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Thesaurierende ETFs: Wann wird reinvestiert?

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Depotstudent Dominik
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Ich bin in letzter Zeit öfter auf Fragestellungen rund um die Thesaurierung bei ETFs aufmerksam gemacht worden.

Dabei standen Fragen im Raum wie:

  • Wie ist der Ablauf bei der Thesaurierung?
  • Wann reinvestieren thesaurierende ETFs die Ausschüttungen?
  • Wie reinvestieren thesaurierende ETFs die Ausschüttungen?
  • Erhält man bei Thesaurierung zusätzliche Anteile?
  • Oder steigt der Wert der ETF-Anteile, aber die Anzahl erhöht sich nicht?

Bei den offiziellen Informationen der ETFs selbst gibt es meistens nur die wenig hilfreiche Information „Dividenden werden im Fondsvermögen angelegt und nicht ausgeschüttet““.

Na toll, und was heißt das jetzt? Das zeige ich Dir in diesem Artikel!

Ich zeige Dir die genaue Funktionsweise bei der ETF-Thesaurierung mit einigen anschaulichen Beispielen.

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Wichtig für das Grundverständnis: Ausschüttende ETFs

Ein ausschüttender ETF entscheidet nicht „willkürlich“, wie viel ausgeschüttet wird. Der ETF schüttet so viel aus, wie die darin enthaltenen Aktien an Dividenden ausgeschüttet haben.

  • Ein ausschüttender ETF sagt also nicht „ich schütte jedes Jahr 2 % aus“, sondern
  • „ich schütte so viel aus, wie die Unternehmen ausschütten, in die ich investiert habe“

… und dieses Bild lässt sich auch auf thesaurierende ETFs übertragen. Denn diese erhalten ebenfalls Dividenden von den Unternehmen – und die fallen mal höher und mal weniger hoch aus.

Im Gegensatz zu ausschüttenden ETFs schütten diese die Dividenden aber nicht aus, sondern kaufen neue Aktien davon.

Sowohl bei ausschüttenden ETFs als auch bei thesaurierenden ETFs gilt: Die Anzahl der ETF-Anteile erhöht sich durch Ausschüttungen nicht!

Wenn Du nach der Ausschüttung eines ausschüttenden ETFS allerdings selbst neue ETF-Anteile kaufst (also selbst reinvestierst): Dann steigt die Anzahl der ETF-Anteile.

Wie das im Detail aussieht und wie die Zahlungsströme in der Praxis fließen, das möchte ich Dir im folgenden Abschnitt zeigen.

… und warum trotzdem ein Zinseszinseffekt bei ETFs entsteht, kannst Du im Artikel „Zinseszins bei ETFs: So funktioniert er bei ausschüttenden und thesaurierenden“ nachlesen.

Tipp: Um in Aktien, ETFs und Fonds zu investieren, benötigst Du ein Wertpapier-Depot. Die besten Anbieter findest Du in der folgenden Übersicht:

Ich empfehle vor allem:

Wie funktioniert die Wiederanlage von Dividenden / Ausschüttungen ETFs?

Nehmen wir als Beispiel den bekannten Weltaktienindex MSCI World. Auf den MSCI World gibt es eine Vielzahl an ausschüttenden und thesaurierenden ETFs.

Was ausschüttende und thesaurierende ETFs gemeinsam haben: Sie sammeln die Dividenden der Unternehmen ein.

Wo der Unterschied zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs liegt: Ausschüttende ETFs schütten diese Dividenden an Dich aus und thesaurierende ETFs behalten diese Ausschüttungen ein.

Aber werden wir konkreter anhand eines Beispiels für thesaurierende ETFs und die Wiederanlage der Ausschüttungen.

Beispiel für einen thesaurierenden MSCI World ETF:

Über einen ETF auf den MSCI World Index investierst Du in etwa 1.600 Unternehmen.

Hier die größten Unternehmen im MSCI World Index:

UnternehmenAnteil am Index
Apple4,16 %
Microsoft Corp3,47 %
Amazon.com2,42 %
Facebook A1,46 %
Alphabet A1,38 %
Alphabet C1,35 %
Tesla0,90 %
Nvidia0,82 %
JPMorgan Chase & Co0,79 %
Johnson & Johnson0,77 %
Summe17,51 %
Tabelle: Unternehmen im MSCI World Index

Jedes dieser Unternehmen hat eine andere Dividendenpolitik: Manche Unternehmen schütten seit Jahrzehnten kontinuierlich Dividenden aus. Manche Unternehmen sind stark im Wachstum, reinvestieren alle Gewinne wieder und haben deshalb noch nie eine Dividende ausgeschüttet.

Aber was passiert ganz konkret bei einer Ausschüttung und was machen die ETFs damit?

Als Beispiel dazu nehmen wir die Apple-Aktie: Apple schüttet pro Quartal ungefähr 0,20 € an Dividende pro Aktie aus.

Selbstverständlich hält ein ETF wesentlich mehr als nur eine Apple Aktie – für das folgende Beispiel nehmen wir aber einfach an, dass der ETF genau eine Apple Aktie hält.


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Beispiel: Wiederanlage beim thesaurierenden ETF

Die kursiven Aufzählungspunkte sind identisch wie beim ausschüttenden ETF.

  • Der ETF hält eine Apple Aktie und ist damit Aktionär.
  • Apple zahlt eine Dividende an Aktionäre aus, in Höhe von 0,20 €.
  • Dadurch erhält die Fondsgesellschaft des ETFs diese Dividende „aufs Konto“.
  • Die Dividende ist damit Teil des ETF-Fondsvermögens. -> Die Dividende erhöht das Fondsvermögen.
  • Bei der Ausschüttung sinkt der Kurs der Apple Aktie etwa um den Wert der Dividende. Denn die Aktie wird „ex Dividende“ gehandelt. -> Der Kursverlust verringert das Fondsvermögen.
  • Kurs des ETFs bleibt nach der Ausschüttung gleich.
    Denn: Apple Aktie sinkt etwas, weil Dividende ausgeschüttet wird (also etwa um 0,20 €). Dadurch sinkt auch der ETF um 0,20 €. Das wird aber durch die Dividende recht genau wieder ausgeglichen. Das Vermögen des ETFs steigt durch die Dividende um 0,20 €.
  • Da die Dividende nicht auf dem Konto der Fondsgesellschaft liegen soll, sondern den Index möglichst genau nachbilden soll, wird die Dividende direkt wieder in Aktien investiert.
  • Für diese 0,20 € werden also wieder die Aktien gekauft, die im nachzubildenden Index enthalten sind.
  • Wer es genau nimmt: Da sich für 0,20 € keine ganze Aktie kaufen lässt, würden in diesem Beispiel Bruchteile von Aktien gekauft werden.

Fazit thesaurierender ETF: Gleich viele ETF-Anteile, aber mehr Aktien nach der Thesaurierung.

Beispiel: Wiederanlage beim ausschüttenden ETF

Die kursiven Aufzählungspunkte sind identisch wie beim thesaurierenden ETF.

  • Der ETF hält eine Apple Aktie und ist damit Aktionär.
  • Apple zahlt eine Dividende an Aktionäre aus, in Höhe von 0,20 €.
  • Dadurch erhält die Fondsgesellschaft des ETFs diese Dividende „aufs Konto“.
  • Die Dividende ist damit Teil des ETF-Fondsvermögens. -> Die Dividende erhöht das Fondsvermögen.
  • Bei der Ausschüttung sinkt der Kurs der Apple Aktie etwa um den Wert der Dividende. Denn die Aktie wird „ex Dividende“ gehandelt. -> Der Kursverlust verringert das Fondsvermögen.
  • Kurs des ETFs bleibt nach der Ausschüttung gleich.
    Denn: Apple Aktie sinkt etwas, weil Dividende ausgeschüttet wird (also etwa um 0,20 €). Dadurch sinkt auch der ETF um 0,20 €. Das wird aber durch die Dividende recht genau wieder ausgeglichen. Das Vermögen des ETFs steigt durch die Dividende um 0,20 €.
  • Der ETF hat in seiner Ausschüttungspolitik z.B. stehen: Jährliche Ausschüttung an die ETF-Investoren.
  • Dadurch muss der ETF die Dividenden einbehalten, die er später an die Investoren ausschütten muss.
  • Der ETF sammelt also über das ganze Jahr lang die Dividenden der Unternehmen ein.
  • Am Ausschüttungstermin des ETFs wird die Dividende an die ETF-Investoren ausgeschüttet: z.B. 10 € pro ETF-Anteil.
  • In diesen 10 € sind dann auch die 0,20 € Apple Dividende enthalten.
  • Kurs des ETFs verändert sich nach der Ausschüttung.
    Denn die 10 € Ausschüttung werden dem Fondsvermögen entnommen, sodass der Kurs eines ETF-Anteils um 10 € sinkt.

Fazit ausschüttender ETF: Gleich viele ETF-Anteile und gleich viele Aktien – denn: keine Thesaurierung.

Hinweis: Manche Broker bieten eine sogenannte „automatische Wiederanlage von Ausschüttungen“ an. Dabei legt der Broker die Ausschüttungen automatisch wieder an. Der ETF schüttet also aus und Dein Broker kauft davon automatisch neue Fondsanteile. Der Ablauf ist also ganz ähnlich wie der Ablauf, wenn Du die Ausschüttungen selbst wiederanlegen würdest. Lies dazu gerne meinen Beitrag „Automatische Wiederanlage bei der ING DiBa„.

Im nächsten Abschnitt gehe ich auf den genauen Zeitpunkt der Thesaurierung ein.

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Zeitpunkt der Thesaurierung: Wann reinvestieren thesaurierende ETFs ihre Gewinne?

Wie aus den vorherigen Beispielen und Beispielrechnungen ersichtlich geworden sein sollte, ist das eigentlich die falsche Frage.

Denn zum einen werden bei thesaurierenden ETFs nicht die Gewinne, sondern die Ausschüttungen / Dividenden reinvestiert. Die reine Wertentwicklung oder die Gewinne werden nicht wiederangelegt.

Zum anderen gibt es keinen „Thesaurierungs-Zeitpunkt“, an dem die Ausschüttungen auf einen Schlag reinvestiert werden. Denn die Dividenden erhält der ETF über das komplette Jahr und legt sie direkt wieder an, da der Index möglichst genau abgebildet werden soll.

Dass die ETF-Gesellschaft aber beispielsweise nur jede Woche einen größeren Kauf startet und nicht jeden Tag zukauft, ist natürlich denkbar.

Termin der Thesaurierung

Einen Stichtag gibt es dann aber doch: Den offiziellen Thesaurierungszeitpunkt, um formal und steuerlich sauber zu sein. Schließlich müssen auch Jahresabschlüsse und andere Dokumente für ETFs angefertigt werden.

Dieser Stichtag ist auf das Geschäftsjahresende gelegt. Zu diesem Stichtag werden die steuerlich relevanten Daten ermittelt und später veröffentlicht.

Hinweis zu Verständnisproblemen bei „Wiederanlage der Rendite“

Dadurch, dass häufig von historischen ETF-Renditen die Rede ist, glauben einige Anleger, dass die Rendite jährlich wiederangelegt werden müsste.

Nehmen wir als Beispiel die historische Wertentwicklung von ETFs mit knapp 8 % pro Jahr – das ist die zu erwartende jährliche Rendite.

Dann lässt sich nicht sagen, dass diese Gewinne (oder besser gesagt: Rendite) in irgendeiner Weise wiederangelegt werden.

Am Ende des Jahres werden also nicht diese 8 % genommen und in neue ETF-Anteile umgewandelt oder ähnliches.

„Historische Rendite von 8 %“ meint damit einfach nur, dass langfristig und gemittelt diese jährliche Rendite erwirtschaftet wurde. Und zwar über a) Dividenden und b) Kurssteigerungen der zugrundeliegenden Aktien.

Warum trotzdem ein Zinseszinseffekt bei ETFs entsteht, kannst Du im Artikel „Zinseszins bei ETFs: So funktioniert er bei ausschüttenden und thesaurierenden“ nachlesen.


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Bekomme ich mehr Anteile bei Thesaurierung von ETFs?

Diese Frage kann mit einem einfachen „Nein“ beantwortet werden. Wie die obigen Beispiele gezeigt haben, erhält man durch Thesaurierung keine zusätzlichen Anteile des ETFs.

Wenn Du 5 ETF-Anteile hast und diese einfach nur liegen lässt, dann wirst Du auch nach einigen Jahren noch 5 ETF-Anteile haben.

Der langfristig steigende Kurs von ETFs ist ganz alleine dafür verantwortlich, dass mit thesaurierenden ETFs Gewinne gemacht werden. Und diese steigenden Kurse sind a) auf wiederanlgelegte Dividenden und b) auf steigende Aktienkurse zurückzuführen.

Andersrum gilt natürlich genauso, dass Du bei Kursverlusten nicht plötzlich weniger ETF-Anteile hast.

Wann bekommt man den Gewinn / die Rendite von ETFs?

Um beim ETF-Investment Geld zu erhalten, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Dividende vereinnahmen bei ausschüttenden ETFs.
  • ETFs verkaufen und Kursgewinne vereinnahmen. Das gilt für ausschüttende und thesaurierende ETFs.

Wer also lediglich auf thesaurierende ETFs setzt, hat keinen anderen „Gewinn“ oder „Rendite“ als die Kursgewinne. Und um diese auf dem Konto sichtbar zu machen, müssen ETF-Anteile verkauft werden.

Wenn Du es genau wissen möchtest, lies meinen Artikel „ETFs: Wann bekommt man den Gewinn / Rendite?

Wenn Du wissen möchtest, wie ich selbst in ETFs anlege: Meine bittersüßen ETF-Erfahrungen

Dein Depotstudent Dominik

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