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Bei welchem Kurs ETFs kaufen?

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Depotstudent Dominik
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Wenn Du kurz davor stehst, einen ETF zu kaufen, stellst Du Dir unweigerlich die Fragen: Bei welchem Kurs sollte man kaufen? Und zu welchem Kurs sollte man nicht kaufen?

Immerhin ist der ETF-Kurs ja nichts anderes als der Preis, den Du dafür zahlen musst, dass Du einen ETF-Anteil erhältst.

Bei einer neuen Waschmaschine, einem Gebrauchtwagen oder beim Lebensmitteleinkauf ist das ja schließlich auch nichts anderes, oder? Man schaut auf den Preis.

In diesem Artikel möchte ich Dir Folgendes zeigen:

  • Welcher Kurs ist bei ETFs zu hoch?
  • Welcher Kurs ist bei ETFs niedrig?
  • Welcher Kurs ist bei ETFs angemessen?
  • … und macht es überhaupt Sinn, auf den Kurs zu schauen oder sollte man einfach kaufen?

Tipp: Um in Aktien oder ETFs zu investieren, benötigst Du ein Wertpapier-Depot. Die besten Anbieter findest Du in der folgenden Übersicht:

Ich empfehle vor allem:

Die Ausgangssituation beim ETF-Kauf

Wenn Du kurz vor dem ETF-Kauf stehst, hast Du die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Orderarten zu wählen.

Im Regelfall zwischen:

  • Billigst (=Market Order)
  • Limit (=Limit Order)

Wenn Du genau wissen möchtest, was hinter diesen beiden Orderarten steht, dann lies den folgenden Artikel: Billigst oder Limit: Welche Order-Art ist beim ETF-Kauf besser?

Es sei nur so viel gesagt: Mit „billigst“ kaufst Du zum aktuellen Marktpreis und mit „Limit“ könntest Du einen Preis bestimmen, welchen Du maximal bereit bist, zu zahlen.

… und damit Einfluss darauf nehmen, welchen Preis Du zu zahlen gewillt bist.

Das nur als kurzer Hintergrund – denn in diesem Beitrag geht es nicht um die Unterscheidung der Orderarten, sondern darum, zu welchem Kurs man ETFs kaufen sollte.

„Gleiche“ ETFs können unterschiedliche Kurse haben

  • Verschiedene ETFs haben verschiedene Kurse – ein ETF auf den DAX hat einen anderen Kurs als ein ETF auf den MSCI World, soweit klar.
  • Aber es ist auch häufig so, dass sogar ETFs auf denselben Index (z.B. auf den MSCI World Index) unterschiedliche Kurse haben.
  • So hat z.B. ein MSCI World ETF von Invesco einen anderen Kurs als der MSCI World ETF von Xtrackers.
  • Das kommt z.B. dadurch, dass ETFs unterschiedlich gestückelt sind und es deshalb unterschiedlich viele ETF-Anteile gibt.

Hier die Beispiele von drei bekannten thesaurierenden MSCI World-ETFs:

ETF auf MSCI WorldKurs
Invesco MSCI World UCITS ETF74,33 €
SPDR MSCI World UCITS ETF25,25 €
Xtrackers MSCI World UCITS ETF 1C75,98 €

Es ist also wichtig zu verstehen: Der Kurs an sich sagt noch nichts aus – und das schauen wir uns im Folgenden genauer an!

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Die Grundidee von ETFs

Damit Du verstehst, wieso der Kurs von ETFs (meistens) irrelevant ist, solltest Du Dich an die Funktionen eines ETFs erinnern.

ETFs haben für Privatanleger wie Dich und mich folgende Funktionen:

  • Kostengünstiges Investieren (geringe laufende Kosten).
  • Breit gestreutes Investieren (z.B. in den Weltaktienindex).
  • Passive Geldanlage = kein Verfolgen von Börsennachrichten, nicht auf Kurse schauen, langfristig und entspannt investieren.

Vor allem der letzte Punkt macht deutlich, in welche Richtung es bei der Frage „Welcher Kurs ist sinnvoll, um ETFs zu kaufen?“ geht.

Ich möchte Dir zunächst noch ein kleines Beispiel zu Aktien geben – denn hier ist es häufig anders. Und das Verständnis für die Preisbildung / Kursbildung bei Aktien ist notwendig, um ETFs verstehen zu können.

Beispiel zu Einzelaktien: Angenommen, Du hast die Aktie eines Unternehmens analysiert und bist der Meinung, dass die Aktie für 50 € kaufenswert ist – also aufgrund fundamentaler Daten, der Gewinnentwicklung oder der Zukunftsperspektive.

Aktuell notiert die Aktie jedoch stets zwischen 60 € und 70 €. Aus diesem Grund entscheidest Du Dich dazu, die Aktie noch nicht zu kaufen und erst zu ordern, sobald die Aktie bei 50 € steht oder sogar darunter.

Bei ETFs ist die Grundidee eine andere:

  • Du möchtest die zugrundeliegenden Aktien nicht analysieren und keine Zeit mit großartiger Recherche „verschwenden“.
  • Die Preise am Markt (also z.B. von Aktien und Anleihen) werden unter anderem durch die großen Marktteilnehmer wie z.B. Fondsgesellschaften bestimmt – je nachdem, welche Wertpapiere sie zu welchen Preisen kaufen oder verkaufen möchte.
  • Als ETF-Anleger geht man aus diesem Grund davon aus, dass die Aktien und Anleihen einen „fairen“ Preis haben – denn schließlich ergeben sich die Aktienkurse (und damit auch die Kurse von Aktien-ETFs) daraus, wie Marktteilnehmer die Aktien aktuell bewerten und welchen Preis sie dafür zu zahlen sind.
  • Diese großen Marktteilnehmer haben eine Vielzahl von Analysten im Hintergrund, welche den ganzen Tag nichts anderes tun, als den „fairen“ Preis von Wertpapieren zu bestimmen.
  • Du als ETF-Anleger springst vielmehr „auf den Zug auf“ und fängst nicht selbst an, Aktienanalysen und Unternehmensanalysen zu erstellen und selbst einen „fairen“ Preis zu identifizieren.
  • Und Du versuchst nicht, über die Auswahl einzelner Aktien besser abzuschneiden als die großen Marktteilnehmer.

Was heißt das für die Frage: Zu welchem Kurs ETFs kaufen?

Kurz: Der Kurs eines ETFs ist einem langfristigen und passiven ETF-Anleger (wie z.B. mir) egal. ETF-Anleger investieren in ETFs, da sie zu aktuell „fairen“ Marktpreisen in den Markt einsteigen möchten und die Statistiken kennen, dass die meisten Fondsmanager keine bessere Rendite als ETFs erwirtschaften.

Es gibt zwar Indikatoren dafür, ob der Aktienmarkt aktuell überbewertet oder unterbewertet ist – aber letztlich sind sie für Privatanleger wie Dich und mich kaum hilfreich.

Und noch besser: Sie sind genauso wenig für die „Profis“ hilfreich – denn einen Crash oder die weitere Entwicklung am Aktienmarkt kann niemand vorhersagen. Auch nicht anhand solcher Indikatoren.

Trotzdem möchte ich Dir einen kurzen Einblick geben, wann Aktienmärkte als überbewertet oder unterbewertet gelten.

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Überbewertung des Aktienmarktes und die Shiller PE Ratio

Eine Möglichkeit, die Überbewertung oder Unterbewertung (also ob der ETF zu teuer oder zu billig ist) herauszufinden, ist anhand von Fundamentalanalyse – also zum Beispiel, indem die Preise der Unternehmen (und der Aktien) ins Verhältnis zu den tatsächlichen Gewinn gesetzt werden.

Als Beispiel nehmen wir einfach mal den Xtrackers-ETF auf den MSCI World zum Kurs von 75,98 €.

Wie kannst Du herausfinden, ob diese 75,98 € ein fairer Preis sind?

Auf die Schnelle gar nicht.

Aber was Du herausfinden kannst, ist, ob der Aktienmarkt generell überbewertet ist – denn das ist es ja, was der ETF tut: Die Preise des Aktienmarkts abbilden.

Eine hilfreiche Kennzahl in diesem Zusammenhang ist die sogenannte Shiller PE Ratio (auch CAPE genannt).

Auf multpl.com findest Du die folgende Ansicht des historischen Shiller PE – für den S&P 500:

Shiller PE Ratio
Shiller PE Ratio

Was zeigt die Shiller PE Ratio? Grob zeigt sie die aktuellen Aktienkurse im Verhältnis zu den durchschnittlichen, jährlichen und inflationsbereinigten Gewinnen der Unternehmen der letzten 10 Jahre.

… und was bedeutet das konkret?

Sinngemäße Interpretation des Shiller PE:

  • Hohes Shiller PE = Aktienmarkt ist teuer im Vergleich zu den tatsächlichen Gewinnen der Unternehmen.
  • Niedriges Shiller PE = Aktienmarkt ist günstig im Vergleich zu den tatsächlichen Gewinnen der Unternehmen.

Lesetipp für den Chart: Die Shiller PE Ratio von 30 im Jahr 2020 bedeutet, dass der Kaufpreis der Aktien der Unternehmen im S&P 500 Index 30 x so hoch wie die durchschnittlichen Jahresgewinne sind.
Anders ausgedrückt: Für 1 € Gewinn pro Jahr zahlst Du aktuell einen Preis von 30 €.
Mathematisch ausgedrückt: Aktienkurs / durchschnittliche Gewinne

Die englische Erklärung zur Shiller PE Ratio:

„Price earnings ratio is based on average inflation-adjusted earnings from the previous 10 years, known as the Cyclically Adjusted PE Ratio (CAPE Ratio), Shiller PE Ratio, or PE 10“

Aber Achtung: Die Interpretation des Shiller PE ist als Privatanleger mit Vorsicht zu genießen!

Denn wenn Du jetzt denkst: „Oh, das Shiller PE sieht mir aktuell etwas hoch aus.“ – dann möchte ich Dir sagen, dass eine solche Interpretation auch gefährlich sein kann.

Denn es gibt viele Faktoren, die ein hohes Shiller PE rechtfertigen.

Niedrige Zinsen und der damit einhergehende Anlagenotstand führen dazu, dass verzinste Produkte (wie Anleihen) weniger attraktiv werden. Dadurch fließt mehr Geld in den Aktienmarkt und die Preise steigen.

Das Shiller PE muss also immer in Relation zum aktuellen Umfeld gesehen werden – also z.B. was das Zinsniveau anbelangt.

… ist der Aktienmarkt bei einer hohen Shiller PE Ratio wirklich überbewertet?

Eine Fragestellung, zu der sich viele Experten absolut uneinig sind. Und so kann auch ich Dir keine eindeutige Antwort darauf liefern. Denn es spielen eine Reihe Faktoren eine Rolle.

Außerdem muss eine aktuelle Überbewertung keinesfalls bedeuten, dass bald ein Crash kommt!

… und auch nicht, dass es überhaupt jemals wieder eine Unterbewertung des Aktienmarktes gibt.

Denn eine Überbewertung kann über Jahre und Jahrzehnte anhalten:

  • Und nach einer Überbewertung ganz langsam (also ohne Crash) wieder auf ein „normales“ Niveau sinken.
  • Es ist aber genauso möglich, dass sogar die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte stets von einer „Überbewertung“ gesprochen wird, da sich die Zeiten ändern – und auch Kennzahlen wie das Shiller PE angepasst werden müssten.

Kommen wir aber zum Fazit: Zu welchem Kurs solltest Du ETFs kaufen?

Tipp: Um in Aktien, ETFs und Fonds zu investieren, benötigst Du ein Wertpapier-Depot. Die besten Anbieter findest Du in der folgenden Übersicht:

Ich empfehle vor allem:

Fazit: Zu welchem Kurs ETFs kaufen?

Die Antwort ist zwar banal, aber durchaus charmant: Kaufe ETFs zum aktuell fairen Marktpreis – also genau zu dem Preis, der gerade in Deiner App, bei Deinem Online Broker oder Deiner Depotbank angezeigt wird.

Dazu musst Du bei Deiner Depotbank noch nicht einmal eingeben, zu welchem Kurs zu Deinen ETF kaufen möchtest. Viel einfacher ist es, den ETF „billigst“ (also per Market Order) zu kaufen.

Dadurch erhältst Du automatisch den aktuellen Marktpreis – lies dazu gerne den Artikel Billigst oder Limit: Welche Order-Art ist beim ETF-Kauf besser?

… und damit Du weißt, das ich auch umsetze, was ich hier predige: Ich investiere unabhängig vom Shiller PE kontinuierlich in ETFs – und das über eine „billigst“-Order. Ich kaufe also immer zum aktuellen Marktpreis.

Sollte die Shiller PE Ratio irgendwann einmal enorm in die Höhe schießen und ein echtes Warnsignal liefern – dann setze ich vielleicht ein paar Sparraten aus. Wer weiß. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Kleine Anregung am Schluss

Egal, ob der ETF ein paar Euro höher oder tiefer steht. Und egal, ob der ETF in den letzten Tagen oder Monaten einen niedrigeren Kurs, einen höheren Kurs oder ziemlich den gleichen Kurs hatte – wo er morgen steht, weiß niemand.

Man weiß nur, dass der Aktienmarkt (und damit Aktien-ETFs) in den letzten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten z.B. aufgrund von Inflation, Wirtschaftswachstum und der Produktivität von Unternehmen gestiegen ist – und dass es aktuell keinen fundierten Anlass zu der Annahme gibt, wieso das langfristig anders sein sollte.

… und dass die einfachste und kostengünstige Möglichkeit, davon zu profitieren, die Investition in Aktien-ETFs ist.

Dein Depotstudent Dominik

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Ein Kommentar

  1. Hallo, macht es im Hinblick auf die Rendite einen Unterschied ob ich einen ETF auf den MSCI World von Invesco für 20€ pro Anteil oder einen ETF ebenfalls auf den MSCI World von iShares für 700€ pro Anteil kaufe? Welchen Unterschied macht das? Habe ich unter dem Strich die gleiche Rendite wenn die beiden ETF’s aus meinem Beispiel fasr gleich performen?

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