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Der Mythos Sachwertanlage

Altes Gebäude Bank
Depotstudent Dominik
1.8
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Seit Jahrzehnten regen mehr oder weniger kompetente Berater zu Investitionen in Sachwerte an, weil dies mit vielen Vorteilen verbunden sei. Die Medien unterstützen diese Anregung und verweisen auf ebenso viele Nachteile bei Investments in Nicht-Sachwertanlagen. Für den unerfahrenen Einsteiger wird es immer schwieriger, sinnvolle Argumente von nutzlosen Ratschlägen zu trennen.

Im nachfolgenden Beitrag nehme ich die vermeintlichen Vorteile der Sachwertanlage unter die Lupe. Zuvor gilt es jedoch, zu ermitteln, welche Assets von der Finanzwissenschaft als Sachwertanlage definiert werden und was alles zu den Nicht-Sachwertanlagen gehört. Aus meiner Sicht wird der Begriff Sachwertanlage von der Finanzbranche gerne benutzt, weil er intelligent, nett und verkaufsfördernd klingt. Ich stelle zudem die Behauptung auf, dass bestimmte Sachwerte beim langfristigen Vermögensaufbau eher behindernd sind als fördernd.

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Was genau sind Sachwertanlagen?

Sachwerte von Nicht-Sachwerten zu trennen ist schwerer als vermutet, weil es keine allgemeingültigen Regeln gibt. Nachfolgend eine Auflistung von Sachwerten nach gängigem Verständnis. Als Sachwerte werden bezeichnet:

  • Immobilien jeglicher Art.
  • Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge und dergleichen mehr.
  • Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin.
  • Rohstoffe.
  • Sammler- und Kunstobjekte.
  • Nicht-börsennotierte Unternehmensbeteiligungen und Aktien.

Meiner Meinung nach ist die Einbeziehung von Rohstoffen in diese Auflistung irreführend, weil Privatanleger aufgrund hoher Lagerkosten nicht direkt in diese Anlageklasse investieren können. Für private Anleger sind nur Investments in Rohstoff-Futures per ETF möglich, welche zu den Nicht-Sachwertanlagen gezählt werden müssen.

Des Weiteren sind privat genutzte Automobile, Schiffe und Flugzeuge eher Konsumartikel, bei gewerblicher Nutzung werden sie als Investitionsgüter bezeichnet. Kunst und Sammlerobjekte als Sachwerte zu definieren, scheint mir sehr abenteuerlich, weil die Preise derartiger Dinge willkürlich festsetzbar sind. Doch nun zu den Nicht-Sachwertanlagen, in diese Kategorie fallen folgende Assets:

  • Bargeld.
  • Bankguthaben.
  • Schuldverschreibungen von Staaten und Unternehmen, allgemein als Anleihen bezeichnet.
  • Derivate wie unter anderem Optionen und Termingeschäfte.
  • Renten- und Kapitallebensversicherungen.

Bargeld ist aus meiner Sicht eher ein Zahlungsmittel und keine investierbare Anlageklasse. Alles andere scheint mir richtig eingeordnet. Schauen wir uns nachfolgend die Vorteile an, die von Anhängern der Theorie den Sachwerten zugeschrieben werden:

  • Sachwertanlagen (SWA) rentieren langfristig besser als Nicht-Sachwertanlagen (Nicht-SWAs).
  • Sie sind wertstabiler und schwanken im Wert geringer.
  • Erhöhte Steuern und Kosten können bei SWAs an den Verbraucher/Abnehmer weitergegeben werden.
  • SWAs bieten mehr Sicherheit bei Systemversagen, Staatsbankrotten und globalen Krisen.
  • Sachwertanlagen bieten mehr Schutz vor staatlichen Enteignungen.
  • SWAs sind hinsichtlich Inflation und Geldmanipulationen besser geschützt als Nicht-Sachwertanlagen.

Für einen unerfahrenen Leser stecken in der Auflistung zahlreiche Vorzüge, welche allerdings von der wissenschaftlich fundierten Finanzökonomie weder anerkannt noch bestätigt sind.

Im weiteren Verlauf des Beitrags schaue ich mir die vermeintlichen Vorteile der Sachwertanlagen genauer an und überprüfe, ob diese auch bei Nicht-Sachwertanlagen vorhanden sind. Ich arbeite die Liste von unten nach oben ab und beginne mit dem angeblich besseren Inflationsschutz.

Schützen SWAs besser vor Inflation?

Schutz vor Vermögensschwund durch Inflation wird unabhängig von der Anlageklasse auf zwei Wegen erreicht:

  • Du investierst Dein Geld in Assets, die langfristig höhere Renditen als die jeweilige Inflation abwerfen. Wichtig ist bei jedem Investment, dass auf lange Sicht die Kaufkraft wächst und nicht schrumpft.
  • Du legst Dein Kapital in einer Anlageklasse an, deren Rendite eine starke Wechselbeziehung (Korrelation) zur Inflation hat. Im Idealfall wächst mit steigender Inflation die Rendite.

Welche Assets können vor Vermögensschwund durch Inflation schützen?

  • Immobilien bei anhaltender Knappheit sehr wahrscheinlich.
  • Edelmetalle, nur wenn die Kurse steigen.
  • Flugzeuge und Co. bei gewerblicher Nutzung vielleicht, im Privatgebrauch eher nicht.
  • Auf Sammler- und Kunstobjekte ist diesbezüglich kein Verlass.
  • Aktien und nicht-börsennotierte Unternehmensbeteiligungen eignen sich auf lange Sicht als Inflationsschutz.
  • ETFs auf Rohstoff-Futures sind schwer kalkulierbar und weniger zum Schutz vor Inflation geeignet.
  • Bargeld leidet unter der Inflation und schützt nicht dagegen.
  • Bankguthaben sind aktuell nicht oder negativ verzinst und kein Inflationsschutz.
  • Schuldverschreibungen von Staaten mit AAA Bonität können nicht vor Inflation schützen.
  • Unternehmensanleihen sind zwar riskanter, aber durch höhere Verzinsung als Inflationsschutz geeignet.
  • Derivate sind zur Spekulation konzipierte Assets, sie können für Anleger profitabel oder sehr verlustreich sein.
  • Bei Renten- und Kapitallebensversicherungen ist so gut wie kein Inflationsschutz vorhanden.

Es gibt sowohl Sachwertanlagen als auch Nicht-SWAs, die vor Verlusten durch Inflation schützen können. Vorteile bietet die Beschränkung auf SWAs hierbei nicht.

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Sind Sachwerte vor staatlicher Enteignung besser geschützt?

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Staaten in finanziellen Nöten rigoros zum Mittel der Enteignung greifen. So wurde beispielsweise der Besitz von Gold allein im 20. Jahrhundert von etlichen Regierungen verboten und teilweise unter schwere Strafen gestellt. In den Vereinigten Staaten mussten 1933 selbst Schmuckstücke aus Gold ohne Entschädigung abgegeben werden.

Goldverbote gab es des Weiteren in Australien, Kanada, Österreich und der Weimarer Republik. Aktuell wird von etlichen Webseiten das staatliche Verbot von Gold erneut thematisiert. Anlass dazu ist die geplante Einschränkung beim anonymen Erwerb des Edelmetalls.

Immobilien sind grundsätzlich noch leichter zu enteignen, weil ihre Eigentümer sie nicht verstecken oder ins schützende Ausland transferieren können. Die stetige Verknappung von Wohnraum resultiert in immer lauter werdenden Stimmen, die Verstaatlichung fordern.

Grundsätzlich herrscht die Meinung vor, dass der Staat in Bedrängnis zum Mittel Enteignung greift, unabhängig davon, ob rechtliche Grundlagen bereits vorhanden sind oder erst nachträglich geschaffen werden.

Zumindest die Sachwerte Edelmetalle und Immobilien zeigen sich als leicht einzuziehende Assets, bei Aktien, Anleihen und ETFs mit optimaler Diversifikation dürfte die Enteignung um einiges schwerer sein. Dafür spricht unter anderem die unproblematische Einrichtung von Depots im Ausland. Bargeld lässt sich ebenfalls leicht transferieren und ist daher schwer zu enteignen.

Vor staatlichen Enteignungen bieten Sachwertanlagen ebenso wenig oder viel Schutz wie Nicht-Sachwertanlagen. Einige Sachwerte sind sogar sehr leicht zu enteignen. Zudem muss der Staat ja nicht gleich zur Ultima Ratio greifen, sondern kann gezielt Sachwerte und Nicht-SWAs mit hoher Vermögenssteuer belegen.

Bieten Sachwerte Sicherheit bei Systemversagen?

Die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenbruchs der EU mit weitreichenden Folgen für die BRD wird zwar immer kleingeredet, dennoch existiert sie. In dieser Situation sind Assets, die in ökonomischer Hinsicht im Ausland angesiedelt sind, zu bevorzugen. Ein Eigenheim kannst Du nicht ins Ausland transferieren, es kann mit hohen Abgaben belegt oder gar verstaatlicht werden.

Deine ETFs oder Aktien können mit wenigen Klicks (im Vorfeld einer Krise) in ein Depot außerhalb der EU verlegt werden, ebenso Dein Bargeld und andere Wertpapiere. Bevor das System versagt, könnten alle mobilen Sachwertanlagen und Nicht-SWAs in Sicherheit gebracht werden. Die Betonung liegt nicht auf SACHWERT, sondern auf MOBIL.

Bei einem Zusammenbruch der EU verliert der Euro schlagartig an Wert, daher sollten rechtzeitig sinnvolle Vorkehrungen wie Investitionen getroffen werden. Die Einstellung: Mir kann nichts passieren, ich habe ja meine Immobilie, ist naiv und unangebracht. Dieser Sachwert ist unbeweglich und schutzlos staatlichen Zugriffen ausgesetzt.

Achtung: Ich sage nicht, dass der EU innerhalb der nächsten Monate oder Jahre ein System-Kollaps bevorsteht. Im Ernstfall bist Du aber mit mobilen Werten im Vorteil – und darauf liegt der Fokus im obigen Abschnitt.

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Steuer- und Kostenerhöhungen bei Sachwertanlagen

Es herrscht verbreitet die Ansicht, dass Besitzer von Sachwerten gestiegene Kosten und Steuern einfach an Kunden, Mieter oder Endverbraucher weitergeben könnten. Richtig ist diese Meinung nur bei:

  • Vermieteten Immobilien.
  • Gewerblich vermieteten Autos, Flugzeugen, Schiffen.
  • Gütern des täglichen Bedarfs.

In der Regel verhindert jedoch der Konkurrenzdruck die vollständige Weitergabe von gestiegenen Kosten und Steuern an mietende oder verbrauchende Kunden. Setzt ein Konzern die Weitergabe erfolgreich durch, profitieren die Halter von Aktien. Gelingt es der Gesellschaft nicht, höhere Kosten und Steuern an Kunden weiterzugeben, entsteht daraus ein negativer Effekt für die Aktionäre.

Bei den oben genannten Nicht-Sachwertanlagen müssen Besitzer gestiegene Kosten und Steuern hinnehmen oder sich davon trennen. Wenn eine Bank höhere Kontoführungsgebühren beschließt, bleibt im Zweifelsfall nur die Kündigung. Sollten Derivate (wider Erwarten) hoch besteuert werden, müssen Anleger damit leben oder sie abstoßen. Ähnliches gilt für die Renten- und Kapitallebensversicherung.

Daraus einen Vorteil für bestimmte Sachwertanlagen abzuleiten, halte ich jedoch für übertrieben.

SWAs sind beständige und renditestarke Assets?

Auch diese Ansicht kann ohne Differenzierung nicht stehen bleiben. Schauen wir uns dazu die oben genannten Anlagen an:

  • Immobilien erfordern nach einiger Zeit kostenintensive Renovierungen, welche die Mieteinnahmen schmälern.
  • Gewerblich vermietete Fahrzeuge und Co. rentieren aufgrund hoher Kosten nur mäßig.
  • Edelmetalle sind zwar sehr beständig, werfen aber außer Kursgewinnen keinerlei Rendite ab.
  • Bei Kunst- und Sammlerobjekten kann nur von rein zufällig erzielbaren Renditen gesprochen werden.
  • Aktien und ETFs rentieren auf lange Sicht sehr gut und unterliegen keinerlei Verschleiß.
  • Bargeld wird durch die Inflation eher weniger als mehr.
  • Bankguthaben rentieren demnächst hauptsächlich negativ.
  • Anleihen sind beständige Wertpapiere mit ausgewogenem Rendite-Risiko-Verhältnis.
  • Mit Derivaten können risikobereite Anleger attraktive Renditen erzielen.
  • Renten- und Kapitallebensversicherungen haben ihre renditestarken Zeiten hinter sich.

Unter den SWAs und Nicht-Sachwertanlagen gibt es profitable und wenig lukrative Assets. Eine Anlage wird nicht automatisch interessant, weil sie auf einem Sachwert aufgebaut ist.

Rentieren SWAs langfristig besser?

Um diese Frage zu beantworten, schaue ich mir einige wichtige Assetklassen und die Entwicklung innerhalb der letzten 120 Jahre an:

  • Globale Aktien gelten in der BRD als Sachwertanlage. Die durchschnittliche Rendite lag inflationsbereinigt bei 5,2 % per anno.
  • Wohnimmobilien fallen ebenfalls unter die SWAs. Sie rentierten inflationsbereinigt mit 2,4 % pro Jahr.
  • Staatsanleihen gehören zu den Nicht-SWAs. Langfristige US-amerikanische Bonds in Dollar brachten Anlegern inflationsbereinigt 2,0 % im Jahr.
  • Die als risikofrei bezeichnete Geldmarkt-Anlage zählt zu den Nicht-SWAs. In Dollar rentierte sie per anno mit 0,8 %.
  • Gold ist eine anerkannte Sachwertanlage, welche weder Zinsen noch Renditen abwirft. Mit USD in Gold investierte Anleger erzielten über Kursgewinne pro Jahr 0,6 %.
  • Rohstoffe sind Sachwerte für vermögende Investoren. Wer mit USD in Rohstoffe investierte, konnte 0,2 % per anno erwirtschaften.

Sachwerte sind nicht automatisch rentablere Anlagen, es kommt vielmehr auf das einzelne Asset an – und auf das damit verbundene Risiko. Daran hat sich bis in die Gegenwart nicht viel geändert. Aktien und ETFs auf globale Aktienindizes rentieren vor Kosten und Steuern mittlerweile noch besser als in der Vergangenheit.

Mein Fazit

Nur weil Sachwerte physisch vorhanden sind und angefasst werden können, haben sie keinerlei Vorteile gegenüber den sogenannten Papierwerten. Einen ETF oder eine Aktie legst Du für 20 oder mehr Jahre ins Depot, ohne jemals damit in physischen Kontakt gekommen zu sein. Und doch sind diese Papiere überaus beständig und erwirtschaften für Dich attraktive Renditen.

Gold glänzt zwar verführerisch und hat eine unbegrenzte Haltbarkeit. Darüber hinaus sind aber keine positiven Aspekte vorhanden. Es kann jederzeit verboten werden, generiert keine Erträge und weckt Begierden.

Noch unberechtigter ist die Ansicht zur Immobilie. Ein Haus ist wohl der schwierigste, teuerste und gegenüber staatlichen Aktionen anfälligste Sachwert.

Das Eigenheim bindet Dich langfristig an einen bestimmten Ort, muss kostenintensiv erhalten werden und kann jederzeit staatlichen Maßnahmen zum Opfer fallen. Ich will Dir mit meinen Ausführungen nicht die Freude an den eigenen vier Wänden nehmen. Du solltest aber die Gefahren dieser Sachwertanlage kennen, um nicht davon überrascht zu werden.

Aus meiner Sicht solltest Du mobile Anlagevehikel wählen, die bei Bedarf jederzeit transferiert werden, können. Es spielt dabei keine Rolle, ob Sachwert oder Nicht-Sachwert. Entscheidend sind bei Geldanlagen Renditen deutlich über der Inflation und möglichst geringe Kosten.

Aktien haben als Sachwertanlage schon großen Wert, besser sind jedoch ETFs auf globale Aktienindizes. Mit einem ETF auf den MSCI World bist Du weltweit in mehr als 1.650 Aktiengesellschaften investiert und profitierst bei niedrigen Kosten von hoher Durchschnittsrendite.

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