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Mögliche Rezession: ETF Abstinenz sinnvoll?

Fragezeichen in Luft
Depotstudent Dominik
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Die Artikel auf meiner Webseite haben Dich hinsichtlich der Exchange Traded Funds (ETF) überzeugt und Du möchtest eine Investition tätigen oder einen ETF-Sparplan einrichten. Das Einzige, was Dich noch daran hindert, ist die fast tägliche Schlagzeile: Die BRD steht vor einer tief greifenden Rezession!

Mein heutiger Beitrag ist dem Thema Wirtschaftskrise gewidmet und beantwortet die Frage: Ist die Geldanlage mittels ETF in diesem Szenario sinnvoll? Ich halte es für wichtig, Dich so ausführlich wie möglich über die womöglich auftauchende Gefahr zu informieren. Schließlich ist die letzte Krise mittlerweile gut 10 Jahre her und seitdem kennen die Aktienkurse nur eine Richtung: nach oben. Doch was sind eigentlich die typischen Anzeichen einer bevorstehenden Rezession?

Woran wird ein Rückgang der Konjunktur erkannt?

Die Medien erklären Dir den langsam beginnenden konjunkturellen Stillstand überwiegend mit Argumenten politischer Natur. Derzeit ist es vor allem der Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China, welcher vermeintlich die Weltwirtschaft lähmt. Zudem soll sich der Abschied des Vereinigten Königreichs aus der EU negativ auf den weltweiten Austausch von Waren und Dienstleistungen auswirken. Wie viel Wahrheit in jeder Meldung steckt, muss jeder Leser für sich entscheiden. Doch gibt es bereits Anzeichen für eine heimische Rezession?

Experten bejahen die Frage und verweisen auf seit Monaten zurückgehende Exporte. Mit der Exportschwäche ist natürlich ein dramatischer Einschnitt auf dem Arbeitsmarkt verbunden. Der seit Jahren anhaltende Stellenboom geht zu Ende, viele Unternehmen kündigen zur Vermeidung von umfangreichen Entlassungen andauernde Kurzarbeit an. Um das Szenario zu untermauern, verweisen die Fachleute auf einen Frühindikator der Konjunkturentwicklung: den ZEW-Index.

Vor allem das Wort „Kurzarbeit“ lässt viele Aktienanleger aufhorchen, denn es bringt Erinnerungen an die dramatischen Kursentwicklungen während der Finanzkrise 2008 zurück. Lasse Dich von den Emotionen bitte nicht mitreisen, eine vermeintlich aufziehende Krise wird idealerweise mit nüchterner Sachlichkeit betrachtet. Genau dies werde ich in diesem Beitrag tun, zunächst eine Definition des Frühindikators ZEW.

Wie wird der ZEW berechnet und was sagt er aus?

Jeder aktuelle ZEW Wert stellt die Konjunkturerwartungen für die kommenden 6 Monate dar, indes wird der Indikator jeden Monat neu berechnet. Der Berechnung geht jedes Mal eine Umfrage voraus, an welcher bis zu 350 Finanzexperten mitwirken. Gefragt werden die Teilnehmer, wie sie die Konjunkturentwicklung für das kommende Halbjahr einschätzen. Die Berechnung ist sehr einfach und geht aus nachfolgendem Beispiel hervor:

  • 30 % der Befragten sprechen sich für eine verbesserte wirtschaftliche Lage aus.
  • 40 % der Teilnehmer glauben, dass sich die Wirtschaft eher verschlechtern wird.

Der ZEW Wert würde damit minus 10 betragen, weil die mit keiner Veränderung rechnenden Teilnehmer in der Rechnung nicht berücksichtigt werden. Der ZEW Index baut also auf den Ansichten einer kleinen Expertengruppe auf, die nicht einmal aktiv am Wirtschaftsgeschehen beteiligt ist. Aus meiner Sicht wird dem sogenannten Frühindikator wesentlich zu viel Aufmerksamkeit geschenkt.

Du kannst Dich wahrscheinlich an die Schlagzeilen im August 2019 erinnern, als der ZEW bei minus 44,1 angekommen war. In den dazu gehörenden Artikeln wurde das Ende des Wohlstands ebenso prophezeit wie ein dramatisches Ansteigen der heimischen Arbeitslosigkeit. Wider Erwarten lag der ZEW im September bei nur noch minus 22,5, sank im Oktober leicht auf minus 22,8 und stieg im November auf minus 2,1. Die mahnenden Stimmen sind allerdings nicht verstummt, nur etwas verhaltener fallen die Warnungen inzwischen aus.

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Für Dich bleibt vor dem wenig schön gezeichneten Hintergrund die Frage: Soll ich dieses Jahr noch in ETFs investieren? Mögliche Antworten wären:

  • Ja, warum nicht?
  • Nein, besser den nächsten Aufschwung abwarten.

Für mich ist klar, welche Entscheidung richtig wäre. Du musst aber selbst entscheiden und Dich mit Deiner Wahl wohlfühlen. Deshalb liefere ich Dir nützliche Fakten, die in Szenarien der Vergangenheit zu finden sind. Nachfolgend einige historische Beispiele, in denen die Entwicklung des MSCI World mit dem ZEW verglichen wird:

ZEW versus MSCI World 1992

Im Juli 1992 stand der ZEW bei minus 10 und sank innerhalb eines Monats auf minus 36,8. Nach einer leichten Erholung im September setzte der Index seinen Sturzflug fort und erreichte im Oktober 53,9. Im November sank er erneut und notierte bei 59,3.

Hintergrund war die damals beginnende weltweite Flaute, welche in der BRD durch den enormen finanziellen Aufwand des Anschlusses der DDR verstärkt wurde. Im Ergebnis kam der Aufbau in Mitteldeutschland ins Stocken, die Arbeitslosigkeit stieg rasant und der Export in die wichtigsten Abnehmerländer stagnierte.

Anleger, die 1992 in den MSCI World investiert waren, bekamen von der Entwicklung, wenn überhaupt, nur etwas in den täglichen Nachrichten mit. Der Index war von dem Szenario überhaupt nicht tangiert, wie Du an den nachfolgenden Zahlen erkennen kannst:

  • Zwischen Juli und Dezember 1992 verzeichneten Anleger ein Plus von 7 %.
  • Bis Ende 1993 konnten sich Investierte über ganze 42 % Anstieg freuen.

Die negativen konjunkturellen Vorzeichen hatten auf die Entwicklung keinerlei Einfluss, es entstand im Gegenteil eine der seltenen, aber immer wieder vorkommenden Börsenrallyes. Wer damals dem ZEW vertraute und seine Aktien oder ETFs verkaufte, nahm sich die Chance auf sehr lukrative Gewinne.

Das Beispiel zeigt zudem, dass gerade in turbulenten Zeiten das disziplinierte Befolgen der Kaufen-und-Halten-Strategie unverzichtbar ist. Attraktive Durchschnittsrenditen (beim MSCI World knapp 8 %) kommen nur durch das dauernde Dabei sein zustande.

ZEW versus MSCI World 2002/2003

Nachdem die geplatzte Dotcom Blase zur Jahrtausendwende weltweit die Börsen erzittern lassen hatte, standen 2001 die Zeichen für konjunkturelle Erholung wieder im Vordergrund. Im Januar 2002 notierte der ZEW bei plus 35, bis zum April kletterte er auf über 71 und verharrte bis Juli etwas unterhalb der 70er-Marke. Im August sank er zwar auf plus 43,4, die Prognosen für 2003 waren jedoch alle von steigendem BIP, zunehmendem Export und sinkender Arbeitslosigkeit geprägt.

Der MSCI World stabilisierte sich nach einem starken Kurseinbruch im Frühjahr 2002 zunächst. Ab April 2002 bis März 2003 mussten investierte Anleger jedoch Verluste von mehr als 34 % hinnehmen. Der guten ZEW Entwicklung zum Trotz, ging der MSCI World enorm in die Knie und benötigte mehr als ein Jahr zum Erreichen des vorherigen Werts. Wer sich in diesem Szenario am ZEW orientierte und in ETFs investierte, verringerte sein Kapital um mehr als 1 Drittel.

ZEW versus MSCI World 2007/2008

Anfang Juli 2007 stand der ZEW noch bei plus 10, ab Monatsmitte setzte er jedoch zum Sinkflug an und notierte im September bei minus 18,1. Im November lag er bei minus 32,5 und im Januar 2008 bei 41,6. Bis März 2008 kletterte der ZEW wieder auf minus 30, um danach bis Juli auf 63,9 zu fallen.

Der MSCI World fiel im Jahr 2008 bis September um mehr als 40 %, diesmal benötigte er mehrere Jahre, um auf den Kurs vor der Finanzkrise zu gelangen. In diesem Beispiel hat sich der ZEW als guter Frühindikator bewährt, doch was hätte das investierten Anlegern genutzt? Aus ETFs aussteigen geht zwar sehr einfach, aber die richtige Zeit für den Wiedereinstieg zu finden, ist sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich.

Auch in diesem Szenario wäre Dabeibleiben und Abwarten sinnvoll gewesen, obwohl die Nerven in vielen Monaten blank lagen.

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ZEW versus MSCI World 2011

Vor etwa 8 Jahren wurden die Schlagzeilen der heimischen Presse von der Krise in Griechenland dominiert. Die Regierungen der europäischen Nationen schnürten umfangreiche Hilfspakete, welche letztlich zur Euro-Krise führten. Im Mai war der ZEW noch leicht im Plus, im Juni fiel er auf minus 15,1 und bis September auf 43,3. Im November erreichte der ZEW minus 55,2. International machten die zunehmenden Staatsverschuldungen große Sorgen. Es herrschte die Meinung vor, dass die Finanzkrise von 2008 noch immer nicht bewältigt sei.

Den MSCI World kümmert die trübe Stimmung an den Börsen indes wenig, er schließt 2011 mit einem moderaten Plus von 6 % ab. Zwischen Januar 2012 und Juli 2013 legt er um 32 % zu und bis Juli 2016 erreicht er plus 88 %. Anleger, die aufgrund des sinkenden ZEW im Frühjahr 2011 aus dem MSCI World ausstiegen, verpassten eine wirklich interessante Entwicklung. Auch hier darf nicht unerwähnt bleiben, dass nur konsequentes dabei sein und Abwarten in einer lukrativen Gesamtrendite resultiert.

Was will ich Dir mit diesen Beispielen zeigen?

Die wichtigste Erkenntnis sollte für Dich sein, dass es keinerlei Sinn ergibt, vor einer Investition in ETFs auf den ZEW Frühindikator zu schauen. Die Konjunkturaussichten der BRD sind ein völlig unbrauchbarer Indikator für die Entwicklung eines Aktienindex mit globaler Ausrichtung.

Es handelt sich beim ZEW, wie bereits beschrieben, um die Erwartungen einer kleinen Gruppe von Experten. Erwartungen sind so etwas wie Wünsche oder Befürchtungen mit wenig Aussagekraft. Wie Du aus den obigen Beispielen mühelos ersehen kannst, war der ZEW in der Vergangenheit eher fehlleitend als richtungsweisend. Natürlich sollte niemand aus der Vergangenheit auf die Zukunft schließen, doch die Häufigkeit der Fehlinformationen zwingen zu einem Entschluss: Investieren ja, aber ohne den ZEW.

ETF Engagement trotz Rezessionswarnung?

Vergiss die Warnungen bezüglich einer sich abkühlenden Konjunktur in der BRD. Ob sie kommt oder nicht, spielt für Dich keine Rolle, solange nachfolgende Regeln beachtet werden:

  • Vermeide Investitionen in wenig diversifizierte Aktienindizes wie beispielsweise den DAX.
  • Investiere stattdessen in Indizes, die Dein Kapital auf möglichst viele Unternehmen in verschiedenen Ländern verteilen. Sehr gut geeignet sind dazu MSCI World, MSCI AWCI und MSCI EM.
  • Lasse Deinen ETFs mindestens 15, besser aber 20 Jahre Zeit für die Entwicklung und schaue nicht jeden Tag auf den Chart.
  • Bleibe in Krisen bei der einmal gewählten Strategie und sitze Talfahrten gelassen aus.
  • Lese so wenig wie möglich die Konjunktur betreffende Zeitungsmeldungen. Nehme diesbezügliche Meldungen im Radio, Fernsehen und Internet niemals kritiklos auf und überprüfe nach Möglichkeit den Wahrheitsgehalt jeder Information.
  • Selbst wenn Leute in Deinem Umfeld von Arbeitslosigkeit, steigenden Preisen und stagnierenden Löhnen betroffen sind, darf dies niemals Deine Investitionsentscheidung beeinflussen.

Denke nicht lange über den idealen Einstiegszeitpunkt nach, sondern investiere mit Überzeugung und möglichst zeitnah. Ansonsten quälst Du Dich vergeblich mit nachfolgenden Szenarien:

  1. Aktuell ist Dir der Kurs des gewünschten ETF zu hoch und Du willst auf eine niedrigere Notierung warten. Aus meiner Sicht absolute Zeitverschwendung.
  2. Derzeit ist der Kurs auf Talfahrt und Du willst den Aufschwung abwarten. Ebenso sinnlos, weil Du nicht weißt, wann der Kurs wieder steigt.
  3. Der Kurs Deines gewählten ETF verläuft derzeit horizontal und Du willst warten, bis ein Trend erkennbar ist. Auch dies ist ein völlig sinnloses Unterfangen.

Bei allen 3 Möglichkeiten versuchst Du, das optimale Timing zu finden, obgleich viele Experten immer wieder beweisen, dass dieser Ansatz sehr selten und nur rein zufällig zum Erfolg führt.  

Mein Fazit

Lass Dich von der womöglich eintretenden Rezession in der BRD nicht vom Investieren in ETFs auf globale Aktienindizes abhalten. Wie Du aus obigen Beispielen erkennen kannst, schert sich der MSCI World ziemlich wenig um die Entwicklung in der BRD (mit weniger als 3 % im Index). Selbst wenn ganz Europa zeitweise von konjunkturellem Stillstand betroffen sein sollte, drücken die gut 12 % Indexgewicht den Kurs nicht spürbar.

In ETFs investieren soll Freude bereiten und auf lange Sicht in ordentlicher Rendite resultieren. Wähle daher einen möglichst breit streuenden Aktienindex von MSCI und lasse den ETF für 15 bis 20 Jahre Erträge generieren. Widme Dich derweil Deinem Beruf, genieße Dein Leben und schaue nur selten ins Portfolio. Vor allem aber vermeide den Konsum medialer Ergüsse in Bezug auf Rezession und ähnliche Horrorszenarien.

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