, gute Anlagemöglichkeiten vom Schrott zu unterscheiden.

Besonders wichtig bei Deiner Analyse sind fundamentale Kennzahlen, die ich Dir im Folgenden genauer vorstellen möchte.

Kennzahl 1: Kapitalrendite

Jedes Unternehmen sollte Gewinne erwirtschaften. Tut es das nicht, ist entweder das Management richtig schlecht, oder aber die Geschäftsidee bzw. die Produkte nicht tragbar.

Mit der Kapitalrendite ermittelst Du, wie viel Geld das Unternehmen mit seinem eingesetzten Kapital erwirtschaftet. Also wie viel am Jahresende unter dem Strich stehenbleibt.

Ein kleines, einfaches Beispiel:

Du eröffnest einen Online-Shop, um von Dir hergestellte Produkte zu vertreiben.

Herstellungskosten, Instandhaltungskosten Deiner Werkstatt, Kosten für den Online-Shop, Kreditzinsen, etc. – alle Kosten, die anfallen, um Deinen Online-Shop am Laufen zu halten, betragen 100.000 Euro.

Dein Umsatz beträgt 125.000 Euro.

Ziehst Du nun die Betriebskosten von Deinem Umsatz ab, bleiben 25.000 Euro Gewinn vor Steuern stehen. Somit generiert Dein Shop eine Kapitalrendite von 25 %.

Nichts anderes tust Du, wenn Du die Kapitalrendite eines großen Unternehmens erwirtschaftest.

Dabei sind vor allem folgende Kennzahlen beim Value Investing wichtig:

  1. Eigenkapitalrendite (Gewinn / Eigenkapital)
  2. Gesamtkapitalrendite (Gewinn / Gesamtes Kapital)
  3. ROCE (Return on Capital Employed)

Zur letzten der genannten Kennzahlen, die ich selbst als eine der wichtigsten überhaupt empfinde, hier ein ausführliches Erklärvideo…

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Kennzahl 2: Unternehmensverschuldung

Natürlich möchtest Du wissen, ob ein Unternehmen sehr stark verschuldet ist und vielleicht die nächste Krise aufgrund der hohen Schuldenlast nicht übersteht.

Die Corona-Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig eine geringe Verschuldung ist, um überlebensfähig zu sein im Krisenfall.

Wichtig: Schulden sind nicht grundsätzlich schlecht. Diese können verwendet werden, um Gewinne und Umsätze zu hebeln. Insbesondere im heutigen Niedrigzinsumfeld. Allerdings sollte die langfristige Schuldenlast niemals belastend werden und zu hoch sein!

Achte bei der Beurteilung der Unternehmensverschuldung auf folgende Kennzahlen:

  1. Eigenkapitalquote
  2. Verschuldungsgrad (Langfristige Schulden / Eigenkapital)

Kennzahl 3: Buchwertwachstum

Du möchtest im Rahmen der Value Strategie in die Unternehmen investieren, die langfristig ihren Buchwert steigern konnten, also ihren Bilanzwert sukzessive erhöhen.

Dies impliziert, dass ein Unternehmen gesund wächst und vor allem Geld in seinem Unternehmen behält.

Erwirtschaftete ein Unternehmen keinen Gewinn oder schüttet es zu große Teile seines Gewinns durch Dividenden aus, dann wird es seinen Buchwert nicht steigern können. Ein schlechtes Signal, das nicht für ein gutes Unternehmen spricht.

Untersuche also unbedingt das Wachstum des Buchwerts eines Unternehmens. Je länger Du dabei zurückgehst, desto besser!

Kennzahl 4: Grad der Liquidität

Eine Kennzahl, die im Rahmen der Corona-Krise erheblich an Bedeutung gewonnen hat.

Was passiert eigentlich, wenn große Teile der Einnahmen plötzlich wegbrechen? Was passiert, wenn das Kerngeschäft eines Unternehmens plötzlich nicht mehr so funktioniert, wie es das die letzten Jahre getan hat?

Es gibt immer wieder Krisen oder aber auch grundlegende Veränderungen in der Gesellschaftsstruktur, die für ein Unternehmen zu erheblichen Problemen führen können. Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, dass ein Unternehmen solchen Krisen mit genügend Liquidität entgegentreten kann, um in Ruhe nach Lösungen zu suchen und nicht zu überhasteten Reaktionen zu neigen oder gar auf externe Geldgeber angewiesen zu sein (Stichwort Lufthansa!).

Einfach ausgedrückt: Wenn ein Unternehmen seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, ist der Weg in die Insolvenz gewiss.

Um hier ein sehr umfassendes Bild der Liquidität zu erhalten, bietet es sich an, die Liquidität 3. Grades zu untersuchen. Diese setzt die kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis zu den kurzfristigen Vermögenswerten.

Wie viel hat ein Unternehmen auf der berühmten hohen Kante, um eine Krise zu trotzen?

Die Liquidität 3. Grades gibt die Antwort.

Kennzahl 5: Free Cashflow

Auch diese Kennzahl ist relativ simpel zu verstehen. Ist der Cashflow, als der Geldfluss in einem Unternehmen negativ, verliert ein Unternehmen Jahr für Jahr Geld.

Um das Geschäft am Leben erhalten zu können, ist das Unternehmen auf Fremdkapital angewiesen. Und was es bedeutet, wenn über mehrere Jahre ein negativer Cashflow mit Fremdkapital gestützt werden muss, kannst Du Dir relativ leicht ausmalen.

Also: Achte unbedingt auf einen positiven Free Cashflow, im Idealfall über den vermeldeten Gewinnen.

Kennzahl 6: Innere Wert (Faire Wert)

Die letzte und zugleich einer der wichtigsten Kennzahlen ist der innere Wert eines Unternehmens, der sich auf viele verschiedene Arten bestimmen lässt. Besonders populär sind die KGV-Methode oder aber die Discounted Cashflow Methode.

Ich präferiere letztere, die im Nachfolgenden Video sehr schön erklärt wird.

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Kennzahl 7: Dividendenrendite

Häufig vergessen im Rahmen des Value Investing, meiner Meinung nach jedoch unglaublich wichtig. Die Dividendenrendite.

Achte auch regelmäßig steigende und zuverlässige Dividenden, die Deine Rendite erheblich erhöhen können.

Value Investing – 3 Investoren, 3 Wege

Wer sich mit dem Thema Value Investing befasst, der wird früher oder später vor allem auf drei Namen stoßen: Benjamin Graham, Warren Buffet und Peter Lynch.

Alle drei sind Anhänger des Value Investing, interpretieren aber einzelne Teile der Anlagestrategie nach ihren eigenen Regeln und geben Dir als Privatinvestor die Möglichkeit, Dir das Beste aus allen Strategien herauszupicken.

Genau aus diesem Grund möchte ich einen differenzierten Blick auf alle drei Methoden werfen.

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#1: Benjamin Graham

Er ist der Erfinder des Value Investing und zugleich Lehrmeister von Warren Buffet, dem erfolgreichsten Investor aller Zeiten.

Sein Grundsatz: Es wurden nur Unternehmen erworben, die an der Börse unter dem Preis gehandelt wurden, der sich aus Summe der kurzfristigen Vermögenswerte abzüglich aller Verbindlichkeiten ergab.

Außerdem galten folgende Gesetzmäßigkeiten:

  1. Nur die günstigsten aller Unternehmen wurden gekauft.
  2. Das Geschäftsmodell spielte keine Rolle. Wichtig waren nur Zahlen.
  3. Aktive Diversifizierung. Graham kaufte mehrere hundert Unternehmen in ein Portfolio.

Grahams berühmte „Margin of Safety“

Benjamin Graham ist nicht nur Erfinder des Value Investing, sondern auch Erfinder der Margin of Safety.

Hierbei handelt es sich um eine Sicherheitsmarge, also der Differenz zwischen dem Kaufkurs eines Unternehmens und dem von ihm ermittelten fairen Wert.

Dabei galt: Je größer, desto besser.

Eigentlich logisch, denn je größer die Differenz der beiden Werte, desto größer ist die Sicherheit für den Investor, eine positive Rendite aus dem Investment zu ziehen.

Hierzu ein sehr berühmtes Zitat:

„The 3 most important words in investing are Margin Of Safety

Warren Buffet

#2: Warren Buffet

Warren Buffet hat das Value Investing in die Neuzeit überführt und zugleich zu einer der populärsten Investmentmethoden gemacht.

Er hat die Strategie dahin gehend optimiert, nicht nur auf Bilanzkennzahlen zu blicken, sondern auch die Qualität eines Unternehmens zu berücksichtigen.

Zwar legt auch er sehr viel Wert darauf, dass eine Unterbewertung vorliegt, jedoch muss auch das Geschäftsmodell stimmen. So investiert Buffet zum Beispiel nur in die Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen er auch versteht.

Besonders wichtig ist Buffet der intrinsische Wert eines Unternehmens, der unter anderem auch mit der Discounted Cashflow Methode berechnet werden kann.

#3: Peter Lynch

Peter Lynch habe ich Dir bereits in einem anderen Blogbeitrag (diesen findest Du hier) ausführlich vorgestellt.

Lynch ist kein klassischer Value Investor, hat jedoch deutlich erkennbare Ansätze in seiner eigenen Strategie. Er konzentriert sich auf Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial und wählt überwiegend nach diesem Kriterium aus. Er kauft dann, wenn das PEG-Ratio (Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis) unter 1 liegt.

Risiken und Nachteile des Value Investins

Das größte Risiko beim Value Investing?

Du selbst!

Hast Du Deine Hausaufgaben nicht richtig gemacht und Dir nicht genug Zeit bei der Analyse eines Unternehmens gelassen, dann kann das langfristig zu Misserfolgen führen. Du kannst keine Überrendite erzielen, wenn Du nicht bereit bist, überdurchschnittlich viel Arbeit in die Aktienanalyse zu investieren.

Also, nochmals mein Appell: Nutze diese Anlagestrategie wirklich nur, wenn Du auch bereit dazu bist, viel Zeit und Mühe in die Aktienauswahl zu investieren.

Das wird am Anfang ein sehr mühevolles und anstregendes unterfangen werden. Wenn Du jedoch Mühe und Herzblut investierst, dann kannst Du auch durch eine hervorragende Rendite belohnt werden.

Value Investing – FAQ

Was ist eine Value Trap?

Ein häufiger Begriff, der im Zusammenhang mit den Nachteilen des Value Investing benutzt wird, ist die sogenannte Value Trap – also die Value Falle.

Hierbei handelt es sich um Unternehmen, die auf den ersten Blick sehr günstig erscheinen, weil der Aktienkurs sehr niedrig ist. Wirft man dann jedoch einen genaueren Blick auf das Unternehmen, ist der günstige Kurs gerechtfertigt, weil das Unternehmen schlecht ist und nicht die Folge einer Unterbewertung.

Effiziente Märkte und Value Investing – geht das?

Ein großer Kritikpunkt beim Value Investing ist die Theorie der effizienten Märkte. Heißt: Alle Informationen sind aufgrund der heutigen Informationsflut jederzeit bereits im Aktienkurs eingepreist.

Folglich kann es auch keine Unterbewertung geben, da die Märkte stets einen fairen Wert der Aktie widerspiegeln.

Viele Value Investoren beweisen jedoch jeden Tag das Gegenteil!

Welche Rendite ist mit Value Investing möglich?

Da kommt ganz darauf an, wie gut Du bist und wie intensiv Du Unternehmen analysiert. Die besten Investoren erzielen deutlich zweistellige Renditen. Warren Buffet ca. 24 % pro Jahr, Charlie Munger ca. 19 %, Seth Klarman ca. 20 %.

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