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Wie entstehen eigentlich ETFs?

brennende Glühbirne Idee
Depotstudent Dominik
3.3
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Dass Exchange Traded Funds leicht verständliche Anlageinstrumente sind, die Dir kostengünstige Investitionen in ganze Märkte ermöglichen, habe ich in meinen Beiträgen bereits hinreichend dargestellt. Gleichwohl ist es für Dich wichtig, ein Anlagevehikel vollständig zu verstehen. Aus diesem Grund ist der heutige Artikel der Frage gewidmet: Wie entstehen eigentlich ETFs?

Bei Aktien wird der Entstehungs-Prozess viel häufiger beschrieben und er ist einfacher nachvollziehbar. Eine Gesellschaft emittiert Beteiligungen an der Börse, die Summe aller ausgegebenen Aktien mit dem aktuellen Aktienkurs multipliziert, ergibt die Marktkapitalisierung. Etwas komplizierter ist der Vorgang, wenn ein Anbieter einen ETF auf einen Aktienindex auflegt. Wie werden genügend ETF-Anteile geschaffen, um die Nachfrage zu befriedigen, und was passiert, wenn zu viele Anteile auf dem Markt sind?

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Entscheidungen im Vorfeld

Bevor ein Anbieter einen neuen ETF auflegt, muss er sich für eine Replikationsart entscheiden. Er kann unter folgenden Optionen wählen:

  • Vollständige physische Replikation, bei welcher alle Aktien des zugrunde liegenden Index erworben werden.
  • Physische Nachbildung mit optimiertem Sampling, wobei nur die zur Wertentwicklung wichtigen Aktien erworben werden.
  • Synthetische Index-Nachbildung, bei welcher die Wertentwicklung von einem Swap-Partner, beispielsweise mit einer Investmentbank, garantiert wird.

Handelt es sich um einen Index mit wenigen Bestandteilen, fällt die Entscheidung oft zugunsten der physischen Vollreplikation. Große Indizes werden aus Kostengründen eher mit optimiertem Sampling physisch nachgebildet. Die synthetische Replikation kommt unter anderem zur Anwendung, wenn eine möglichst geringe Tracking-Differenz erreicht werden soll. Soweit der erste Schritt des Entstehungsprozesses.

Wie kommen ETF-Anteile zustande?

Als Anleger möchtest Du jederzeit ETF-Anteile erwerben oder verkaufen können, ohne dass Deine Aktivität andere Marktteilnehmer tangiert. Es müssen also ständig genügend Anteile verfügbar sein. Diesem Anspruch wird der sogenannte Creation-Prozess gerecht. Bei sinkender Nachfrage kommt der so bezeichnete Redemption-Prozess zum Einsatz.

Nachfolgend beschreibe ich die Abläufe beider Prozesse und erkläre Dir zudem, welche Funktion jeder Prozess hat und wie Du respektive alle investierten Anleger daran beteiligt sind.

Warum sind Creation- und Redemption-Prozesse so wichtig?

Exchange Traded Funds (ETFs) ermöglichen Anlegern den effizienten Zugang zu allen Segmenten des Marktes. Sie erlauben immer mehr Marktteilnehmern die Investition in sämtliche Assetklassen, unter anderem auf nationaler, regionaler und globaler Ebene. Dank der ständigen Verfügbarkeit wächst das in ETFs investierte Vermögen kontinuierlich.

Dass es stets eine ausreichende Anzahl an ETF-Anteilen gibt, ist den Prozessen Creation und Redemption zu verdanken. ETF-Anbieter und Broker informieren bis ins Detail über Konzept, Fondsgröße, Fondsdomizil, Wertentwicklung und mehr.

Zum Creation- oder Redemption-Prozess gibt es jedoch nur wenige Informationen und deswegen fragen sich zunehmend viele Anleger:

  • Wie laufen die Prozesse ab?
  • Welche Funktionen erfüllen sie?
  • Inwieweit sind Anleger an den Prozessen beteiligt?

Wer die Abläufe beider Prozesse verinnerlicht, versteht unter anderem, warum ETFs stets handelbar sind und sich durch niedrige Verwaltungsgebühren sowie geringe Handelskosten auszeichnen. Wie bereits erwähnt, kannst Du Dich nur bewusst für ein Anlagevehikel entscheiden, wenn es in allen Details verstanden wird.

Natürlich haben ETFs darüber hinausgehende Vorteile, wie beispielsweise die risikomindernde Diversifikation und attraktive Renditen. Ein ETF auf den MSCI World hat mehr als 1.650 Bestandteile. Einzeln in diese Aktien zu investieren wäre für einen privaten Anleger schon aus Kostengründen unmöglich.

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Was bewirken die Prozesse?

Durch beide Mechanismen sind immer genügend ETF-Anteile verfügbar, ohne dass Anteilseigner von Erhöhung respektive Reduzierung aufgrund der Nachfrage betroffen sind. Damit unterscheiden sich ETFs wesentlich von aktiv gemanagten Investmentfonds, bei welchen sich reduzierte oder erhöhte Anteile auf alle Anleger auswirken, die darin investiert sind.

Steigt die Nachfrage bei einem bestimmten ETF, werden neue Anteile durch den Creation-Prozess generiert und zur Deckung gegen die zugrunde liegenden Wertpapiere getauscht. Sinkt die Nachfrage, werden ETF-Anteile mittels Redemption-Prozess reduziert und Fondsanteile gegen Aktien zurückgetauscht.

Wichtig: Beide Prozesse dürfen ausschließlich von so bezeichneten autorisierten Teilnehmern (AT) vollzogen werden. Anleger sind zu keinem Zeitpunkt in die Prozesse involviert und können keinerlei Entscheidungen hinsichtlich Erhöhung oder Reduzierung der Anteile treffen.

Welche Rolle spielen die Market Maker?

Angenommen, ein Market Maker möchte den Basiswert eines ETFs vollständig abbilden. Er stellt dazu einen Wertpapierkorb zusammen, dessen Inhalt zu 100 % dem gewählten Index entspricht. Diesen Korb liefert er an eine Fondsgesellschaft und bekommt im Gegenzug die dem Wert entsprechenden ETF-Anteile.

Dem Market Maker kommt also eine überaus wichtige Funktion bei der Schaffung von ETF-Anteilen zu. Zudem sorgt er dafür, dass die von der Fondsgesellschaft per Tausch erworbenen ETF-Anteile an der Börse zum Kauf angeboten werden. Bei sinkender Nachfrage hat der Market Maker zwei Möglichkeiten:

  • Entweder behält er die ETF-Anteile im eigenen Portfolio.
  • Oder er tauscht sie gegen den entsprechenden Anteil des Wertpapierkorbs bei der Fondsgesellschaft zurück.

Die Market Maker sorgen mit beiden Prozessen dafür, dass das die Wertentwicklungen der ETFs so wenig wie möglich von denen der zugrunde liegenden Indizes abweichen. Bei steigender oder sinkender Nachfrage fließen Mittel zu respektive ab. Aus dem erforderlichen An- und Verkauf von Aktien entstehen Transaktionskosten, welche Market Maker, die zu großen Banken mit eigenen Aktien-Beständen gehören, zu wesentlichen Teilen sparen können.

Eingesparte Transaktionskosten resultieren wiederum in geringen Spreads, von welchen Anleger und Händler profitieren. Der Spread, also die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis, ist besonders niedrig, wenn sehr liquide Aktien im Index enthalten sind.

  • Einen ETF auf den Deutschen Aktienindex DAX kannst Du bereits mit einem Spread von 0,05 % erwerben oder veräußern.
  • Bei der Transaktion eines Branchen-ETF werden bis zu 0,5 % fällig.
  • Handelt es sich um einen ETF auf einen exotischen Index, kann der Spread bis zu 1 % betragen.

Market Maker tragen also mit den Prozessen Creation (Schaffung) und Redemption (Reduzierung) dazu bei, dass immer so viele ETF-Anteile verfügbar sind, wie der Markt aufnehmen kann. Sie führen ihre Arbeit kosteneffizient aus und sorgen damit für geringe Transaktionskosten, welche in niedrigen Spreads resultieren.

In der Praxis merkst Du nichts von den ständig hinter den Kulissen ablaufenden Prozessen. Du bestellst für eine bestimmte Summe Anteile an einem ETF und bezahlst die dafür in Rechnung gestellte Ordergebühr. Es spielt keine Rolle, ob Du einen Klassiker oder Exoten wählst, da die Market Maker stets für genügend Angebot sorgen.

Im nächsten Abschnitt erkläre ich Dir schrittweise den Prozess der Erschaffung von ETF-Anteilen in größeren Mengen. Im dazu verwendeten Beispiel geht es um einen neu aufgelegten ETF, welcher vor Kurzem mit kleiner Anteilszahl am Markt etabliert wurde.

Ein professioneller Investor kennt den Schaffungs-Prozess ebenso bis ins Detail wie die Struktur des gewünschten ETF. Er ordert über seinen Broker 100.000 Anteile, weil ihm der Erschaffungs-Mechanismus mitsamt seiner effizienten Preisgestaltung bekannt ist.

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Der Ablauf einer Kauf-Transaktion mit größerem Umfang

Wichtig: In der Regel tritt ein Primärmarkt-Broker als autorisierter Marktteilnehmer auf, er muss also zum Generieren von neuen ETF-Anteilen keinen Market Maker hinzuziehen.

  • Der Broker erhält von einem Investor die Order zum Erwerb von 100.000 Anteilen eines neu aufgelegten ETF.
  • Dem Anleger verkauft der Broker die gewünschten Anteile zum vereinbarten Preis. Für ihn läuft der Kaufvorgang reibungslos und wie automatisiert ab.
  • Der Broker muss nun aufgrund der vom Investor generierten hohen Nachfrage schnellstens neue Anteile schaffen. Als autorisierter Marktteilnehmer ist er dazu berechtigt. Eine Verpflichtung entsteht für ihn durch den Verkauf an den Investor. Anders ausgedrückt: Er kann weitere Anleger nicht mehr mit Anteilen an diesem ETF bedienen.
  • Der auf Sicherheit bedachte Broker erwirbt zunächst den Wertpapierkorb, welcher dem ETF zugrunde liegt. Er besitzt jetzt zwar die nötigen Aktien, aber immer noch keine ETF-Anteile.
  • Anteile des ETF erhält er vom Emittenten, sobald er diesem den Wertpapierkorb geliefert hat.
  • Damit ist der Schaffungs-Prozess eingeleitet, und der Broker erhält vom Emittenten im Gegenzug die entsprechenden ETF-Anteile.

Der Investor hat mit dem Prozess zum Schaffen neuer ETF-Anteile nichts zu tun. Die umfassende Kenntnis des Vorgangs hat ihn jedoch dazu veranlasst, eine große Menge an Anteilen eines ETF zu ordern, der mit kleinem Volumen neu am Markt platziert war.

Wie läuft eine Verkaufs-Transaktion mit größerem Volumen ab?

Zur Erinnerung: Exchange Traded Funds können jederzeit erworben oder verkauft werden. Wie genau der Verkauf von ETF-Anteilen in großen Mengen abläuft, erfährst Du durch das nachfolgende Beispiel:

  • Ein Investor möchte sich von 100.000 Anteilen eines bestimmten ETF trennen und gibt seinem Broker die entsprechende Verkaufs-Order.
  • Der beauftragte Broker erwirbt die Anteile vom Investor zum vereinbarten Preis.
  • Es liegt nun im Ermessen des Brokers, sich für einen Redemption-Prozess oder den Zukauf des dem ETF zugrunde liegenden Wertpapierkorbs zu entscheiden. Er muss entweder die in seinem Besitz befindlichen Anteile absichern oder an den Emittenten übertragen.
  • Aufgrund der gesunkenen Nachfrage fällt die Entscheidung meist zugunsten der Redemption.
  • Sobald dem Emittenten die ETF-Anteile vorliegen, geht der Wertpapierkorb zurück an den Broker.

Werden wieder mehr ETF-Anteile nachgefragt, kann der Broker auf der Basis des vorhandenen Wertpapierkorbs sofort einen erneuten Tausch veranlassen. Beide Prozesse laufen hinter den Kulissen ab und können nicht von Investoren beeinflusst werden. Sie stellen sicher, dass im Angebot befindliche ETF-Anteile stets durch die Wertpapiere der zugrunde liegenden Indizes abgesichert sind.

Bei synthetisch replizierenden ETFs tritt an die Stelle des Wertpapierkorbs der Swap-Wert. Ansonsten sind beide Vorgänge identisch mit denen von physisch nachgebildeten ETFs.

Welche Vorteile sind mit den Creation/Redemption Mechanismen verbunden?

Durch den Creation-Prozess kann schnell auf die steigende Nachfrage nach Anteilen von jedem ETF reagiert werden. Der Redemption-Prozess gewährleistet, dass nie zu viele ETF-Anteile auf dem Markt sind.

Wichtig ist für jeden Anleger, dass die Mechanismen keinerlei Nachteile mit sich bringen und ermöglichen, ETFs dem Marktwert entsprechend zu handeln. Von beiden Prozessen bekommst Du als Anleger überhaupt nichts mit. Du profitierst aber von realem Marktpreis, geringem Spread und effizienter ETF Struktur.

Zum besseren Verständnis

Als Privatanleger kaufst Du Deinen ETF auf dem sogenannten Sekundärmarkt, also über einen Privatkunden-Broker an der Börse. Es handelt sich dabei um einen Markt für bereits bestehende Wertpapiere, welche lediglich ihre Besitzer wechseln.

Geschaffen respektive wieder liquidiert werden ETF-Anteile ausschließlich am so bezeichneten Primärmarkt. Bei diesem handelt es sich um einen Finanzmarkt mit einer besonderen Aufgabe.

Hier wird unter anderem von der aktuellen Nachfrage festgelegt, wie viele ETF-Anteile ein Anbieter emittieren kann. Auf dem Sekundärmarkt entscheiden aktuelle Kurse über die Preise von ETF-Anteilen.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Primärmarkt und Sekundärmarkt ist, dass Ersterer den autorisierten Teilnehmern vorbehalten bleibt, während am letztgenannten alle Akteure teilnehmen können. Transaktionen vom Primärmarkt zum Sekundärmarkt werden ausschließlich von autorisierten Marktteilnehmern initiiert.

Mein Fazit

Wie entstehen ETF-Anteile und wie werden sie bei Bedarf aus dem Verkehr gezogen, sind nur selten gestellte Fragen. Das hat jedoch nichts mit zu wenig Interesse zu tun, sondern mit der Tatsache, dass beide Prozesse hinter den Kulissen ablaufen und kaum wahrgenommen werden. Indes trägt das Wissen rund um die Abläufe zum besseren Verständnis der Exchange Traded Funds bei.

Bei der Auswahl eines ETF sollten jedoch andere Aspekte beachtet werden. Dazu zählen unter anderem Auflagedatum, Fondsgröße, Art der Ertragsverwendung, Gesamtkostenquote und Tracking Differenz. Im Vorfeld der Auswahl musst Du sicherstellen, dass der ETF zu Deinem Anlageziel passt und mit eventuell bereits vorhandenen Anlagevehikeln im Portfolio harmoniert.

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