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Tipps für den Umgang mit ETFs im Alter

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Depotstudent Dominik
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Du hast Dich entschlossen, die Rentenlücke zwischen der gesetzlichen Altersvorsorge und Deinem tatsächlichen Bedarf mit einem ETF Portfolio zu schließen. Der oder die Exchange Traded Funds sind ausgewählt und das Portfolio soll mindestens bis zum Renteneintrittsalter bestehen bleiben. Temporäre Wertminderungen werden von Dir gelassen gemeistert, Du hast den Sinn der Kaufen-und-Halten-Strategie verstanden und verinnerlicht.

Im heutigen Beitrag erkläre ich Dir, wie Du das Depot kurz vor dem Renteneintritt langsam abbaust und den Wert sicherst. Über mehrere Jahrzehnte hat die Geldanlage in ETFs attraktive Renditen erwirtschaftet, es ist vermutlich ein 6-stelliger Betrag entstanden. Selbst bei niedrigen Sparraten kommt leicht eine Summe von mehr als 200.000 Euro zusammen. Damit im letzten Moment vor dem verdienten Ruhestand nichts mehr schiefgeht, nachfolgend einige Vorschläge zum Entnahmeablauf.

Woher weißt Du, wann Dein Geld reicht?

Ob Einmalanlage oder ETF-Sparplan, Du solltest Dir bereits zu Beginn des Investments ein Sparziel setzen. Du kennst den Wert Deiner Einmalanlage oder die momentane Sparrate Deines ETF-Sparplans und kannst anhand der zu erwartenden Rendite in Verbindung mit der Laufzeit in etwa die Endsumme berechnen. Dabei gibt es verschiedene Ansätze:

Als sehr vorsichtiger Anleger kalkulierst Du bei einer Investition in Aktienindizes nur mit einer Jahresrendite von 5 %. Du nimmst einen der online verfügbaren Ertragsrechner und rechnest entweder Deine Einmalanlage oder den ETF-Sparplan auf die ideale Laufzeit hoch. Bei einer einmaligen Anlage gibst Du den investierten Betrag, die jährliche Rendite und die Anlagedauer ein. Ein Klick auf den Button „Berechnen“ zeigt Dir in Sekundenschnelle den Endbetrag.

Ähnlich funktioniert die Berechnung beim ETF-Sparplan, Du gibst anstatt der einmalig investierten Summe Deine Sparrate ein. Zudem kannst Du mit den meisten Rechnern eine aus Einmalinvestment und Sparplan kombinierte Geldanlage kalkulieren.

Spiele Dein Investment mit verschiedenen Jahresrenditen und Laufzeiten solange durch, bis Dir der Endbetrag ausreichend hoch erscheint.

Bei einem ETF auf den MSCI World Index gilt die Annahme von jährlich 5 % als sehr vorsichtig, 7 % wären realistisch und 8 % optimistisch kalkuliert.

Willst Du mit Deiner Geldanlage privat fürs Alter vorsorgen, wählst Du als Laufzeit idealerweise die Differenz zwischen Deinem Alter und dem Renteneintritt mit 67 Jahren. Angenommen, Du bist aktuell 25 Jahre alt, beträgt die Laufzeit 42 Jahre.

Mit einer monatlichen Sparrate von 200 Euro und einem Wertzuwachs von 5 % pro Jahr hast Du nach 42 Jahren ein Vermögen von gut 340.000 Euro aufgebaut. Deine Einzahlungen über die gesamte Laufzeit haben etwa 100.000 Euro betragen.

Bei einer angenommenen Rendite von 7 % per anno, beträgt die Endsumme stolze 612.000 Euro. Mit 8 % im Jahr werden aus 200 Euro im Monat in 42 Jahren knapp 830.000 Euro.

Mit einem ETF auf den MSCI World wäre der letztgenannte Betrag sehr realistisch. Der Aktienindex hat in den letzten 20 Jahren mit durchschnittlich 7,8 % rentiert, obwohl 2 große Krisen die Entwicklung behinderten.

Nachdem Du weißt, was möglich ist, kannst Du ausrechnen, welche Summe im Alter zur Verfügung stehen soll.

Den wahrscheinlichen Bedarf berechnen

Du weißt vermutlich, dass Deine Rente nach den Plänen der Regierung nur noch 40 % des letzten Einkommens ausmachen wird. Liegt Dein letzter Verdienst vor dem Renteneintritt bei 2.500 Euro, bekommst Du nur 1.000 Euro Rente im Monat ausbezahlt. Dieser Betrag ist für einen angenehmen Lebensabend keinesfalls ausreichend und muss durch die private Vorsorge aufgestockt werden.

Du musst dementsprechend berechnen, wie hoch Deine monatlichen Ausgaben als Rentner in etwa sein werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auf die gesetzliche Rente ebenso wie auf die Gewinne aus der Geldanlage Abgaben ans Finanzamt fällig sind. Wie Du den vermutlichen Bedarf richtig kalkulierst, zeigt Dir mein Artikel zur Schließung der Rentenlücke auf diesem Portal.

Die errechnete Gesamtsumme sollte Dein Mindestsparziel sein und beim Erreichen des Betrags musst Du Dir Gedanken um die Absicherung sowie die Auszahlung machen. In den obigen Beispielen wird das Sparziel bereits einige Jahre vor dem Renteneintritt erreicht und es ergeben sich mehrere Möglichkeiten.

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Option 1: alles Verkaufen

Diese Möglichkeit wird aus meiner Sicht nur von den ganz vorsichtigen Anlegern gewählt. Ich glaube, dass jemand mit jahrzehntelanger ETF Erfahrung anders reagieren wird. Schließlich sind während der Laufzeit einige Kurseinbrüche geschehen und wieder korrigiert worden. Turbulenzen an der Börse haben ihren Schrecken längst verloren.

Zudem bringt der Verkauf ein weiteres Problem mit sich: wohin mit dem Geld? Vermutlich werden in einigen Jahren die Zinsen wieder steigen und die Festgeldanlage attraktiver als heute machen. Sicher ist dies aber nicht und momentan wäre das Anlegen einer größeren Summe eine echte Herausforderung.

Option 2: alles schrittweise verkaufen

Wenn Du den schrittweisen Verkauf in Betracht ziehst, erzielst Du insgesamt einen etwas besseren Ertrag, aber das Problem der ersten Option trifft Dich gleichermaßen. Aus heutiger Sicht bleibt nur das Parken des Geldes auf dem Festgeldkonto mit Zinsen weit unterhalb der Inflation.

Option 3: Schulden tilgen

Idealerweise gehst Du schuldenfrei in Rente und verwendest vor dem Eintritt einen größeren Betrag zur Tilgung bestehender Verbindlichkeiten. Das könnte beispielsweise die abschließende Zahlung für das Eigenheim sein. Die entsprechenden ETF Anteile werden dazu beim Erreichen des Sparziels verkauft und der Rest verbleibt bis zur Rente im Portfolio.

Option 4: langsam den ETF Bestand abbauen

Ich würde beim Erreichen des gesteckten Ziels die ETF Anteile Schritt für Schritt abbauen und einen Teil meiner Geldanlage in die Rente mitnehmen. Dabei kannst Du eine klassische Faustregel berücksichtigen:

  • Dieser Regel entsprechend sollte der ETF Anteil des Portfolios 100 minus Lebensalter betragen.
  • Mit 67 kann der ETF Anteil etwa 30 bis 35 % betragen.
  • Als 80-jähriger Senior kannst Du immer noch 20 % Deines Geldes in ETFs investiert haben.

Der Grundgedanke dieser Regel ist nachvollziehbar und wird vom ständig steigenden Durchschnittsalter getragen. Statistiken belegen, dass viele Rentner bis zu ihrem Tod etwa 20 Jahre lang Bezüge erhalten, die natürlich aufgestockt werden müssen. Warum also nicht bis ins hohe Alter in ETFs investiert bleiben.

Dass Senioren weniger Risikobereitschaft haben als junge Leute, halte ich für ein unbestätigtes Gerücht. Wer 20, 30 oder 40 Jahre in Exchange Traded Funds investiert war, ist unabhängig vom Lebensalter krisenbewährt und routiniert.

Durch den Renteneintritt ändert sich diesbezüglich nur wenig. ETFs waren vorher zuverlässige Wertpapiere und werden es danach bleiben. Zumindest für einen begrenzten Anteil des Vermögens. Dazu kommt, dass ältere Menschen mit Kursschwankungen wesentlich gelassener umgehen können als junge Einsteiger.

Option 5: Trailing Stopp Loss

Versierte Anleger gestalten den schrittweisen Abbau der ETF Anteile möglichst sicher. Gewinne werden nach wie vor mitgenommen, aber die Trailing Stopp Loss Order schützt vor unerwünschten Verlusten. Steigt der Kurs, wird der Stopp Loss entsprechend angehoben. Diese Verkaufsschwelle muss jeder Anleger den individuellen Anforderungen entsprechend selbst setzen.

Ist der Stopp Loss zu eng, wirst Du bei einer kleinen Talfahrt zu früh ausgebremst. Bei einem zu großzügig gesetzten Limit können auf der Zielgeraden erhebliche Verluste eintreten. Im Idealfall verfolgst Du die Entwicklung in den letzten Jahren etwas genauer und variierst die Verlustbegrenzung.

Optimal ist, wenn Du den Stopp Loss nur für ETF Anteile verwendest, die demnächst zur Auszahlung kommen sollen.

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Methoden für die Auszahlung

Du weißt mittlerweile, wie viel Geld aus der ETF Anlage monatlich gebraucht wird und hast den ETF Anteil festgelegt, der über das Renteneintrittsalter hinaus erhalten bleiben soll. Für das erwirtschaftete Vermögen gibt es drei Auszahlungsmethoden:

Der Auszahlungsplan

Mit einem Auszahlungsplan wird jeden Monat ein von Dir festgesetzter Betrag durch verkaufte ETF Anteile verfügbar gemacht. Sinnvoll ist, die Summe so gering wie möglich zu halten, weil die im Portfolio verbleibenden Anteile weiter Gewinn erwirtschaften können. Für außergewöhnliche Ausgaben kannst Du den Betrag jederzeit anpassen respektive Anteile manuell verkaufen.

Angenommen, Du hast ETF Anteile auf den MSCI World im Depot, kannst Du 4 % Deines Vermögens pro Jahr entnehmen, ohne Geld zu verlieren. War Dein Sparziel beispielsweise mit 300.000 Euro erreicht, kannst Du pro Jahr 12.000 Euro entnehmen. Bei umfangreicherer Entnahme kommt es auf die aktuelle Wertentwicklung des ETF an. In guten Zeiten sind höhere Summen möglich, während einer Kurs-Talfahrt musst Du zurückhaltender sein. Bei umsichtiger Entnahme kannst Du Deinen Nachkommen ein ordentliches Vermögen hinterlassen.

Das Zwei-Konten-Modell

Bei dieser Auszahlungsmethode kommt es auf langfristig steigende Zinsen an, aktuell ist sie weniger empfehlenswert. Du richtest dazu ein Konto für Festgeld ein und verkaufst ETF Anteile in Höhe des benötigten Betrags für 10 bis 15 Jahre. Im Idealfall teilst Du die Summe in gleichgroße Teile auf und wählst für jeden Teil eine andere Laufzeit. Damit kannst Du über einen Anteil des Festgelds vergleichsweise schnell verfügen und die anderen Teile generieren mehr Zinsen.

Nach weiteren 10 bis 15 Jahren wiederholst Du den Vorgang und füllst das Festgeldkonto wieder auf. Die Zeitspannen kannst Du beliebig variieren, achte in diesem Kontext auf mehr Liquidität im fortgeschrittenen Alter.

Auch wenn derzeit die niedrigen Zinsen völlig dagegen sprechen, ist ein Tagesgeldkonto mit dem Geldbedarf der nächsten 12 Monate überaus sinnvoll.

Eine Rentenversicherung einrichten (derzeit nicht empfehlenswert)

Ich gehe bei diesem Vorschlag von wieder steigenden Zinsen in der Zukunft aus. Aktuell leiden die Anbieter der Rentenversicherung ebenso unter den Niedrigzinsen wie die Lebensversicherer.

Sollte die sogenannte Sofortrente vor Deinem Renteneintritt wieder attraktiv sein, könntest Du Teile des Depots verkaufen und eine Police für die monatliche Rentenzahlung erwerben. Momentan kann ich aufgrund der Minizinsen nur davon abraten, aber in 20 oder mehr Jahren könnte die Situation völlig anders sein. Aktuell musst Du selbst beim günstigsten Anbieter sehr alt werden, damit wenigstens die eingezahlte Summe wieder zurückkommt.

Zum besseren Verständnis

Dieser Artikel soll Dir in Grundzügen vermitteln, wie Deine Geldanlage in ETF im Alter aufgelöst werden kann. In vielen Bereichen habe ich die aktuell geltenden Konditionen auf die Zukunft übertragen. Nicht berücksichtigen konnte ich hingegen, dass sich die Situation am Anlagemarkt über mehrere Jahrzehnte grundlegend ändern kann.

Anzunehmen ist, dass die Zinsen bis zu Deinem Rentenalter wieder spürbar steigen und klassische Geldanlagen wesentlich sinnvoller als heute sind. Attraktive Zinsen werden aber immer von vergleichsweise hoher Inflation begleitet.

Möglich ist zudem, dass es in 20 Jahren komplett neue Finanzprodukte gibt, von denen heutzutage nicht einmal geträumt wird. Bedenke bitte, dass vor 30 Jahren ETFs den meisten Menschen völlig unbekannt waren und heute sind sie für viele Anleger unverzichtbar.

Indes ist es sinnvoll, wenn Du bereits heute an die Auszahlung in 30 oder mehr Jahren denkst und Dir über Deine Wünsche klar wirst. An den Auszahlungsmethoden kann sich einiges ändern, ebenso können die Möglichkeiten der Entnahme durch gestiegene Zinsen vielfältiger werden.

Mein Fazit

ETFs sind sehr flexible Anlagevehikel, sie lassen Dir viele Möglichkeiten beim Erwerb, im Portfolio und während der Verkaufsphase. Wichtig ist jedoch, dass Du Dich frühzeitig mit dem Ablauf der Auszahlung auseinandersetzt, Deine Wünsche fürs Rentenalter formulierst und Möglichkeiten zur Realisierung in Betracht ziehst.

Lege dazu ein Sparziel fest, ermittele Deinen Geldbedarf zur Schließung der Rentenlücke und beschäftige Dich mit den Auszahlungsmethoden. Bleibe dabei ebenso flexibel wie die Exchange Traded Funds in Deinem Portfolio.

Dein Depotstudent Dominik

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