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Vanguard ETFs oder MSCI Indexfonds?

Betonbau weiß
Depotstudent Dominik
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Von den meisten Anlegern nicht bemerkt, sind ETFs des US-amerikanischen Anbieters Vanguard seit einigen Jahren der BRD zugelassen. Vanguard ist das von John Bogle gegründete Unternehmen, welches sowohl Indizes als auch Exchange Traded Funds darauf unter einem Dach konzipiert. Der Chef gilt zudem als der Erfinder der börsengehandelten Indexfonds.

Zwei weltweit etablierte Indexfondsanbieter werben nun auf einem vergleichsweise kleinen Markt um die Gunst der Kunden. In diesem Artikel zeige ich Dir, wie sich die beiden Konkurrenten voneinander unterscheiden und ob Du von dem erweiterten Angebot profitieren kannst.

Hierzulande gilt Vanguard als ein mysteriöser Anbieter, dessen mittlerweile verstorbener CEO mehrfach seine Erfindung verdammte, weil sie von einigen Marktteilnehmern nicht seinen Vorstellungen entsprechend genutzt wird.

Dieser Aspekt ist einfach zu erklären: John Bogle hat als Verfechter der Buy-and-Hold-Strategie ETFs für Privatanleger mit langem Anlagehorizont konzipiert. Es gibt jedoch institutionelle Investoren, die seine Indexfonds zu kurzfristigen Börsenspekulationen verwenden.

Wissenswertes zum Anbieter Vanguard

Die Unternehmensgruppe Vanguard wurde 1975 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Malvern im Bundesstaat Pennsylvania. Der Gründer John Bogle baute sein Unternehmen auch auf seiner Erfindung der passiven Indexfonds auf. Er war mit seiner aus Investmentfonds und Indexfonds bestehenden Angebotspalette überaus erfolgreich. Seine Firmengruppe beschäftigt derzeit rund 14.000 Mitarbeiter.

Das Besondere an der Vanguard Gruppe ist die Eigentümerstruktur. Die gleicht der einer Genossenschaft und beteiligt alle in hauseigene Fonds investierte Anleger am Unternehmensvermögen.

Der erste Indexfonds von John Bogle bildete den S&P 500 nach. Er wurde in den 1970er Jahren jedoch nur verhalten angenommen, da seinerzeit die aktiv gemanagten Investmentfonds sehr beliebt waren.  

Vanguard ist weltweit der größte Anbieter von Publikumsfonds und gleichzeitig der zweitgrößte Anbieter von Exchange Traded Funds. Der Anbieter Vanguard hat sich zu einem der wichtigsten Großaktionäre von global operierenden Konzernen entwickelt. Beim IT-Konzern Apple hält er beispielsweise mit 7,4 % mehr Aktien als der Vermögensverwalter Black Rock. Im Mai 2019 verwaltete Vanguard, hauseigenen Angaben entsprechend, fast 5 Billionen Dollar.

ETFs von Vanguard sind seit einigen Jahren auch in der BRD zugelassen. Ungeachtet der ungewöhnlichen Eigentümerstruktur zählen ETFs der Vanguard Gruppe zum Sondervermögen. Sie sind selbst bei Insolvenz des Anbieters vor Gläubigerzugriffen sicher und investierte Gelder werden getrennt vom Firmenvermögen aufbewahrt.

Welche Fonds sind bei Vanguard im Angebot

Vanguard bietet aktuell 188 Investmentfonds an, von denen allerdings nur 45 für private Anleger zugänglich sind. Das für Privatanleger verfügbare Angebot umfasst 24 Aktienfonds und 21 Anleihenfonds. Diese Angebotskategorie ist jedoch sehr vermögenden Anlegern vorbehalten, weil die Mindestanlagesumme bei Erstzeichnung 100.000 Euro beträgt.

Im Sektor ETF bietet Vanguard 35 Optionen für deutsche Anleger, 14 ETFs bilden Aktienindizes nach und 14 replizieren Anleihen-Indizes. Das wesentliche Merkmal bei Vanguard ETFs ist, dass sie auf FTSE Indizes aufgebaut sind. Das Haus arbeitet eigenen Angaben zufolge aus Kostengründen lieber mit FTSE zusammen.

Was bedeutet dies für Dich?

Vanguard ETFs sind in der Regel nicht mit börsengehandelten Indexfonds von MSCI kompatibel, da es im Portfolio zu Überschneidungen kommen kann. Warum? Weil FTSE diverse Länder anders einstuft als MSCI. Dazu ein Beispiel:

  • Südkorea zählt bei Morgan Stanley Capital International zu den Schwellenländern.
  • Bei FTSE hingegen wird Südkorea als voll industrialisierter Staat eingestuft.

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Die ganze Welt in einem Portfolio

Bisher habe ich Dir als ideale Kombination für ein globales Aktieninvestment den MSCI World und den MSCI Emerging Markets Index vorgeschlagen. Heute zeige ich eine Vanguard Alternative:

Vanguard nutzt für ETFs auf globale Indizes die Produkte von FTSE (Financial Times Stock-Exchange). Der wohl bekannteste Index aus diesem Haus ist der FTSE 100, in welchem die größten 100 Aktiengesellschaften aus Großbritannien vereinigt sind. Seine Relevanz für Anleger entspricht der des Deutschen Aktienindex DAX.

FTSE Russells ist eine Tochtergesellschaft der Londoner Börsengruppe, die seit 30 Jahren nationale, regionale und globale Indizes auflegt.

  • Als Alternative für den MSCI World bietet FTSE den Developed World Index an.
  • Das Gegenstück zum Emerging Markets von MSCI heißt schlicht und einfach FTSE EM.
  • Beide Welten werden bei MSCI im AWCI vereinigt, bei FTSE ist diese Option als All World Index verfügbar.

Welche Gemeinsamkeiten sind bei den Indizes vorhanden?

Die größte Gemeinsamkeit zwischen MSCI World und FTSE Developed World wird auf dem Chart ersichtlich. Beide Indizes zeigen langfristig absolut identischen Kursverlauf. Die Ursache hierfür liegt unter anderem in der extrem breiten Diversifikation. Eine weitere Gemeinsamkeit geht aus der Gewichtung der 5 Top Unternehmen in beiden Indizes hervor:

  • Apple hält im MSCI World 2,8 % und im FTSE DW 2,7 %.
  • Microsoft ist in beiden Indizes mit jeweils 2 % vertreten.
  • Amazon nimmt im MSCI World 1,7 % und im FTSE DW 1,6 % ein.
  • Mit 1 % ist der Mischkonzern Johnson & Johnson in jedem Index vertreten.
  • Die Großbank JP Morgan Chase hält im MSCI World 1 % und im FTSE DW 0,9 %.

Die großen Konzerne sind in beiden Indizes nahezu identisch gewichtet. Dieser Fakt resultiert in ziemlich ähnlicher Wertentwicklung. Weitere Gemeinsamkeiten beider Indizes sind bei der Gewichtung von Ländern und Branchen ersichtlich.

Wie unterscheiden sich die beiden Indizes?

Die Ländergewichtung ist in den beiden Weltindizes nicht identisch, gleichwohl sind die Unterschiede vergleichsweise gering:

  • USA im MSCI World 62,39 %, im FTSE Developed 60,24 %
  • Japan im MSCI World 8,43 %, im FTSE DW 9,09 %.
  • Großbritannien im MSCI World 6,04 %, im FTSE DW 6,25 %.
  • Frankreich im MSCI World 3,81 %, im FTSE DW 3,59 %.
  • Kanada im MSCI World 3,33 %, im FTSE DW 2,97 %.

Die beiden Weltindizes unterscheiden sich lediglich in einem Punkt, den ich beim Vergleich der Schwellenländer-Indizes darstelle.

Unterschiede zwischen MSCI EM und FTSE EM

Ein Blick auf die 5 führenden Länder in beiden Indizes zeigt einen markanten Unterschied, wie die folgende Aufstellung zeigt:

  • China ist im MSCI EM mit 30,04 % vertreten und im FTSE EM mit 32,63 % präsent.
  • Südkorea nimmt im MSCI EM 13,96 % ein und fehlt im FTSE EM.
  • Taiwan hält im MSCI EM 11,85 % und im FTSE EM 13,49 %.
  • Indien ist im MSCI EM mit 8,67 % gewichtet und im FTSE EM mit 11,14 %.
  • Brasilien hält im MSCI EM 7,98 % und im FTSE EM 9,72 %.

Die Unterschiede bei der Gewichtung der einzelnen Länder ist nicht weiter von Bedeutung. Das Fehlen von Südkorea allerdings schon, denn im MSCI World nimmt das asiatische Land immerhin fast 14 % ein. Wie bereits erwähnt, hat FTSE Südkorea als Industriestaat eingestuft und in den Developed World Index integriert. Daher musst Du beim Mischen von Indizes der beiden Anbieter aufpassen:

  • Bei einer Kombination von MSCI World und FTSE EM fehlt Südkorea vollkommen und Du kannst nicht an der Entwicklung von Unternehmen wie Samsung teilhaben.
  • Kombinierst Du hingegen den FTSE Developed Word mit dem MSCI Emerging Markets, hast Du Südkorea gleich doppelt im Portfolio.

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Generelle Unterschiede zwischen beiden Anbietern

Beim MSCI World Index werden etwa 85 % der Marktkapitalisierung jedes Mitgliedslands von Large Caps und Mid Caps abgedeckt. Small Caps fehlen in diesem Index vollkommen und werden von Morgan Stanley in einem separaten Produkt vereinigt.

FTSE definiert große, mittelgroße und kleine Aktiengesellschaften anders und der Developed World Index repräsentiert etwa 90 % der Marktkapitalisierung eines jeden Landes.

Aufgrund dieser Unterschiede bei der Indexgestaltung befinden sich in FTSE Indizes mehr Aktien als in MSCI Gegenstücken. Die breitere Diversifikation ist als positiver Aspekt zu sehen.

Damit sind die allgemeinen Unterschiede zwischen MSCI und FTSE bereits dargestellt. Die hier vorgestellten Indizes unterscheiden sich bei der langfristigen Wertentwicklung nur durch geringfügige Differenzen.

Gibt es sonst noch Alternativen zum MSCI World?

Wenn Du in breit streuende Indizes investieren möchtest, sind MSCI und Vanguard mit FTSE derzeit die einzigen empfehlenswerten Anbieter. Mitbewerber gibt es zwar einige, diese decken aber nur nationale oder regionale Märkte ab.

Beispielsweise hat die Deutsche Börse die Indizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX aufgelegt. Die Produkte des Anbieters Solactive sind meist auf Branchen ausgerichtet und Erzeugnisse von STOXX bilden in der Regel europäische Werte ab.

Für das einfach konzipierte Portfolio sind ETFs auf globale Indizes von MSCI und FTSE von Vanguard die attraktivsten Bestandteile.

Für welche ETFs solltest Du Dich entscheiden?

Als Basisbaustein dient in der Regel der MSCI World oder die Alternative von Vanguard mit dem FTSE Developed World. Für den MSCI World gibt es derzeit mindestens 13 ETFs, auf den FTSE DW hat Vanguard 1 ETF aufgelegt. Nachfolgend ein Vergleich:

Vanguard FTSE Developed World ETF: ISIN IE00BKX55T58, WKN A12CX1

Der im September 2014 aufgelegte ETF beinhaltet 2.172 Aktien, ist physisch mit optimiertem Sampling konzipiert und ausschüttend aufgebaut. Seine Fondsgröße beträgt aktuell 362 Millionen Euro, die Gesamtkostenquote (TER) ist mit 0,12 % pro Jahr vergleichsweise niedrig. Das Fondsdomizil ist Irland, die Ausschüttungen finden alle 3 Monate statt. Mit einer jährlichen Schwankungsbreite von 11,92 % verläuft die Wertentwicklung des ETF durchschnittlich volatil.

Jährliche Renditen seit Auflage:

  • 2015 plus 10,61 %.
  • 2016 plus 11,23 %.
  • 2017 plus 8,36 %.
  • 2018 minus 4,79 %.
  • 2019 bisher plus 26,85 %.

Alle Wertangaben sind inklusive Ausschüttung dargestellt. Sparpläne für den ETF bieten derzeit 5 Broker zu unterschiedlichen Gebühren an:

  • Postbank 0,90 % pro Ausführung mit 100 Euro Sparrate.
  • Consorsbank, DKB und Comdirect 1,50 % pro Ausführung mit 100 Euro Sparrate.
  • 1822direkt nimmt für jede Ausführung mit 100 Euro Sparrate 2,95 %.

Damit der Vergleich möglichst objektiv gestaltet wird, tritt ein ebenfalls ausschüttender ETF auf den MSCI World an:

HSBC MSCI World ETF: ISIN DE000A1C9KL8, WKN A1C9KL

Der im Dezember 2010 aufgelegte ETF beinhaltet etwa 1.650 Aktien, ist mittels optimiertem Sampling physisch repliziert und ausschüttend konzipiert. Sein Fondsvolumen beträgt 1,35 Milliarden Euro, das Fondsdomizil ist Irland. Der quartalsweise ausschüttende ETF ist mit einer TER von 0,15 % pro Jahr behaftet. Seine jährliche Schwankungsbreite liegt mit 12,33 % im oberen Mittelfeld der Skala.

Jährliche Rendite inklusive Ausschüttung seit 2015:

  • 2015 plus 9,51 %.
  • 2016 plus 11,16 %.
  • 2017 plus 7,84 %.
  • 2018 minus 3,96 %.
  • 2019 bisher plus 27,42 %.

Sparplanfähig ist der ETF aktuell bei 5 Brokern:

  • DKB ohne Kosten für die Ausführung.
  • Flatex und Comdirect 1,50 % pro Ausführung.
  • SBroker 2,50 % pro 100 Euro Sparrate.
  • 1822Direkt 2,95 % pro 100 Euro Sparrate.

Mein Fazit

Vanguard ist ein vergleichsweise unbekannter und wettbewerbsfähiger Anbieter für global ausgerichtete ETFs. Die Auswahl an MSCI World ETFs ist zwar vielfältiger, Vanguard kann aber in jeder wichtigen Disziplin mithalten. Aus meiner Sicht ist die bessere Diversifikation der Vanguard Produkte von geringerer Bedeutung als oft vermutet, weil bereits 1.650 Bestandteile das Kapital hervorragend streuen.

Wenn Du bereits in einem ETF auf einen MSCI Index investiert bist, solltest Du zum eventuellen Ausbau des Portfolios bei Produkten von diesem Anbieter bleiben. Von MSCI Indizes auf Vanguard ETFs zu wechseln, ist aufgrund geringer Unterschiede nicht empfehlenswert.

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2 Kommentare

  1. Soweit ich gelesen habe ist die deutsche Variante von Vanguard n i c h t genossenschaftlich organisiert, also anders als in den USA.
    Welche Relevanz das für den Investor hat weiss ich allerdings nicht – im Zweifel keine, denn Sondervermögen sind Vanguards ETFs ja so oder so. Vielleicht bzgl. Kosten? Schliesslich hat Jack Bogle ja genau aus diesen Kostengründen überhaupt seine Indextrackenden Fonds konzipiert – erfunden hat er sie nicht, da gab es vor ihm schon andere:
    https://www.ft.com/content/807909e2-0322-11e9-9d01-cd4d49afbbe3
    Die besagte genossenschaftsähnliche US Variante empfinde ich im Vergleich zu IndexFonds z.B. von Black Rock (i shares) jedenfalls als sympatischer – auch wenn man seine Investmententscheidungen ja nicht emotional treffen sollte 😉
    Noch eine kleine Anmerkung zur Überschrift: diese ist irreführend, denn bei Vanguard handelt es sich um einen Fondsanbieter ( der u.a. ETFs anbietet, die einen Index tracken), MSCI dagegen ist eine Firma, die Indizes auflegt, die dann wiederum andere Firmen, wie Blackrock, zur Grundlage für ihre Fonds nehmen. Das wird im Artikel dann auch ausgeführt, aber eben nicht explizit erklärt. Dennoch halte ich die Unterscheidung für wichtig, wenn man wirklich verstehen will, worum es beim passiven Investieren geht! Es müsste also heissen FSTE vs. MSCI oder Vanguard vs. Black Rock – und für wen man sich dann entscheidet…s.o.

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